Restitution
Als bekannt wurde, dass Nigerias Präsident aus Deutschland zurückgegebene Benin-Bronzen dem Oba von Benin geschenkt hat, war die Empörung groß. Nun sind sie wieder in Staatshand, berichtet Susanne Lenz in der "Berliner Zeitung". Wie ursprünglich gedacht, ist nun Nigerias nationale Museumskommission (NCMM) für die Aufbewahrung der unschätzbaren Benin-Bronzen verantwortlich. "Die Kommission habe diese Aufgabe mit Zustimmung des Oba übernommen, so ihr Generaldirektor Olugblile Holloway, der sein Amt im März 2024 angetreten hat. Denn dieser verfüge nicht über die Infrastruktur, sich um die Bronzen zu kümmern. Zwar hatte der Oba angekündigt, ein eigenes Museum für die Objekte bauen zu wollen, aber dies war wohl eine nicht zu verwirklichende Fantasie."
KI
Donald Trump hat eine KI-Vision für den Gaza-Streifen nach der Übernahme durch die USA gepostet. Das Video sei ein obszönes Phantasma, schreibt Titus Blome in der "Zeit". "Mit diesem Video bindet Trump seine Vision von der 'Riviera des Nahen Ostens' noch enger an seine Person. Die Statue im Video erinnert an die goldenen Monumente, die der turkmenische Diktator Saparmurat 'Türkmenbaşy' Nijasow für sich errichten ließ. Trump folgt in dem Video seiner schon als Geschäftsmann gehaltenen Tradition, auf alles seinen Namen zu schreiben: Früher war es der 'Trump Tower', das 'Trump Hotel', das 'Trump Casino', heute ist es: 'Trump Gaza'. Ein Denkmal für die eigene Eitelkeit, erbaut auf den Ruinen eines kriegsgebeutelten Volkes." Das Video habe etwas Beiläufiges und Unachtsames, etwas "durch und durch Grausames" an sich. "Er droht damit, ein ganzes Volk und seine Kultur mit gänzlich austauschbaren Luxushotels und Strandbars zu ersetzen – und gibt sich damit nicht einmal besonders viel Mühe." "Schlicht irre" sei der Spot, kommentiert Gerhard Matzig in der "SZ".
Kunstmarkt
Dirk Knipphals begrüßt in der "taz" die Entscheidung des Hamburger Landgerichts, dem vom Berliner Galeristen Johann König und seiner Frau eingereichten Verbotsantrag gegen das Buch "Innerstädtischer Tod" nicht stattzugeben: "Ein Verbot des Romans hätte schwerwiegende Folgen für das Schreiben aktueller politischer Romane insgesamt gehabt. Jede Anspielung auf reale Hintergründe hätte möglicherweise Verbotsprozesse durch Personen, die sich ungünstig porträtiert wähnen, nach sich gezogen."
Ian Rosenfeld, der Gründer und Leiter der Galerie Rosenfeld, ist im Alter von 73 Jahren gestorben, meldet "Ocula". Die Galerie vertritt eine Vielzahl internationaler zeitgenössischer Künstler.
Kunstgeschichte
Zweifel an der Echtheit eines Rubens-Gemäldes in der National Gallery: Eine (gar nicht neue) Skepsis, ob der flämische Maler das Bild von Samson und Delilah in dem Londoner Museum gemalt hat, flamme neu auf, berichtet "The Guardian". Es gebe neue Beweise dafür, dass die Zuschreibung verkehrt sei: "45 Jahre, nachdem es für einen damaligen Rekordpreis gekauft wurde, wird es als Kopie eines lange verschollenen Gemäldes des flämischen Meisters aus dem 17. Jahrhundert abgetan. Ein detaillierter stilistischer Vergleich zwischen dem Gemälde und 'unbestrittenen' Rubensbildern wird im März von der Kunsthistorikerin Euphrosyne Doxiadis in einem Buch und einem Vortrag am King's College London vorgestellt." Sie werde "argumentieren, dass 'die fließenden, verschlungenen Pinselstriche, die so charakteristisch für Rubens sind, nirgendwo zu sehen sind'".
Provokationen sind in der modernen und zeitgenössischen Kunst keine Seltenheit. Sie seien ein legitimes künstlerisches Mittel und erfüllen einen wichtigen Zweck - das will zumindest Julie Metzdorf in ihrem BR-Podcast zeigen, in dem unter anderem Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, zu Wort kommt.
Der italienische Arte-Povera-Künstler Michelangelo Pistoletto ist für den Friedensnobelpreis nominiert worden, meldet "Artnet News".
Architektur
Die Performance-Künstlerin Marina Abramović feierte die Eröffnung eines neuen Kulturzentrums in einem Privathaus in Mexiko-Stadt, das von dem berühmten mexikanischen Architekten Luis Barragán entworfen wurde. "Das Gebäude war früher als das Egerstrom-Haus oder als Cuadra San Cristóbal bekannt", schreibt Kim Córdova in der "New York Times". "Es ist ein Beispiel für Barragáns charakteristischen 'barroco agazapado'-Stil, der die Prinzipien der internationalen Moderne auf die landestypischen Formen der mexikanischen Architektur anwendet und dabei großzügig mit kontrastierenden Raum- und Lichtvolumen spielt." Und so beschreibt sie die Performance von Abramovic: "Ohne Fanfare kamen drei braune Pferde aus den Ställen, deren Reiter ganz in Schwarz gekleidet waren und weiße Fahnen mit dem Schriftzug 'Art Is Oxygen' trugen. Dahinter folgte Abramovic in schwarzer Comme-des-Garçons-Kleidung und in Begleitung des großen Kurators für lateinamerikanische Kunst des Guggenheim Museums, Pablo León de la Barra, der Abramovic mit einem großen roten Regenschirm mit Quasten beschattete. Abramovic setzte sich auf einen Stuhl auf einem kleinen Podest vor der ikonischen rosa Barragán-Wand."
In "kunsttheoretisches Schwelgen" gerät Sophie Jung in der "taz" angesichts der Zeichnungen des US-amerikanischen Architekten Steven Holl, die in der Berliner Tchoban Foundation ausgestellt sind. "Die perspektivischen Darstellungen seiner Gebäude und Entwürfe beeindrucken besonders. Die Art Zeichnung, die seit langer Zeit im Architekturbusiness eigentlich digitale Bildprogramme übernehmen. Fertigt Holl sie von Hand an, sind sie fotografisch exakt und trotzdem atmosphärisch. Die Gebäudeumrisse sind in feinen Linien formuliert, die Materialität ist mit kunstvoll schattierter Aquarellfarbe ausgearbeitet. Seine Entwurfszeichnung für die Erweiterung der Amerika-Gedenkbibliothek etwa umgibt er mit einem wild gepinselten Schwarz, als würde sich am Berliner Himmel stets ein dunkles Unwetter zusammenbrauen."