Medienschau

"Das ist eine feindliche Übernahme"

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Die Familie von Hilma af Klint fürchtet den "Raub" ihrer Kunst durch David Zwirner, die "verborgene Wissenschaft" hinter van Goghs "Sternennacht" und die vergessene Kunsthändlerin, die den Weg für Picasso ebnete: Das ist unsere Presseschau am Montag

Kunstgeschichte

Die Familie der schwedischen Künstlerin Hilma af Klint behauptet, dass eine mögliche Vereinbarung zwischen der Stiftung, die für die Erhaltung ihrer Werke zuständig ist, und dem deutschen Galeristen David Zwirner zu einem "Ausverkauf" ihrer weltberühmten abstrakten Kunst führen könnte, berichtet der "Guardian": "'Das ist eine feindliche Übernahme', sagte Erik af Klint, der Urgroßneffe von Hilma af Klint und Vorsitzender des Stiftungsrats, der sich aus vier weiteren Mitgliedern zusammensetzt, die die vorgeschlagene Vereinbarung unterstützen. 'Im ersten Absatz der Satzung heißt es, der Vorstand müsse sich um das Werk 'kümmern', und jetzt wollen sie es verscherbeln.'" Der Kampf um die Kontrolle der Stiftung, die fast 30 Jahre nach dem Tod der Künstlerin im Jahr 1944 gegründet wurde, habe in den letzten Jahren zu Gerichtsverfahren in Schweden und zu Anschuldigungen geführt, dass versucht wird, aus dem relativ jungen Erfolg einer bis in die 1980er-Jahre weitgehend unbekannten Hilma af Klint Kapital zu schlagen.

Die "Financial Times" erinnert in einem großen Porträt an Berthe Weill, "die vergessene Kunsthändlerin, die den Weg für Picasso ebnete": "Weill unterstützte nicht nur Picasso, bevor er Picasso war; sie unterstützte alle, bevor sie jemand waren: Matisse, Chagall, Braque, Redon, Dufy, Derain, Utrillo, Modigliani, Vlaminck, Diego Rivera und eine Reihe talentierter Frauen wie Suzanne Valadon und Émilie Charmy. Vier Jahrzehnte lang spürte sie Talente auf, ging Risiken ein und nahm die Verluste in Kauf, die sich ergaben, wenn man dem Markt vorauseilte. Dann verschwand sie von der Bühne und verschwand in den Kulissen der Kunstgeschichte, ihre Arbeit wurde nicht gewürdigt, ihr Name war vergessen." Das New Yorker Grey Art Museum erzählt gerade die Geschichte dieser Schlüsselfigur der Pariser Avantgarde-Szene. "Weill verdankt ihre posthume Wiedergeburt drei Frauen, die sich unabhängig voneinander für sie einsetzten: Lynn Gumpert, Direktorin der Grey Art Gallery, die Kunsthistorikerin Marianne Le Morvan und die Fotohändlerin Julie Saul, die alle über Spuren ihrer Existenz stolperten und beschlossen, diese zu untersuchen. (Saul starb vor zwei Jahren; Gumpert und Le Morvan haben die Ausstellung gemeinsam mit Anne Grace vom Montreal Museum of Fine Arts und Sophie Eloy vom Musée de l'Orangerie kuratiert)." Die Schau läuft noch bis zum 1. März.

Der "verborgene Wissenschaft" hinter van Goghs "Sternennacht" geht die "Washington Post" auf dem Grund. Das berühmte Gemälde des niederländischen Postimpressionisten habe unter Physikern eine Kontroverse ausgelöst. Es geht, kurz gesagt, um Turbulenzen: "Man findet sie in den Wirbeln der Atmosphäre, die einen Flug unruhig machen, in den Strudeln, die den Ozean aufwirbeln, in den chaotischen Gaswolken, die zur Geburt neuer Sterne beitragen. Die Beschreibung von Turbulenzen auf mathematischer Ebene ist jedoch eines der schwierigsten Probleme in der Wissenschaft. Turbulenzen verknüpfen die Bewegung von Flüssigkeiten in verschiedenen Maßstäben eines Systems und leiten Energie von großen Wirbeln an kleinere weiter, wie es in einem Vers des englischen Mathematikers und Physikers Lewis Fry Richardson aus dem Jahr 1922 heißt: Große Wirbel haben kleine Wirbel, die sich von ihrer Geschwindigkeit ernähren, und kleine Wirbel haben kleinere Wirbel und so weiter bis zur Viskosität. In der Statistik sieht das ein wenig anders aus."

Kunstmarkt

Die teuersten Kunstwerke in deutschen Auktionen 2024 listet die "FAZ" auf. "Insgesamt aber sind die Versteigerer besser durch zwölf Monate mit einer auf die Kauf- wie Verkaufsfreude schlagenden Wirtschaftsflaute sowie politischer Krisenstimmung gekommen, als zu befürchten stand", bilanziert Ursula Scheer.

Documenta

Ein zweites Mal kommentiert Sophie Jung in der "taz" die Berufung von Naomi Beckwith als Documenta-Kuratorin: "Trotz ihrer politischen Themen scheint Naomi Beckwith nicht ideologisch zu sein", heißt es da. Und: "Die 48-jährige Beckwith verspricht mit ihrer jahrelangen Erfahrung an einigen der wichtigsten Museen für Gegenwartskunst in den USA auch Stabilität."

Marcus Woeller vergleicht in der "Welt" zwei Kunstwelt-Rankings miteinander: unsere Monopol Top 100 und die Power 100 der Kollegen des britischen Magazins "ArtReview. Bei beiden Listen, die vor einigen Wochen veröffentlicht wurden, fehlt der Name Naomi Beckwith, weshalb in den Jurys wohl keine "prophetische Kräfte wirken", wie Woeller schreibt. "Die Chefkuratorin und stellvertretende Direktorin des Guggenheim Museums in New York dürfte im kommenden Jahr 2025 in jedem Ranking auftauchen. Die 48-Jährige ist gerade als künstlerische Leiterin der Documenta 16 berufen worden."