Debatte
Die Bürgerschaft von Greifswald lehnte einen Vorschlag ab, sich zu Ehren ihres großen Sohnes, der hier 1774 zur Welt kam, in Caspar-David-Friedrich-Stadt umzubenennen. "Die Entscheidung der Bürger klingt kontraintuitiv", schreibt Stefan Trinks in einem "FAZ"-Kommentar. Angeblich waren pragmatische Kostengründe dafür ausschlaggebend, doch Trinks könnte sich noch einen andere Ursache für die Ablehnung vorstellen: "Vielleicht spielt die unselige Geschichte der Städteumbenennungen im Osten eine Rolle. Guben hieß bis 1990 Wilhelm-Pieck-Stadt, ebenso lang war Chemnitz Karl-Marx-Stadt, und – meist vergessen – hieß Eisenhüttenstadt bis 1961 Stalinstadt – Orwells' Überschreibungen in 1984 lassen grüßen. Friedrichhaft romantisch klingt 'Greifswald' doch allemal."
Kunstmarkt
Elke Buhr hat in der Deutschlandfunk-Kultur-Sendung "Fazit" über die umstrittene KI-Auktion bei Christie's gesprochen. Das Auktionshaus versteigert online 20 Werke, die mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz generiert sind. Künstler laufen Sturm gegen die Aktion mit dem Titel "Augmented Intelligence". Die Monopol-Chefredakteurin gibt indes zu bedenken, dass die möglichen Urheberrechtsverletzungen, gegen die sich die Proteste gegen die Auktion wenden, in einigen Losen der Versteigerung mitgedacht werden. Problematisch sei KI-Kunst dennoch, etwa beim hohen Ressourcenverbrauch.
Die Hamburger Galerien verkaufen - entgegen anderslautenden Gerüchten - ihre Kunst durchaus in der Hansestadt selbst, wie eine Umfrage ergab, von der das "Handelsblatt" berichtet: "Die umsatzstärksten Käufergruppen jedenfalls, die Hamburg als Ort für einen Kunstkauf schätzen, so eines der Ergebnisse der Studie, kommen zu 48 Prozent aus Hamburg. Das Preissegment, in dem die meisten Verkäufe erzielt werden, liegt bei 51 Prozent der Galerien zwischen 1000 bis 5000 Euro, während 26 Prozent ihre meisten Umsätze im Bereich von 5000 bis 10.000 Euro generieren und drei Prozent bewegen sich bei Verkäufen zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Die Käuferinnen und Käufer der Werke sind mehrheitlich (58 Prozent) zwischen 50 und 65 Jahre alt. Das ist zwar erwartbar, aber perspektivisch sicher ein Problem, die jüngeren, die in der Studie summarisch zwischen 35 und 50 Jahre eingeordnet werden, machen 37 Prozent aus."
Das Hamburger Landgericht hat Johann Königs Antrag auf ein Verbot des Romans "Innerstädtischer Tod" von Christoph Peters abgelehnt. Der Galerist habe sich mit der Klage einen Bärendienst erwiesen, meint Andreas Platthaus in der "FAZ": "Der Fall fand breite mediale Beachtung und 'Innerstädtischer Tod' in den vergangenen drei Wochen so viele Käufer wie zuvor in den gesamten fünf Monaten seit seinem Erscheinen nicht. Käme es zur Beschwerde, würde der Fall dann in öffentlicher Verhandlung ausgetragen, und die Argumente bei der Abwägung von Kunstfreiheit und Persönlichkeitsrecht könnten allgemein gewürdigt werden."
Malerei
"Was für Bilder. Was für ein Name. Und was für ein Verlust: Ull Hohn wäre in diesem Jahr 65 geworden", schreibt Peter Richter in der "SZ" nach dem Besuch einer Ausstellung mit Bildern des verstorbenen Malers im Berliner Haus am Waldsee. "Hohn dürfte zum Beispiel der einzige akademisch ausgebildete Künstler gewesen sein, der je den Hobbymaler Bob Ross mit dessen Fernsehsendung 'The Joy of Painting' beim Wort genommen und nach den Tutorials eigene Landschaftsbilder mit Bergen, Seen und Tannenbäumchen fabriziert hat. Denn die Frage war ja, ob dann aus Hobbymalerei professionelle Kunst wird, ganz einfach dadurch, dass hier einer mit Diplom den Pinsel führt. Wenn aber die Welt von Duchamp gelernt zu haben meint, dass Kunst ist, was ein Künstler macht: Gilt das auch dann noch, wenn der keine gekauften Klobecken ausstellt, sondern selbstgemalte Sofabilder?"
Architektur
Philipp Meier hat in Bern die Ausstellung "Le Corbusier – Die Ordnung der Dinge" im Zentrum Paul Klee gesehen und kommt in der "NZZ" noch einmal auf dessen Haltung zum Faschismus zu sprechen: "In den letzten Jahrzehnten gerieten Le Corbusier und sein Werk wiederholt in die Kritik. Im Zentrum der Debatte standen seine ideologische Haltung zum Faschismus, sein Verhalten im Zweiten Weltkrieg zum Vichy-Regime in Frankreich sowie seine antisemitischen Äusserungen. Kontrovers diskutiert wird bis heute auch Le Corbusiers Städtebau. Die Ausstellung bereitet den jüngsten Forschungsstand dazu transparent auf. Der Architekt habe es verstanden, sich mit radikalen Positionen ins Gespräch zu bringen. "In den zwanziger Jahren griff Le Corbusier in privaten Briefen vereinzelt antisemitische Stereotype und Ressentiments auf. Öffentlich äusserte er sich allerdings nie antisemitisch und trug auch nicht zur rassistischen Propaganda der Zeit bei. Um Aufträge zu erhalten, pflegte Le Corbusier opportunistische Haltungen zu totalitären Ideologien."