Donald Trump
Der Kunsthistoriker T.J. Clark gibt in der "London Review of Books" einen "kurzen Leitfaden zu Trump und dem Spektakel" an die Hand. Er rät zur politischen Aktion: "Vielleicht ist es an der Zeit, weniger zurückhaltend zu sein. Wenn Trump das ist, als was sich die Bilderwelt jetzt entpuppt hat - wenn er die 'Gesellschaft' ist, mit der wir uns abgefunden haben, die sich uns entgegenstellt, grausam und falsch und hässlich und entschlossen, uns zu zerstören -, welche Antwort bleibt dann noch übrig als ein Kampf bis zum Ende? Ein Kampagnenplan, mit dem Spektakel als Feind. Nicht Spott, sondern Taktik."
Auch wenn auf seiner Amtseinführung kaum Künstler geladen waren und auch wenig Kunst zu sehen war, hat sich der "Guardian" mal den Kunstgeschmack des neuen US-Präsidenten angeschaut. "Eine Person, die sicherlich von Trumps Charisma fasziniert ist, ist Trump", schreibt Jonathan Jones. "Tatsächlich scheint Kunst über Trump die einzige zu sein, die den Präsidenten interessiert." Er berichtet über Andy Warhols "Hass" auf Trump und stellt Künstler vor, die der Unternehmer für Porträts beauftragte, weil sie ihn schmeichelhaft darstellten.
Silke Wichert hält im "Süddeutsche Zeitung Magazin" das offizielle Bild des neuen US-Präsidenten neben das Polizeifoto bei seiner Verhaftung – und stellt Ähnlichkeiten fest: "Bei seiner zweiten Amtszeit hat Trump offensichtlich nicht den Eindruck, noch irgendwie freundlich wirken zu müssen. Die Wolf-im-Schafspelz-Nummer ist für ihn als verurteilten Straftäter ja sowieso vorbei. Warum noch so tun als ob? Das neue offizielle Porträt wirkt wie ein klassisches Face off, er zeigt jetzt sein wahres Gesicht, das natürlich auch schon wieder eine Karikatur ist. Pantomimischer Subtext: 'Jetzt könnt ihr was erleben.' Wahrscheinlich stehen all diejenigen, die nach dem Attentat auf Trump aus Solidarität Pflaster am Ohr trugen, jetzt vorm Spiegel und versuchen die linke Augenbraue etwas höher als die linke zu ziehen und genauso finster in die Kamera zu blicken wie ihr Idol."
Kulturpolitik
Rüdiger Schaper listet in einem wütenden "Tagesspiegel"-Kommentar weitere Ungereimtheiten und krasse Fehler in der Berliner-Kultur-Sparliste auf. Sie wurde von der Finanzverwaltung aufgestellt, "ohne größere Kenntnis der Zusammenhänge in der Kultur. Die Frage drängt sich auf: Was konnte, was wollte die Kulturverwaltung korrigieren und klarstellen? Weitere Kürzungen sollen kommen. Das ist jetzt erst der Anfang. Fachkräfte werden dringend gesucht. In der Kulturpolitik herrscht eklatanter Mangel."
Waldbrände in Los Angeles
Marcus Woeller spricht in der "Welt" mit den deutschen Architekten des Graft-Büros über den Wiederaufbau nach dem Feuer in LA. Nach dem Hurrikan Katrina errichteten sie gemeinsam mit Brad Pitt neue Häuser für das zerstörte New Orleans. Ihre Empfehlung für Kalifornien? "Die extreme Trockenheit in Kalifornien und das wenige Grundwasser ist ein Teil der Katastrophe", sagt etwa Lars Krückeberg. "Das Wassermanagement muss dringend verbessert werden. Auch das private: Die abgebrannten Gärten müssen resilienter gemacht werden. Los Angeles kann sich keinen englischen Rasen leisten, er hat überhaupt keine ökologische Rechtfertigung, weil er so viel Wasser braucht. Genauso müssen die Pools infrage gestellt werden. Eigentlich sollte man an so einem Ort gar nicht bauen, das hat Mike Davis gesagt."
Film
Der Schweizer Animationskünstler Yves Netzhammer hat seinen ersten Film fürs Kino geschaffen: "Reise der Schatten" führe in eine "völlig sprachlose Welt", schreibt Philipp Meier in der "NZZ". "In seinem zwar stummen, aber durchaus nicht klanglosen Langfilm kommt sogar einmal ein Schrei des Entsetzens vor. Die komplexe, ausgefeilte Tonspur aber scheint vor allem dazu da zu sein, ein Gefühl unheimlicher Fremdheit zu generieren. Es ist eine merkwürdig verschattete, entrückte Welt wie in einem bösen Traum, in die uns Netzhammer eintauchen lässt. In diesem Schattenreich entspinnt sich eine Liebesbegegnung, die allmählich in eine Katastrophe mündet. Unerleuchtete Natur."
Die britisch-australische Schauspielerin Naomi Watts blieb eigenen Angaben zufolge nach einem Jahrzehnt erfolgloser Castings nur dank ihrer Begegnung mit dem verstorbenen Regisseur David Lynch in Hollywood. "Es lief schlecht, ich war zehn Jahre lang bei Vorsprechen nur durchgerasselt", erzählte die 56-Jährige von ihren Schauspiel-Versuchen in den 90ern in der Talkshow "Live with Kelly and Mark". Sie führte aus, man habe ihr die Verzweiflung irgendwann so angemerkt, dass sie die Menschen unbehaglich gemacht habe. "Ich hatte mehrfach vor, nach Hause zurückzukehren", erklärte die Schauspielerin, die in Großbritannien geboren wurde und später in Australien aufwuchs. Doch mit einem Casting bei Lynch habe sich das Blatt für sie gewendet, sagte sie. Sie sei sich damals selbst sicher gewesen, "nicht die Richtige" zu sein. "Aber er hat mich einfach gesehen und es irgendwie geschafft, diese Fassaden von mir zu lüften." Lynch gab Watts die Hauptrolle in seinem Mystery-Thriller "Mulholland Drive – Straße der Finsternis" (2001), welcher von Kritikern gefeiert wurde und Watts den Durchbruch verschaffte. Der Kult-Regisseur war vergangene Woche im Alter von 78 Jahren gestorben. Letzten Sommer hatte Lynch bekanntgegeben, dass er als langjähriger Raucher an einem Lungenemphysem erkrankt sei. Er und Watts arbeiteten nach "Mulholland Drive" auch für die Kurzfilm-Serie "Rabbits" (2002) sowie die dritte Staffel der Serie "Twin Peaks" (2017) zusammen.