Medienschau

"Männer unter sich haben meist keine tolle Arbeitsmoral"

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AdK und Candice Breitz streiten weiter, Kanye West verkauft seine Tadao-Ando-Villa und Wim Wenders über Geschlechterverhältnisse am Set: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Debatte

Der Streit zwischen der Akademie der Künste und Candice Breitz geht in die nächste Runde. Was bisher geschah: Nachdem sich die AdK für die Kunstfreiheit ausgesprochen hat, beklagte sich die jüdisch-südafrikanische Künstlerin als AdK-Mitglied über mangelnde Solidarität, da eine Ausstellung von ihr abgesagt wurde. Nun antwortet die AdK wiederum auf Breitz. "Erstaunlich, dass sich nun das komplette Direktorium aller Sektionen namentlich hinter seine Präsidentin Jeanine Meerapfel stellt und ihr das 'volle Vertrauen' ausspricht", findet Gerrit Bartels im "Tagesspiegel". "Das klingt, als rumore es gewaltig in der Akademie der Künste." Anlässlich des Streits fragt sich Andreas Kilb in der "FAZ": "Wie lange will sich die deutsche Kulturszene im Zeichen einer unaufhaltsamen Polarisierung aller Diskurse ei­gent­lich noch selbst zerlegen, ehe sie begreift, dass künstlerische Freiheit keinen Anspruch auf staatlich geförderten politischen Ak­tio­nis­mus begründet? Und wenn schon die – durchaus fragwürdige – Absage der Ausstellung einer jüdischen Künstlerin durch deutsche Kulturbürokraten antisemitisch ist: Was ist es dann eigentlich nicht?"

Malerei

Der Vater von Metallica-Schlagzeuger Lars Ulrich, der frühere dänische Tennisprofi und Maler Torben Ulrich, ist mit 95 Jahren gestorben. Das teilte sein Sohn am Donnerstag auf Instagram mit. "Torben Ulrich: 1928-2023", schrieb Lars Ulrich (59) zu einem Schwarzweißfoto seines Vaters und einer Reihe von weiteren Aufnahmen aus ihrem gemeinsamen Leben. "95 Jahre mit Abenteuern, einzigartigen Erlebnissen, Neugier, dem Überschreiten von Grenzen, dem Infragestellen des Status quo, Tennis, Musik, Kunst, Schreiben ... und einer ganzen Menge dänischer konträrer Haltung. Unendlicher Dank! Ich liebe dich, Papa." Der 1928 in der Kopenhagener Nachbarkommune Frederiksberg geborene Torben Ulrich war einst ein professioneller Tennisspieler gewesen. Er war bei allen vier Grand-Slam-Turnieren dabei, schaffte es in die Top 100 der Welt und spielte 102 Davis-Cup-Matches für Dänemark. Später widmete er sich der Kunst und malte abstrakte Bilder und wurde von der Kopenhagener Galerie Tom Christoffersen vertreten.


Personalie

Eva-Maria Seng soll neue Direktorin der Stuttgarter Kunstakademie werden, weiß die "Stuttgarter Zeitung". Noch laufen die Verhandlungen, schreibt Adrienne Braun. "Dass sich so lange keine geeigneten Bewerber fanden, könnte an diesen offenen Baustellen gelegen haben wie auch am allgemeinen Fachkräftemangel, der inzwischen auch den Kulturbetrieb erreicht hat."


Architektur

Der Musiker und Modedesigner Kanye West will für ein von Tadao Ando entworfenes Haus in Malibu rund 57 Millionen Dollar (rund 52 Millionen Euro) haben, berichtet das "Wall Street Journal". Das Haus wird gerade renoviert, es fehlen Fenster, Türen, Elektrik und es werden "mehrere Millionen Dollar" benötigt, um es fertigzustellen, sagt ein Makler.

Film

Regisseur Wim Wenders ist der Meinung, dass Filme mit Frauen am Set besser werden: "Um es mal ganz krass zu sagen: Männer unter sich haben meist keine tolle Arbeitsmoral", sagte Wenders der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Da wird zu viel geschwiegen oder zu viel dumme Witze gemacht. Wenn Frauen dazukommen, ändert sich die Einstellung schlagartig, in gut gemischten Teams sind alle anders drauf, wacher und beweglicher." Drehen mache viel mehr Spaß, wenn Frauen paritätisch mitmachten, sagte Wenders. "In den 70er-Jahren bestanden Film-Teams oft fast ausschließlich aus Männern, und das brachte einfach nicht das Beste aus allen heraus, im Gegenteil, da kam schnell ein stumpfer Trott heraus." Wo aber Frauen in wichtigen Positionen mitwirkten, herrsche in der Filmarbeit "ein lebendigerer Geist". Wenders geht mit seinem in Tokio gedrehten neuen Film "Perfect Days" für Japan in das Rennen um den Auslands-Oscar. Er schaffte es auf die sogenannte Shortlist von 15 Kandidaten. In Japan beobachtet Wenders einen größeren Gemeinschaftssinn als in Deutschland: "Was man gemeinsam nutzt, hat in Japan einen höheren Wert. Bei uns wird es eher missachtet."