Medienschau

"Die Kunstwelt ist Gift für die Gemeinschaft der Künstler"

artikelbild_monopol-medienschau

Stiftung Preußischer Kulturbesitz wehrt sich gegen Deutschlandfunk-Bericht, Anna Weyant und Larry Gagosian sind kein Paar mehr und und Jerry Saltz zeigt seine Wohnung: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Nachruf

Nach den ersten Nachrufen gestern (unter anderem bei Monopol) erinnern weitere Zeitungen an den am Mittwoch verstorbenen Bildhauer Carl Andre. "Andre beschäftigte der 'Schnitt im Raum' und die raumgreifende Anordnung von Linien, Reliefs und Flächen", schreibt Ingeborg Ruthe in der "Berliner Zeitung". "Bis ins hohe Alter ging es ihm um sinnliche Wahrnehmung von verschiedenen Standorten aus. Wer so ein Platten-Feld betritt, die Materialien unter den Füßen spürt, die Klänge und Töne beim Betreten hört und die Veränderungen des Lichts auf den Materialien durch seinen eigenen Schatten sehen kann, weiß, wie sehr Kunst auch herausfordert." Gesine Borcherdt schreibt in der "Welt": "Mit den einzelnen Elementen, die er zu geometrischen Formen kombinierte, orientierte sich Andre stets am menschlichen Maß. Das macht seine Skulpturen nahbar und regelrecht sinnlich – schon daher, weil sie Präsenz ausstrahlen (was der Kunsthistoriker Michael Fried als 'Theatralität' beschimpfte), die einen innehalten und den eigenen Körper besser wahrnehmen lässt." "Der Spiegel" geht noch einmal auf die Vorwürfe ein, nach denen Carl Andre am Tod seiner Frau, der Künstlerin Ana Mendieta, Schuld sein soll: "Carl Andre selbst schilderte im Jahr 2014 dem SPIEGEL den Vorfall so:  'Ich war nicht dabei, als Ana ihr Leben verlor. Es war eine sehr heiße Nacht. Alle Fenster waren offen. Ana und ich lagen im Bett und schliefen, und plötzlich wurde es sehr kalt. Ana wollte das Fenster schließen. Sie war so klein, sie musste auf einen Stuhl klettern. Der Stuhl muss umgekippt sein. Es sind Schiebefenster, die sich schwer bewegen lassen. Ich habe es nicht gesehen, aber ich hörte sie rufen ›No, no, no‹, weil sie wohl die Balance verlor. Wir hatten getrunken, aber sie war nicht betrunken.'" Andre wurde von einem Gericht freigesprichen, aber für die US-Kunstwelt stand seine Schuld am Tod Mendietas fest. "Obwohl Andre von renommierten Galerien vertreten wurde, nannte er die Kunstwelt auch mal 'Gift für die Gemeinschaft der Künstler'", schreibt der "Spiegel". "Bis zu seinem Lebensende lebte er in der Wohnung, aus der Mendieta gestürzt war."

Als Choreograf wurde Marco Goecke gefeiert, doch außerhalb der Tanzszene ist er auf völlig andere Weise bekannt geworden - mit Hilfe seines Dackels: Der frühere Ballettdirektor der Staatsoper Hannover beschmierte eine Kritikerin mit Hundekot. Die tierische Hinterlassenschaft stammte von seinem Dackel Gustav. Jetzt ist Gustav nach einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" gestorben. "Ein großer Teil von mir ist gegangen", sagte der ehemalige Ballettchef der Zeitung. Sein tierischer Wegbegleiter sei am 29. November 2023 gestorben - im Alter von 15 Jahren und 4 Monaten. Goecke hatte am 11. Februar 2023 im Foyer der Oper der niedersächsischen Landeshauptstadt eine Autorin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" mit Hundekot beschmiert. Zuvor hatte er ihr vorgeworfen, immer "schlimme, persönliche" Kritiken zu schreiben. Das Staatstheater Hannover trennte sich in der Woche nach dem Angriff von dem Choreographen. Sein Vertrag als Ballettdirektor wurde nach Angaben der Intendanz mit sofortiger Wirkung im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. Ende November war das Verfahren gegen Goecke gegen eine Geldauflage eingestellt worden. Das Beschmieren einer Journalistin mit Hundekot sei als tätliche Beleidigung gewertet worden, sagte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hannover damals. "Das ist eine schwere Zeit, aber wir hatten 2023 viel Zeit zusammen", sagte Goecke dem Blatt. Gustav hatte dem Bericht zufolge zuletzt Schwierigkeiten mit dem Laufen. Oft trug ihn sein Herrchen in einer Tasche durch die Stadt.

Museen

Der Deutschlandfunk Kultur hat gestern die nächste Runde seiner Recherche zum Coronaprogramm "Neustart Kultur" veröffentlicht und – wie gestern in der Medienschau berichtet – Regelverstöße bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) angedeutet. Nun widerspricht Stiftungspräsident Hermann Parzinger in er Mitteilung: Die SPK habe zu keinem Zeitpunkt weder sich selbst noch ihren Einrichtungen Gelder aus dem Corona-Programm bewilligt: "Niemand in der Stiftung hat sich hier etwas vorzuwerfen. Wir haben für viele Bund-Länder-Projekte die Geschäftsführung, aber das bedeutet nicht, dass wir hier nur im Sinne unserer eigenen Häuser agieren. Im Gegenteil. Wir sind bei Förderprogrammen ein Antragsteller wieder jeder andere auch." Über die Anträge entscheide eine Jury, der auch Mitarbeitende des Instituts für Museumsforschung der SPK angehörten. "Aber: Als es um die Anträge der SPK ging, waren diese Jurymitglieder von der Mitentscheidung ausgeschlossen. Sie haben also kein Votum abgegeben. Insgesamt waren an dem mehrstufigen Förderverfahren sieben Institutionen außerhalb der SPK beteiligt, um die fachliche Prüfung der Projektanträge spartenübergreifend ausgewogen zu gewährleisten."

Malerei

US-Schauspielerin Sharon Stone will ihre Gemälde in Berlin ausstellen. Die 65-Jährige zeige ihre Kunst zwischen dem 17. Februar und dem 6. April in einer Ausstellung in Mitte, sagte eine Sprecherin der Galerie Deschler auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur am Freitag. Stone werde zur Eröffnung der Schau mit dem Titel "Totem" erwartet. Die britische Zeitung "Times" hatte mit der Schauspielerin über ihre Kunst gesprochen. "Die Leute fragen: 'Bist du beleidigt, wenn Menschen deine Bilder kaufen, weil du es bist?'", erzählte sie der Zeitung und erklärte dann, dass es ihr nicht so gehe. Alle Kunst sei subjektiv und ein emotionales Konzept. "Also ist es mir egal, ob Leute meine Bilder kaufen, weil sie zu ihrem Sofa passen, oder weil sie 'Total Recall' mögen", wurde Stone zitiert. Für sie sei es in Ordnung, wenn ihre Person Teil des Konzepts sei. "Denn raten Sie mal: Ich habe es verdient", sagte sie dem Zeitungsbericht zufolge und lachte. Stone war nach ihrer Rolle im Thriller "Basic Instinct" (1992) in Filmen wie "Casino" (1995), "Catwoman" (2004), "Alpha Dog - Tödliche Freundschaften" (2006) und "The Disaster Artist" (2017) zu sehen. 2001 hatte sie einen schweren Schlaganfall erlitten, von dem sie sich nur langsam erholte.

Es ist zugegebenermaßen nicht zuerst ihre Kunst, die die 28-jährige Malerin Anna Weyant in die Schlagzeilen brachte, sondern ihre  Beziehung zu ihrem 50 Jahre älteren Galeristen Larry Gagosian. Doch auch ihre Bilder haben prominente Anhänger – von Marc Jacobs bis Kris Jenner. In einem "GQ"-Porträt spricht die Kanadierin über ihre Strategie, den Zirkus um sie herum auszublenden und neue Werke zu schaffen, die für sich selbst stehen. Und kaum ist der Artikel veröffentlicht, kommt "Artnet News" mit der Meldung um die Ecke, dass Gagosian und Weyant kein Paar mehr sind. 

Werbung

Cindy Sherman ist Teil der neuen Kampagne von Marc Jacobs (fotografiert von Juergen Teller), die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer ist der neue "Kluge Kopf" der "FAZ" (fotografiert von Wim Wenders) und Kanye West alias Ye bewirbt sein Album "Vulture" mit einem Teaser von Künstler Jon Rafman

Film

Die Besetzung für das geplante Biopic "Michael" über Michael Jackson wächst weiter an. US-Schauspieler Colman Domingo, der in dieser Woche als Hauptdarsteller in "Rustin" für einen Oscar nominiert wurde, soll den umstrittenen Familienpatriarchen Joe Jackson spielen. "Ich bin begeistert", schrieb Domingo am Freitag auf Instagram und verlinkte einen "Deadline"-Branchenbericht über die Besetzung. Er schätze sich glücklich, eine derart komplexe, fehlerhafte Figur wie Joe Jackson zu porträtieren, schrieb Colman in einer Mitteilung. Zudem schwärmte er von Hauptdarsteller Jafaar Jackson, Sohn von Jermaine Jackson und Neffe des 2009 gestorbenen "King of Pop". Bei Proben habe er dessen "unglaubliche Verwandlung" gesehen. "Sein Talent und seine Verkörperung von Michaels Wesen ist einfach auf einer anderen Ebene", begeisterte sich Domingo. Jafaar Jackson hatte vorige Woche das erste Foto von dem laufenden Filmprojekt auf Instagram veröffentlicht. Es zeigt ihn bei einem Tanzschritt mit einem schwarzen Hut, wie ihn Jackson 1984 während seiner Victory-Tour trug. Das Regieprojekt von Antoine Fuqua soll im April 2025 ins Kino kommen. Joe Jackson war 2018 im Alter von 89 Jahren gestorben. Er hatte elf Kinder und gründete in den 1960er-Jahren die berühmte Band Jackson Five. Der Vater und Manager galt als treibende Kraft hinter dem Erfolg des "King of Pop" und dessen Geschwistern, war aber auch wegen Gewalt gegenüber seinen Kindern umstritten. 

Die besondere Wohnung

"New York Magazine"-Kritiker Jerry Saltz hat Instagrammer Caleb Simpson die New Yorker Wohnung gezeigt, die er gemeinsam mit seiner Frau Roberta Smith, Kunstkritikerin bei der "New York Times", besitzt und bewohnt. Viele Bücher, viel Platz, ein Fake-Picasso, eine durchschnittliche Küche (Wie kochen nicht!"), kleines Bad. Man sei nicht oft zu Hause, man schaue ja 30 bis 40 Ausstellungen jede Woche. 1994 hat das Paar das Apartment gekauft, "es muss damals schon eine Million Dollar gekostet haben", vermutet ein User auf Instagram: