Medienschau

"Juden sind politisch so vielfältig wie alle anderen Menschen auch"

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Fotograf Salgado über KI, Merz als Merkel-Porträt und weiter Diskussion um Bundestagsresolution zum Schutz jüdischen Lebens: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Die geplante Bundestagsresolution zum Schutz jüdischen Lebens sorgt weiter für Unruhe. Die Kritik von jüdischen Kulturschaffenden, die eine Einschränkung der Meinungsfreiheit fürchten, fasst noch einmal die Deutsche Welle zusammen und berichtet von einer Diskussion auf dem Internationalen Literaturfestival in Berlin, wo der Herausgeber des mit Antisemitismusvorwürfen um sich werfenden "Ruhrbarone"-Blogs, Stefan Laurin, unter anderem auf die Künstlerin Candice Breitz traf. Die wies darauf hin, dass Laurin es in seiner Kritik eines aktuellen offenen Briefes gegen den Resolutionsentwurf vermied, die 150 Unterzeichnenden als jüdisch zu benennen. Stattdessen bezeichnete er sie eher vage als Bestandteil "des antisemitischen Teils der Kulturszene" und verteidigte sich mit Bezug auf den "Jüdische Allgemeine"-Chefredakteur Philipp Peyman Engel. "'Juden sind politisch so vielfältig wie alle anderen Menschen auch', sagte Breitz als Reaktion darauf, dass Laurin die Meinung von Peyman Engel gegenüber der von mehr als 150 anderen Juden öffentlich geäußerten Meinung bevorzuge. Sie kritisierte seinen selektiven Ansatz als Teil einer beunruhigenden Dynamik in Deutschland, wo eine Unterscheidung zwischen 'guten Juden' und 'schlechten Juden' getroffen werde, um abweichende Stimmen zu unterdrücken."

Ulrike Knöfel schreibt in einem etwas konfusen "Spiegel"-Artikel, dass der neue CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz das bislang ausstehende Merkel-Porträt hinfällig macht, weil man in ihm immer den einst Unterlegenden Merkels sieht: "Als sie ihm 2002 den Job als Fraktionsvorsitzenden streitig machte und seine Karriere ausbremste, war sie bereits Parteichefin und danach erst recht auf der Überholspur. Merz wurde zum Verlierer." Das führt die Autorin zur Frage: "Will Merkel so überhaupt wahrgenommen werden, als Flimmer-, Stör- und Nachbild im Image von Friedrich Merz? Will sie so in Erinnerung bleiben? Warum nicht? So wäre sie der Schatten von Merz, der aber deutlich größer ist als er. Man würde sie unabhängig von den Fehlern und Leistungen ihrer Amtszeit betrachten, sie wäre für immer die Frau, die neben anderen auch diesen – ihren größten – Konkurrenten übertrumpft hat."

Kunsthochschule

Die neue Direktorin der Städelschule - Hessens einziger Hochschule für Bildende Künste - hält die Ausbildungsstätte für eine der wichtigsten Kunsthochschulen in Europa. "Sie ist einzigartig in ihrem Mandat, Studierenden so viel Freiheit und Raum wie möglich zu geben, um ihre künstlerische Arbeit und ihr Denken zu entwickeln", sagte Barbara Clausen der Deutschen Presse-Agentur. Clausen tritt ihr Amt am 1. Oktober an. Die Amtszeit beträgt fünf Jahre. Sie folgt auf Yasmil Raymond, die das Amt von 2020 bis 2024 innehatte und auf eigenen Wunsch vorzeitig ausschied. Das Besondere an der Städelschule ist für Clausen: ihr global orientiertes Programm, die internationale Zusammensetzung der Studierenden und hoch angesehene Dozentinnen und Dozenten. "Die Stärke liegt darin, international, aber auch lokal zu denken", etwa mit der zur Städelschule gehörenden Ausstellungshalle Portikus. "Ich habe auf einer Menge Schulen gelehrt und vorgetragen – diese Begeisterung, die man in der Städelschule spürt und lebt, ist beeindruckend", sagte Clausen im dpa-Interview.

Malerei

Kann ein Dreijähriger ein Künstler sein? In der 3Sat-"Kulturzeit" hat Monopol-Chefredakteurin Elke Buhr über den Hype um den bayerischen Mini-Maler Laurent Schwarz gesprochen. Einen Monopol-Kommentar von Laura Ewert lesen Sie hier


In der "New York Times" vom Freitag glänzte auf der ersten Seite ein Klecks Gelée, der aus einem "Uncrustable"-Sandwich floss – einem runden weichen Gebäck, das man abgepackt in US-Supermärkten kaufen kann. Gemalt war es mit dunklem Bildhintergrund und sattem Pinselstrich im impressionistischen Duktus. Das Stillleben des US-Amerikaners Noah Verrier war auf X zwölf Millionen Mal angesehen worden. Verrier, der in Florida Malerei studierte, wo er mit Edouard und Jean Siméon Chardin bekannt gemacht wurde, hat schon XXL-Getränke, fettige Cheesesteaks oder Chicken Nuggets im Stil der Impressionisten gemalt. Auch ein "Mountain Dew Baja Blast" ist wegen seinem unnatürlichen Türkis schon von ihm verewigt worden. Seine Gemälde verkaufen sich nicht nur über Social Media, sondern riefen auch schnell Fast-Food-Ketten wie Wendy's oder Popeye auf den Plan, die ihm fünfstellige Honorare für Auftragsarbeiten bieten. Verrier kennzeichnet diese aber inzwischen, und malt weiter unbezahlt Dinge, die seine Kinder essen, wie die blassen, weichen "Uncrustable"-Sandwiches. Wichtig sind ihm dabei die Texturen und Farben der billig produzierten Lebensmittel der Gegenwart: "Die Marmeladenfüllung ist idealerweise voll mit Zusatzstoffen."


Porträt

Sabine Röthig porträtiert in der "Berliner Zeitung" den Designer Harry Nuriev, der in Berlin zum ersten Mal eine künstlerische Arbeit zeigt: "Ort des Geschehens: die Galerie Dittrich & Schlechtriem, wo ich Harry Nuriev vor einer Schauminstallation treffe. Im weißgetünchten Kellergeschoss der Galerie hängt eine überdimensionale Taschentuchbox. Aus ihr quillt unermüdlich wolkiger Badeschaum. Der Motor hinter der verspiegelten Oberfläche surrt, auf dem Boden zerplatzen die Seifenbläschen. Jetzt stellt sich heraus, dass Nuriev zwar auf den ersten Blick zerbrechlich wirkt, er jedoch mit einem gesunden Trotz gesegnet ist. Man spürt die Vehemenz, mit der er direkt und ausschließlich über sein aktuelles Werk reden möchte. Doch ganz so einfach mache ich es ihm nicht." Röthing will nämlich über Russland reden, wo Nuriev, der heute in Paris und New York lebt, geboren wurde: "Nuriev: 'Es ist einfach die falsche Zeit, über Russland zu reden. Sie sind auf der falschen Seite der Geschichte, ich will kein Teil davon sein.' Thema beendet."

KI

Elen Mary Machado und Robert Wenkemann sprechen für die "FAZ" mit dem brasilianischen Fotografen Sebastião Salgado über Fotografie – und KI: "KI kann mit meinen Bildern machen, was sie will, die Bilder werden niemals eine Seele haben. Wir können Beethoven-Musik mit KI komponieren. Aber das ist nicht Beethoven. Ich verbinde Hoffnung mit KI. Wir machen unsere Welt kaputt. Kriege. Der wichtigste Wald der Erde in Amazonas. Die Deutschen haben Schlimmes gemacht. Das haben wir mit unserer Intelligenz gemacht. Wer weiß, ob KI uns eine andere Richtung zeigen kann? Ich habe die Hoffnung, dass KI smarter ist als wir."

Kunstjournalismus

Chefredakteurin Elke Buhr stellt im Deutschlandfunk Kultur die neue Monopol-Ausgabe vor.