Medienschau

"Es gibt viel zu verteidigen in unserer Kulturlandschaft"

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Kulturpolitik nach der Wahl, Bewegung in der Münchner Galerieszene und erste Absagen von Ausstellungen unter Trump: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Kulturpolitik

Egal, wer das neue Kulturstaatsministerium leiten wird - heiße Kandidaten sind Joe Chialo von der CDU und Carsten Brosda von der SPD (hier im aktuellen Monopol-Interview) -, man müsse es stark gegen die AfD positionieren, mein Dirk Knipphals in der "taz". "Der Kulturbegriff der AfD ist reaktionär, und zwar keineswegs nur deshalb, weil in dieser Partei viel von Volk, nationaler Identität und Deutschsein geredet wird, sondern eben auch deshalb, weil Kultur so autoritär gedacht wird. Als sei Kultur etwas, was man 'haben' und ein für allemal definieren kann und nicht immer wieder neu befragen muss." Skeptisch ist Knipphals, mit Blick auf den Berliner Kultursenator Chialo: "Hat die CDU denn wirklich keinen anderen Kandidaten? Wo sind eigentlich, wenn es, wie jetzt, drauf ankommt, die bürgerlichen Kulturmenschen mit Sinn für Hochkultur und Avantgarde? Es gibt viel zu verteidigen in unserer Kulturlandschaft. Den Willen dazu darf man nicht nur behaupten. Man muss es auch können."

Trumps Streichung von Diversitätsprogrammen führt zu ersten Absagen von Ausstellungen. Die geplante Schau "Before the Americas" im Art Museum of the Americas in Washington D.C., die Werke karibischer und afroamerikanischer Künstler zeigen sollte, wurde gestrichen, angeblich aufgrund der blockierten Finanzierung durch die neue Anti-DEI-Politik, berichtet "Hyperallergic". Wie sehr das Ende der Gleichstellungspolitik die US-Museen trifft, hat Bernhard Schulz für Monopol aufgeschrieben.  

Kunstmarkt

Brita Sachs gibt in der "FAZ" einen Überblick, was in der Münchner Galerieszene gerade los ist: "Am meisten Bewegung gibt es im Pinakothekenviertel. Zum Jahresende verließ die dort fünf Jahre ansässige Galerie Nagel Draxler München und konzentriert sich wieder auf die Standorte in Köln und Berlin. Die Räume in der Türkenstraße haben sofort die Berliner Kollegen Amadeo Kraupa-Tuskany und Nadine Zeidler bezogen. K-T Z eröffnete die Münchner Dependance mit Arbeiten der Tschechin Klára Hosnedlová und der Schwedin Anna Uddenberg, die Gender, Fetisch und Design verschmelzen. Beide Künstlerinnen sind zurzeit auch in der Schau 'Eccentric' in der Pinakothek der Moderne vertreten." Zu vermelden gibt es aus München auch, dass Daniel Blau seine Galerie nach 35 Jahren schließt.

Russland-Ukraine-Krieg

In Russland werden die Verantwortlichen von Staatsterror als Sieger verehrt, bilanziert Kerstin Holm in der "FAZ". Denn in der besetzten ukrainischen Stadt Mariupol haben die russischen Besatzer ein Museum für Andrej Schdanow eröffnet, einen engen Mitarbeiter Stalins, der an der Organisation der Massenmorde während des Großen Terrors beteiligt war. "Der russische Historiker und Menschenrechtler Alexander Daniel findet es angemessen, dass im Land der Herrschaft der Vampire einem großen Vampir der Vergangenheit ein Museum gewidmet wird: So würden bei den Menschen keine Zweifel über den Charakter dieser Machthaber aufkommen." Auch die Überarbeitung der staatlichen Konzeption der Erinnerung an die Opfer staatlicher Repression im vergangenen Herbst mache die neue Linie deutlich: "Aus dem Dokument verschwanden unter anderem die Erwähnung der Massenhaftigkeit der Verfolgungen und der Satz, dass Versuche, diese Repressionen mit den Umständen der Zeit zu rechtfertigen oder zu leugnen, unzulässig seien. Stattdessen ist darin nun von Russlands nationalen Interessen und seiner Verteidigungsfähigkeit die Rede sowie vom Schutz der Gesellschaft vor 'destruktiv-psychologischer Einwirkung' und der Festigung traditioneller Werte."

Vor der russischen Botschaft nahe dem Brandenburger Tor in Berlin hat ein Verein in einer Kunstaktion ein Auto der Marke Moskwitsch abgestellt. Es kommt aus der Ukraine und ist mit Einschusslöchern übersät. Louis Pienkowski hat für die "FAZ" vor Ort Stimmen gesammelt. 

Architektur

Der mit mehr als 500 Bauwerken, Freianlagen und städtebaulichen Ensembles des 20. und 21. Jahrhunderts größte digitale Architekturführer Sachsen-Anhalts beinhaltet jetzt auch Museumsarchitektur. Mehr als 30 museale Bauten zwischen Arendsee und Zeitz ergänzen das Portal "Architektur entdecken". Die in Wort und Bild aufgelisteten Museen und Gedenkstätten sind nach 1990 gebaut, erweitert oder neu errichtet worden. Auch der Museumsverband Sachsen-Anhalt, der laut eigenen Angaben gut 200 Museen unter seinem Dach vereint, war an der Umsetzung beteiligt. Das Portfolio sei nicht statisch, sondern soll weiter ausgebaut werden, hieß es von der Architektenkammer Sachsen-Anhalt. Besucherinnen und Besucher der Online-Datenbank bekämen Fragen zu zeitgenössischer Architektur und musealer Nutzung beantwortet. Die Aufmerksamkeit sei auf das Neue gelenkt, wie es hieß. Dank besonderer architektonischer Gestaltungen, innovativer Ausstellungskonzepte und zunehmender Digitalisierung seien etwa Burgen, Schlösser oder alte Industriegebäude zu modernen Kulturorten geworden. Meist seien diese Häuser ursprünglich nicht als Museen gedacht gewesen, hieß es. Das Gesamtprojekt "Architektur entdecken" ist Teil der Landesinitiative Architektur und Baukultur Sachsen-Anhalt, die 2001 gestartet wurde.  Als Ensemble herausragend sei das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Magdeburg, welches sich intensiv mit seiner Architektur befasse. "Es geht um die Würdigung der Hülle, in der wir Sammlungen präsentieren", sagte die Museumsdirektorin und Kunsthistorikerin Annegret Laabs. Die sanierte romanische Klosterkirche ist Laabs zufolge "unser wertvollstes Ausstellungsstück". 2022 gab es dafür den Landesarchitekturpreis. Auch das Museum in Lützen, Bauhaus-Meisterhäuser in Dessau-Roßlau und die Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen sind Teil der Sammlung.