Restitution
Die Beratende Kommission soll ihre Arbeit einstellen, so will es Kulturstaatsministerin Roth. Das auch als Limbach-Kommission bekannte Gremium wurde 2003 eingerichtet, um Konflikte um die Rückgabe von geraubten Kunstwerken insbesondere aus jüdischem Besitz zu klären, die sich heute in öffentlichen Museen befinden. Die Auflösung sei ein "Gemurkse", eine "Farce", kommentiert Ulrike Knöfel im "Spiegel": "Ohne das einschlägige Bekenntnis Deutschlands, das 1998 die Prinzipien von Washington anerkannte und so Rückgaben jenseits von Verjährungsfristen möglich machte, wäre es allerdings nicht zu einer einzigen Restitution gekommen. Doch längst ist diese weiche Selbstverpflichtung an ihre Grenzen gestoßen. Sie sollte nicht durch eine noch weichere Ersatzlösung ad absurdum geführt werden. Eine gestärkte Kommission könnte dagegen viel ausrichten – und zugleich eine vertrauensbildende Maßnahme sein. Nicht ganz unwichtig in diesen Zeiten." Die "Ersatzlösung" sind Schiedsgerichte in den einzelnen Bundesländern, die von den Nachkommen ehemaliger jüdischer Eigentümer angerufen werden können. Die Einsetzung dieser Schiedsgerichte will die Bundesregierung bis zum Oktober durch Verwaltungsabkommen mit den 16 Bundesländern regeln.
Kunstmarkt
"Der russische Zampano Dmitri Aksenow ist zurück", titelt "Der Standard" in einem Bericht über die neue Wiener Kunstmesse Particolare. "Die im Windschatten von Wladimir Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine aufgekommenen Turbulenzen rund um den langjährigen Eigentümer der Betreibergesellschaft der Viennacontemporary (VC) sind der Wiener Szene gut in Erinnerung", schreibt eine wie immer gut informierte Olga Kronsteiner darin. "Obwohl der Unternehmer und russisch-zypriotische Doppelstaatsbürger weder sanktioniert wurde, noch öffentlich als Putin-Freund in Erscheinung getreten war, hatten einige Galerien Bedenken im Hinblick auf eine Teilnahme an 'seiner' Messe und einen damit womöglich verbundenen Reputationsverlust. Zumal ja weiterhin Geld aus seinem in Russland erwirtschafteten Vermögen in die Veranstaltung fließen sollte." Nach Aksenows Rückzug aus der VC tritt er nun mit Particolare als Gegenveranstzaltung zu seinem einstigen Projekt an. Auch Ex-Art-Genève-Direktor Thomas Hug, gegen den wegen Veruntreuungsvorwürfen ermittelt wird, soll "einer der engsten Berater für Dmitri Aksenows neues Abenteuer sein", so kolportiert Kronsteiner.
Porträt
Hilarie M. Sheets hat für die "New York Times" die Künstlerin Kara Walker getroffen, die neuerdings als Teil ihrer künstlerischen Arbeit Roboter baut; acht der Androriden sind ab dem 1. Juli im San Francisco Museum of Modern Art zu sehen: "Die Automaten sind eine Anspielung auf die vertriebene und enteignete Schwarze Bevölkerung in Amerika im Laufe der Zeit, deren Präsenz heute im Stadtzentrum von San Francisco deutlich zu spüren ist. Sieben Figuren werden auf zwei Plattformen in einem Feld aus schwarzem Obsidiangestein stehen, dem seit langem heilende Eigenschaften zugeschrieben werden. Die Figuren führen einen ritualisierten Tanz auf, wobei sich ihre Bewegungen auf eine Figur namens Levitator konzentrieren, ein sich windendes Mädchen, das in einem endlosen Zyklus auf dem Rücken auf und ab geht."
Künstliche Intelligenz
Macht KI Kulturschaffende arbeitslos? Nein, meint Kunsttheoretiker Wolfgang Ullrich im "Standard"-Interview: Zuerst einmal sind KI-Programme Hilfsmittel. Mit ihnen lassen sich Dinge ausprobieren und Vorschläge formulieren, an denen man sich wie an Sparringspartnern abarbeiten kann. Man bemerkt dann aber auch, wie sehr diese Programme, salopp gesprochen, nur mit Wasser kochen. Positiv formuliert: Alles, was von ihnen kommt, ist uns letztlich schon vertraut. Wegen des Trainingsmaterials, das von Menschen stammt, handelt es sich dabei um 'zutiefst menschliche Apparate'. So hat es die Malerin Charlie Stein formuliert, die selbst sehr viel mit KI arbeitet. Für sie sind diese Programme gerade interessant, weil sie 'ein Pool menschlichen Wissens' sind. Und insofern etwas, das man eher als Verwandte denn als Konkurrenten erleben kann."
Auch Alex Israel hat offenbar keine Angst vor KI. Barbara Kutscher berichtet im "Handelsblatt" von der von Künstlicher Intelligenz gesteuerten Videoinstallation "REMEMBR" des kalifornischen Künstlers: "Mutige Galeriebesucher brauchen nur die App herunterzuladen. Dann spielen sieben Bildschirme eine willkürliche Auswahl aus dem Fotospeicher ihres Handys ab. Jeder Großbildschirm hat die Form von Israels Profil namens „Self-Portrait“. Aufgepeppt mit Popmusik-Clips, zwischengeschnittenen Cartoons und Soundeffekten eines Spielautomaten, verwandeln sich unsere langweiligen Schnappschüsse von Strandurlauben oder Familienfeiern in einen aufregenden zweiminütigen Film. Ein potenzieller Interessent sorgte sich über Instagram: 'Ich will aber nicht, dass jeder meine Nackt-Selfies sieht.' Ihn konnte der 41-jährige Israel beruhigen: 'Unsere KI filtert deine Aktfotos heraus.'"
Interview
Nicht nur Monopol hat heute ein Interview mit Ai Weiwei zu seinem neuen Buch veröffentlicht, sondern auch der "Stern". In dem Gespräch mit Philipp Hedemann geht es auch um das Verhältnis zu seinem Sohn. "Es gibt keine Definition, was einen guten Vater ausmacht. Mein Vater war nach keinem Maßstab ein guter Vater. Ich kann mich nicht erinnern, dass er mich jemals berührt hat", sagte der 66-Jährige. Das Verhältnis zu seinem eigenen Sohn kommt auch in Ai Weiweis Graphic Novel "Zodiac" vor, einer Art illustrierte Geschichte seines Lebens und des Spannungsverhältnisses zwischen künstlerischem Ausdruck und intellektueller Freiheit, deren deutsche Übersetzung gerade im Knesebeck-Verlag erschienen ist. Auf die Frage, ob Ai Weiwei seinen Vater geliebt habe, antwortet der: "Ich respektiere ihn sehr, denn ich habe erkannt, wie wichtig sein Einfluss auf mich war. Er liebte die Kunst, und er war ein Mann mit Prinzipien. Das reicht." Er habe Zweifel, ob er das, was sein Vater für ihn erreicht habe, obwohl sie beide in einer Erdhöhle wohnen mussten, auch für seinen Sohn leisten könne. Ai Weiwei wurde 1957 als Sohn des Dichters Ai Qing geboren, der kurz nach Ai Weiweis Geburt in den äußersten Nordwesten Chinas verbannt wurde und mit seinem Sohn fünf Jahre in einer Erdhöhle hauste. "Wir lebten fünf Jahre lang in diesem Loch. Mein Vater hat in dieser Zeit nicht viel mit mir gesprochen, er hat nie versucht, mir etwas beizubringen. Aber ich erinnere mich an jeden Satz, den er sprach", erzählt Ai Weiwei aus der Zeit. Als Staatsfeind habe sein Vater jeden Tag die öffentlichen Toiletten putzen müssen. "Mein Vater war ein großer Mann. Er hat akzeptiert, dass er die schmutzigste Arbeit machen musste, trotzdem hat er die schönsten Gedichte geschrieben. Er hatte ein so großes Herz." Das Verhältnis zu seinem eigenen Sohn sei nicht einfach. "Ich bin neidisch auf Väter, die ein inniges Verhältnis zu ihren Söhnen haben", bekannte der Künstler. "Wir sind Flüchtlinge außerhalb Chinas. Er spricht eine andere Sprache als ich. Er spricht Englisch und Deutsch, nur etwas Chinesisch. Die Grundlage für unsere Beziehung ist etwas eingeschränkt, denn ich kann ihn nie in meine Heimat bringen", bedauert Ai Weiwei. Ob er ein glücklicher Mann sei, fragt der Interviewer. "Ich kann gleichzeitig glücklich und traurig sein. (...) Das Leben hat es bislang sehr gut mit mir gemeint und dafür bin ich sehr dankbar", antwortete Ai Weiwei.
Museen
3,4 Millionen gefällt das auf Instagram: Model und den Reality-TV-Star Kendall Jenner war barfuß und allein im Louvre. Auf einem Bild ist die 28-Jährige zu sehen, wie sie auf die Mona Lisa blickt, auf einem anderen Bild auf die Venus de Milo: