Film
Gute Kritiken über den an die Biografie von Maria Lassnig angelehnten Film "Mit einem Tiger schlafen" der Wiener Filmemacherin Anja Salomonowitz, der auf der Berlinale vorgestellt wurde und heute in die Kinos kommt. "Salomonowitz zeigt die Künstlerin auf eine Weise, wie sie sich selbst wahrnahm und fühlte", schreibt Josef Grübl in der "SZ". "Als Konzept ist das schlüssig, aufregend wird es wegen der Hauptdarstellerin: Der Film- und Bühnenstar Minichmayr ist großartig in diesem assoziativen Künstlerinnen-Porträt, mit wenigen Hilfsmitteln (wie etwa Gehstöcken oder entsprechender Garderobe) verkörpert sie Lassnig als Neunzigjährige ebenso wie als Siebenjährige. Das ist Schauspiel in seiner reinsten Form - über Gestik, Stimme und Imagination. Was man auch als Kampfansage an all jene verstehen kann, die Schauspielerei mit Identitätspolitik verwechseln und kritisch über die Aneignung fremder Leben wachen. Birgit Minichmayr bleibt stets sie selbst und taucht trotzdem tief in das Leben einer anderen ein." Auch Gunda Bartels lobt im "Tagesspiegel" die Schauspielerin: "Birgit Minichmayr hat sich in Lassnigs Tagebücher und Gemälde vertieft, um zu spielen, wie aus dem Körper heraus Malerei entsteht, in der Wahrnehmung des Atems, der Verletzungen, der Muskeln. Es gelingt ihr großartig, auch wenn sie Maria Lassnigs kauzige Persönlichkeitsanteile als grantelnde Alte in verschliffenem Österreichisch etwas überbetont. Tatsächlich war die in atemberaubender Konsequenz der Kunst ergebene Frau eine Exzentrikerin, die sowohl kühl und halsstarrig wie herzlich und verschmitzt auftreten konnte." Ein Monopol-Interview mit Minichmayr zu dem Film lesen Sie hier. Um einiges nüchterner als ihre Kolleginnen klingt Katrin Bettina Müller in der "taz": "Man braucht schon etwas Geduld, dem etwas anstrengenden Film über seine ganze Länge zu folgen. Aber wer sich eh für Maria Lassnig oder Birgit Minichmayr oder sogar beide Österreicherinnen begeistern kann, bringt die wahrscheinlich mit."
Debatte
Die von den Schriftstellerinnen Juliane Liebert und Ronya Othmann angestoßene Debatte um Juryverfahren am HKW und anderswo dreht sich weiter. Ijoma Mangold spricht jetzt in der "Zeit" mit Kulturwissenschaftlerin und Schriftstellerin Mithu Sanyal, die betont, dass es keinen "reinen", von Politik freien Blick auf Kunst gibt: "Ich glaube keineswegs, dass literarische Qualität ein Phantom ist. Woran ich allerdings nicht glaube, ist, dass unsere Entscheidungen objektiv sind. Da spielt immer Bias eine Rolle, und dagegen versuchen Menschen ja anzugehen, wenn sie fragen, warum sind etwa so wenige People of Color nominiert? Wir alle kämpfen für literarische Kriterien." Ronya Othmann wiederholt ihre Vorwürfe, dass die HKW-Jury in ihren Entscheidungen politisch motiviert ist, noch einmal im Interview mit Gerrit Bartels im "Tagesspiegel". Einen Kommentar von Enis Maci für Monopol lesen Sie hier.
Schon oft hat Madonna ihre Bewunderung für die mexikanische Malerin Frida Kahlo zum Ausdruck gebracht, so auch diese Woche auf Instagram. "Ein wunderschönes Souvenir - ein Besuch im Haus der Familie meiner ewigen Muse, Frida Kahlo. In Mexiko-Stadt", schrieb der Popstar diese Woche auf Instagram. "Für mich war es magisch, ihre Kleider und ihren Schmuck anzuprobieren, ihre Tagebücher und Briefe zu lesen und Fotos zu sehen, die ich noch nie gesehen hatte." Dazu Fotos der mit einem Schal, Netzhandschuhen, einem Ring und einer Halskette; eine Nahaufnahme zeigt sogar Kahlos Gesicht auf ihrem Daumennagel. Wie "Artnet" und andere Medien berichten, folgte darauf ein Shitstorm. "'Man kann Madonna sein, so viel man will, aber ihre Kleider anprobieren?!', schrieb die Künstlerin E. Cecilia Moreno Pogodina. 'Ich bin Mexikanerin, und ich kann Ihnen fast versichern, dass sie das NIEMALS einer Mexikanerin erlauben würden.' 'Ich weiß nicht, was schlimmer ist: die Dreistigkeit, ihr zu erlauben, Fridas heilige Gewänder zu tragen, oder Madonnas Dreistigkeit und Arroganz, es zu wagen, sie zu tragen', schrieb Mariale Montiel. 'Sakrileg und inakzeptabel!' 'Fridas Kleider und Schmuck, wow, das ist ein mexikanischer Nationalschatz, ich frage mich, wie viel sie an die Betreiber des [Museums] gezahlt hat, um diese Sonderbehandlung zu bekommen', sagte Pilly Alvarado. 'Ich liebe Madonna, aber ich liebe Frida Kahlo mehr, es ist meiner Meinung nach eine Travestie, ihr das zu erlauben, aber ich denke, mit Geld kann man alles kaufen, was man will. Shame on [the museum].'" Doch das Casa-Azul-Museum hat jetzt auf Instagram klargestellt, dass Madonna gar nicht vor Ort war. Und: "Die Sammlung von Fridas Kleidung und Schmuck, die wir aufbewahren, unterliegt strengen konservatorischen Maßnahmen und wird im Museum ausgestellt, nicht für den persönlichen Gebrauch ausgeliehen."
Erinnerungskultur
Die französische Polizei hat Medienberichten zufolge Hinweise darauf, dass eine Farbattacke auf die Holocaust-Gedenkstätte in Paris von Russland aus eingefädelt worden ist. Bei der Attacke vor einer Woche handele es sich um einen aus Russland gesteuerten Destabilisierungsversuch, berichten die Zeitung "Le Parisien" und der Sender France Info unter Verweis auf Polizeiquellen. Zunächst hatte das Enthüllungsblatt "Le Canard enchaîné" berichtet. Auf einer Wand der Gedenkstätte Mémorial de la Shoah waren als propalästinensisches Graffiti rund ein Dutzend rote Hände gesprüht worden, was zu vielen aufgebrachten Reaktionen führte. Die Fahnder konnten dank der Videoüberwachung der Gedenkstätte und Auswertung von Handydaten den Medienberichten zufolge zwei Bulgaren als mutmaßliche Täter identifizieren, die Frankreich mit ein oder zwei ebenfalls bulgarischen Handlangern gleich am Morgen nach der Attacke per Bus Richtung Brüssel verlassen haben sollen. Auch hinter weiteren Farbschmierereien mit Bezug zu den Olympischen Spielen vermutet Paris nach den Berichten russische Strippenzieher. Auf etliche Gebäude war Ende März der Hinweis "Achtung, Balkon kann einstürzen" gesprüht worden. Der Hinweis bezieht sich auf die öffentlich diskutierte Sorge, dass Balkone Pariser Häuser möglicherweise einstürzen können, wenn sich darauf zu viele Menschen drängen, um die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele auf der Seine anzuschauen. Die Polizeipräfektur gab in der Frage bereits Entwarnung und appellierte an den gesunden Menschenverstand, sich nicht mit abnorm viel Menschen auf einen Balkon zu begeben. Im November bereits hatte Frankreich Russland vorgeworfen, hinter dem massenhaften Besprühen von Pariser Gebäuden mit Davidsternen zu stecken. Über ein russisches Propagandanetzwerk seien Fotos der Davidstern-Tags in sozialen Netzwerken verbreitet worden. Russland wies die Vorwürfe damals als unbegründet zurück.