Medienschau

Die AfD bezeichnet das Bauhaus als "Irrweg der Moderne"

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Die AfD greift das Bauhaus an, Bjarne Melgaard streitet sich mit Investoren, und immer mehr Modedesigner kuratieren Kunstausstellungen: Das ist unsere Medienschau am Dienstag

Debatte

Die AfD greift das Bauhaus an. Unter dem Titel "Irrweg der Moderne" fordert die AfD-Landtagsfraktion in Sachsen-Anhalt eine "kritische Auseinandersetzung mit dem Bauhaus", berichtet die "Mitteldeutsche Zeitung": "Konkret fordert die AfD, der Landtag möge beim anstehenden Bauhaus-Jubiläum 2025 und 2026 'eine einseitige Glorifizierung' des Bauhaus-Erbes verhindern. Viele Gebäude im Bauhaus-Stil seien als Bausünden einzustufen, heißt es in der Begründung. 'Die Betonung auf Nüchternheit und Minimalismus führte häufig zu unpersönlicher Architektur, die als kalt, abweisend und unattraktiv wahrgenommen wird.'" Die Direktorin der Stiftung Bauhaus Dessau, Barbara Steiner, sagte der "Süddeutschen Zeitung", ein kritischer Diskurs über die historische Bedeutung des Bauhaus-Erbes sei notwendig und Selbstverpflichtung der Stiftung. "Die Bauhaus-Gebäude in Dessau ziehen jährlich weit über hunderttausend Menschen aus aller Welt an. Gäbe es diese Bauten nicht, würden der Tourismus in Stadt und Land, und damit die Menschen vor Ort, wesentliche wirtschaftliche Einbußen erleiden." Dass das Bauhaus-Erbe in Deutschland nicht nur glorifiziert wird, beweist ein Blick ins benachbarte Bundesland Thüringen: Im Museum Neues Weimar, Bauhaus-Museum und im Schiller-Museum war bis Mitte September eine große gemeinsame Ausstellung des Verhältnisses von Bauhaus zum Nationalsozialismus. Hier die Monopol-Review.

Larissa Friedrich fasst in der "Taz" eine Stuttgarter Tagung zu Antisemitismus im Kulturbetrieb zusammen. "Dass es nicht reiche, sich immer wieder für die grenzenlose Freiheit der Kunst auszusprechen, kritisierte auf dem Podium Jonathan Guggenberger, der auch für die Taz schreibt. Es müsse rechtlich differenziert werden zwischen Propaganda und Kunst. Dazu gehöre, klar zu benennen, wo Kunst endet und Aktivismus oder Propaganda beginnt. Die Professorin für Jewish Studies, Lisa Silver­man, zog in ihrem Vortrag das Beispiel von Veit Harlans Film 'Jud Süß' von 1940 heran. Sie zieht eine Verbindung von Harlans zwiespältiger Rolle, einerseits Ideologieträger des NS gewesen zu sein und sich andererseits als ein Opfer des Nationalsozialismus darzustellen, zur heutigen Kulturszene. Solche Ähnlichkeiten sieht auch der Historiker Volker Weiß, wenn er auf die klaren Feindbilder in den aktuellen Debatten des Kultur- und Wissenschaftsbetriebs blickt: Die jetzigen Diskussionen um den Nahostkonflikt seien aus einer Ideologie erwachsen, die den Westen als das 'große Böse' darstelle und Palästina als Zentrum aller Ungerechtigkeiten dieser Erde sehe. Die Verbrechen islamistisch orientierter Terrororganisationen würden in diesem Diskurs gar nicht erst berücksichtigt."

Kunstmarkt

Der Künstler Bjarne Melgaard streitet sich mit Investoren, um die Kontrolle über seine Kunstwerke zurückzuerlangen, berichtet Zachary Small in der "New York Times". "Als Melgaard 2020 den Vertrag unterzeichnete, war er in finanziellen Schwierigkeiten und erlebte einen stürmischen Aufstieg in der Kunstwelt. Er füllte Galerien in Manhattan mit Sexpuppen und lebenden Tigerbabys. Wohlhabende Sammler kauften seine Werke. Norwegische Kuratoren schrieben, er sei die Antwort dieser Generation auf Edvard Munch. Doch Melgaard hatte auch eine dunkle Seite: Er war lange Zeit süchtig nach Crystal Meth und anderen Drogen, die, wie er sagte, sein impulsives Verhalten förderten. Er erwarb Nerzmäntel, die er sich nicht leisten konnte. Sein Produktionsstudio in New York brach zusammen, und ein ehemaliger Angestellter beschuldigte ihn der Vorenthaltung von Löhnen, was er auf eine Verzögerung seitens seiner Investoren zurückführte. In Rechtsstreitigkeiten mit seiner Mutter und seiner Schwester stritt er um Geld, und er kritisierte das Munch-Museum, nachdem es seine Einzelausstellung während der Coronavirus-Pandemie abgesagt hatte." Er habe sich zunehmend auf die finanzielle Unterstützung von Svein Roar Grande und Stein Lie verlassen, die wenig Erfahrung mit dem Kunstmarkt hatten. Sie zahlten ihm von 2008 bis 2020 fast 10 Millionen Dollar im Austausch für Kunstwerke, eine Beziehung, die trotz der ständigen Geldsorgen des Künstlers mehr als ein Dutzend Vereinbarungen überdauerte. Am Bezirksgericht in Oslo wird nun aber über das "Hauptabkommen" dieses Deals gestritten, der Künstler fühlt sich übervorteilt. Im "Standard" fasst Olga Kronsteiner den Fall zusammen. "Der Prozess ist vorerst bis 1. November anberaumt. Auf der Zeugenliste stehen befreundete Künstlerinnen und Künstler, ein verurteilter Drogendealer, ein ehemaliger Mitarbeiter, ein Sammler, weiters ein Psychiater und eine Psychiaterin, die Melgaard einst behandelten, Galeristen sowie ehemalige und aktuelle Manager des Künstlers."

Mode

Immer mehr Modedesigner kuratieren Kunstausstellungen, stellt Simon Chilvers in der "Financial Times" fest. "Mode und Kunst haben schon oft zusammengearbeitet, von Elsa Schiaparelli und Salvador Dalí in den 1930er Jahren bis zu Vivienne Westwood und Keith Haring in den 1980er-Jahren, während Unternehmen wie Louis Vuitton und Prada umfangreiche Kunstsammlungen und Stiftungen besitzen. Der neueste Kunst-Mode-Moment geht wohl eher in eine kuratorische Richtung. Designer wie Jonathan Anderson und Grace Wales Bonner haben diese Bewegung angeführt und Ausstellungen im Hepworth Wakefield beziehungsweise im MoMA kuratiert. Anfang dieses Monats kuratierte Marco Capaldo von 16Arlington die Ausstellung Memories of the Future auf der Frieze No.9 Cork Street, die eine Mischung aus Werken von Andy Warhol, Francesca Woodman und George Rouy zeigte, während Simon Porte Jacquemus von Jacquemus eine Ausstellung über den Bildhauer François-Xavier Lalanne für Christie's in New York kuratierte. Diese Bemühungen verleihen Marken und Designern intellektuellen Biss und ermöglichen es ihnen gleichzeitig, ein zweites Publikum anzusprechen."