Medienschau

Bietet ein nackter Körper überhaupt noch eine kreative Spannung?

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Cyberkriminalität auf dem Kunstmarkt, eine Verteidigung von Jonathan Yeos King-Charles-Porträt und wie es sich als Aktmodell anfühlt: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Wie kann eine Demokratie resilient sein, und wie können sich Kultureinrichtungen, gerade jenseits der Kunstmetropolen, gegen Vereinnahmung und Bedrohungen von rechts verteidigen? Damit beschäftigt sich Paulina Fröhlich vom Think Tank "Das progressive Zentrum". In der "Deutschlandfunk"-Sendung "Kulturfragen" spricht sie über ihre Arbeit und die Herausforderungen für Institutionen in Zeiten zunehmender Polarisierung. So werde gerade im ländlichen Raum ein regelrechter Kulturkampf von rechts geführt. Mehr von Paulina Fröhlich können Sie auch in unserem Podcast "Fantasiemuskel" hören.

Reportage

Zwei New Yorker Ausstellungen - eine Kunstmesse in Brooklyn und eine Yves-Klein-Schau im Stadtzentrum - stellen die Frage, ob Aktkunst noch inspirieren oder schockieren kann. Rachel Sherman hat sich in einem Erfahrungsbericht für die "New York Times" ausgezogen, um herauszufinden, wie es sich anfühlt, nackt Modell zu stehen: "Bietet ein nackter Körper überhaupt noch eine kreative Spannung?" Sie muss feststellen: Ja. Und sie ist überrascht davon, dass man nicht nur einen Umgang mit der eigenen Scham, sondern auch mit der eigenen Eitelkeit finden muss.

Malerei

Christina Dongowski verteidigt auf "54books" Jonathan Yeos umstrittenes Porträt von King Charles III: "Yeo führt Malerei vor, er malt sehr reflektiert. Er weiß genau, welches malerische oder stilistische Mittel woher kommt, aber er scheint die kunsthistorischen Vorgänger, die beim Malen mit ihm im Atelier stehen, nicht als Belastung oder Heimsuchung zu empfinden. Im Gegenteil, Yeo stellt sich, zumindest in seiner Praxis als Porträtmaler, bewusst in die Tradition der englischen Malerei: Lucian Freud, Francis Bacon, John Singer Sargent, Reynolds und Gainsborough, Lawrence, Raeburn und George Stubbs – auf sie nimmt Yeo mehr oder minder deutlich Bezug."

Kunstmarkt

Nach dem Hack der Website des Auktionshauses Christie's berichtet Olga Kronsteiner im "Standard" über Cyberkriminalität auf dem Kunstmarkt – auch in Österreich: "Seit Herbst vergangenen Jahres kommt es bei mehreren Galerien in Wien zu konkreten Anfragen aus dem Ausland, bei denen sich potenzielle Kunden für spezifische Kunstwerke der jeweiligen Website interessieren und durchaus professionell den Kaufpreis in Größenordnungen von 10.000 bis mehr als 100.000 Euro verhandeln, wie der Galerienverband auf STANDARD -Anfrage bestätigt. Im Herbst war dieserart ein gewisser Christopher Matthew Sharp aktiv, aktuell eine Person namens Jennifer Lamb." Auch Brian Boucher wirft auf "Artnet" einen Blick auf die Gefahren: "Galerien verlassen sich nicht nur auf ihre Banken, sondern auch auf die Systeme, die Informationen in der Cloud speichern. Artlogic ist eine Online-Plattform, die Bestands-, Verkaufs-, Website- und Marketingfunktionen für etwa 12.000 Kunden aus der Kunstwelt bereitstellt. Bis zu zehn Millionen Kunstwerke wurden auf der Plattform gespeichert, verwaltet, geteilt und verkauft, und zu den Kunden gehören Galerien wie Victoria Miro, Thaddaeus Ropac, Esther Schipper, P.P.O.W und Jessica Silverman. Ein Ausfall bei einem zentralisierten Unternehmen wie diesem könnte eine ernsthafte Bedrohung für Galerien darstellen, die sich auf dieses Unternehmen verlassen."

Das besondere Kunstwerk

Eigentlich wollte die reichste Frau Australiens, Gina Rinehart, ein für sie wenig schmeichelhaftes Porträt des indigenen Künstlers Vincent Namatjira aus der National Gallery verschwinden lassen. Diese Bestrebungen führten allerdings dazu, dass internationale Medien darüber berichteten und nun die ganze Welt das abgelehnte Werk kennt, wie beim "Redaktionsnetzwerk Deutschland" nachzulesen ist. Außerdem berichtet Autorin Barbara Barkhausen, dass auch das Museum seit Bekanntwerden von Rhineharts Kampagne gegen Namatjiras Kunst viel mehr Besucher verzeichne. "Wie Rinehart lieber porträtiert würde, das zeigt ein Porträt eines namentlich nicht genannten lokalen Künstlers auf ihrer Website – als 'Country Girl' mit verschmitztem Lächeln, roten Pausbäckchen, blitzenden Augen und einem Feld voller Blumen im Hintergrund. Doch dieses Porträt wird es nicht zur gleichen Prominenz schaffen wie das karikaturhafte von Namatjira."