Takashi Murakami ist großer Fan und seine Arbeit ohne ihn nicht denkbar: Der japanische Popveteran Keiichi Tanaami ist am 9. August im Alter von 88 Jahren gestorben. Er war der erste Art Director des japanischen "Playboys", hat das Artwork für Alben von Super Furry Animals, The Monkees und Jefferson Airplane gestaltet, und die Legende will es, dass seine ersten ultrapsychedelischen Bilder Anfang der 80er-Jahre zurückgingen auf Halluzinationen, die als Begleiterscheinungen einer schweren Lungenentzündung auftraten. 2013 zeigte er im Berliner Schinkel Pavillon seine erste institutionelle Einzelausstellung außerhalb seines Heimatlandes. Aktuell ist eine Retrospektive im National Art Center in Tokio zu sehen, im Dezember wird seine erste US-Ausstellung im Institute of Contemporary Art Miami folgen. In vielen seiner Arbeiten "mit ihren hellen Farben und ihrem ironischen Humor steckt etwas viel Dunkleres", schreibt Alex Greenberger in seinem "Art News"-Nachruf. "Seine Animation Crayon Angel aus dem Jahr 1975 zum Beispiel schien der Pop Art zu ähneln, da Symbole, die mit japanischen Werbeprodukten assoziiert werden, immer wieder eingefügt wurden. Aber diese Bilder erscheinen neben tatsächlichem Kriegsmaterial, das all diese Psychedelica mit Düsternis durchdringt."
Kunstmarkt
Der ehemalige Kunsthändler Orlando Whitfield macht gerade Promo für sein Buch "All That Glitters: A Story of Fraud, Friendship, and Fine Art" über seine 15-jährige Freundschaft mit dem Kunsthändler und verurteilten Betrüger Inigo Philbrick. Im "Telegraph" schreibt Whitfield eine Art Anleitung für den Kunstmarkt, der ein "düsterer Ort" sei, der von haifischäugigen Männern in Slippern aus Haifischleder und verwirrenden, brillanten Frauen bevölkert wird, die Ihnen so schnell eine Rechnung stellen, dass Ihnen der Kopf schwirrt. Wem sollten Sie vertrauen, was sollten Sie kaufen, und wie können Sie verhindern, dass Sie alles verlieren? In dieser Welt der üppigen Mittagessen und Handschlaggeschäfte brauchen Sie einen scharfen Verstand, während Sie ein Freihandelslager mit Meisterwerken füllen." Fragt sich nur, wer das ernsthaft für erstrebenswert hält, außer eben haifischäugige Männer.
Der "Tagesspiegel" stellt die Architekten Detlef Weitz und Sonja Beeck vom Berliner Büro Chezweitz vor, die als Ausstellungsszenografen für Einrichtungen wie das Jüdischen Museum Berlin, das Bauhaus Museum Dessau oder das Moderna Museet Stockholm arbeiten. "'Wir machen letztendlich politische Arbeit', sagt Detlef Weitz beim Gespräch in einer Kreuzberger Fabriketage, wo die Mitarbeitenden hinter ihren Monitoren sitzen. Sonja Beeck nickt dazu. Jüdische Themen, Gedenkstätten, queere Themen, vergessene Künstlerinnen – das seien die Inhalte, die das Büro interessierten, die könne man packen und habe Lust, dazu etwas zu vermitteln. 'Wir gestalten keine Messen und Marken.'" Was die Zukunft von Museen angeht, sind die beiden zuversichtlich. "Neben der Digitalisierung, die immer stärker in die Gestaltung von Schauen einfließt – auch mit der Möglichkeit, dass Besucher ihre Eindrücke direkt aus Ausstellungen posten und somit selber Content produzieren –, wird es auch immer museale Gegenstände oder Kunstwerke geben. 'Das Exponat ist als Erfahrung unglaublich wichtig', sagt Weitz."
KI
Der frühere Google-Vorstand Eric Schmidt habe in einer Rede vor Studenten in Stanford geradezu dazu aufgerufen, das Urheberrecht zugunsten des Erfolgs beim Gründen eines Start-ups zu ignorieren, berichtet die "FAZ", "weil Künstliche Intelligenz es immer leichter mache, geistiges Eigentum zu stehlen, und man im Erfolgsfall mit den gescheffelten Milliarden eben hochkarätige Anwälte bezahlen könne, die sich mit Urheberrechtsklagen beschäftigen." Es sei "ein dicker Brocken, dass die lukrativen AI-Chatbots mit Hilfe urheberrechtlich geschützter Inhalte entstehen", kommentiert Nina Rehfeld. "Bereits seit Jahren stehlen die großen Tech-Konzerne von Meta bis Google unter dem Motto 'verklag mich doch' urheberrechtlich geschütztes Material von Verlagen, Journalisten, Autoren, Künstlern und anderen Content-Schöpfern."
Film & Videokunst
Arthur Jafa ist bekannt geworden als Choreograf von Bildern. Seit seiner Jugend sammelt er sie, erst aus Magazinen und Zeitungen, jetzt findet er sie im Internet: Bildern, die ihn stören und verwirren. Auf diese Weise entstehen in Arbeiten wie "Apex" oder "Love is the Message, the Message is Death" radikale Paarungen und Konfrontationen, in denen sich Grauen und Glamour "gespenstisch verstricken", wie Jafa es nennt. So kollidieren Bilder wie der unfassbar gewaltsam zerschundene Rücken eines Sklaven ("Slave George") mit Popstars, Nachrichtenbilder von Lynchmorden an Schwarzen prallen auf Comics. Mit großem Gespür für Rhythmus und Sound erzeugt Jafa einen Sog aus Horror, Schönheit und Schuld. In einer neuen Folge des "Art Newspaper"-Podcast "A brush with ..." erzählt der US-Künstler unter anderem, wie er sich von Anne Imhofs Arbeit inspiriert und herausgefordert fühlt und warum Jean-Michel Basquiat ein ständiger Bezugspunkt für ihn ist.
Die Moderatorin und TV-Produzentin Sandra Maischberger hält Leni Riefenstahl für "eine durch und durch überzeugte Faschistin und Nationalsozialistin". Das sagte die 57-Jährige in einem Interview mit der "Die Zeit". Maischberger hat einen Dokumentarfilm über Riefenstahl (1902-2003) produziert, der auf dem Filmfest Venedig Premiere feiert. Die Regisseurin Riefenstahl wurde mit Nazi-Propagandafilmen wie "Triumph des Willens" bekannt, hatte sich selbst aber stets unpolitisch gegeben. Regie bei der Doku "Riefenstahl", die am 29. August in Venedig Premiere feiert, führte der aus Stuttgart stammende Regisseur Andres Veiel. Für den Film habe Maischberger Riefenstahls in 700 Kisten verpackten Nachlass ausgewertet. In den Kisten habe es viele Fundstücke gegeben, etwa Tonkassetten, mit denen Riefenstahl Telefonanrufe und Nachrichten auf dem Anrufbeantworter aufgezeichnet habe, auch Gespräche mit alten und neuen Nazis, aus denen deutlich geworden sei, "dass da nicht eine Opportunistin am Werk war". Maischberger hatte Riefenstahl 2002 zu deren 100. Geburtstag zum Interview getroffen. "Zwischendurch dachte ich, sie lügt", sagt die Moderatorin. "Nicht eine einzige Sache hatte ich aus ihr herausgelockt. Und ich dachte, das kann es nicht gewesen sein." So entstand die Idee zu einem Dokumentarfilm. Sie finde es genau passend, dass dieser nun auf dem Festival in Venedig gezeigt werde, wo Leni Riefenstahl Ende der 1930er-Jahre unter anderem für ihren Olympia-Dokumentarfilm zwei Filmpreise gewonnen habe, sagt Maischberger. "Unsere Premiere findet in einem Land statt, dessen Regierungschefin es zulässt, dass auf der Straße massenhaft der faschistische Gruß gezeigt wird. In dieser europäischen Gegenwart, in der wir das Aufkommen von rechtspopulistischen, postfaschistischen, neonazistischen Strömungen erleben, ist Venedig genau das richtige Forum." Maischberger sagt, sie habe den Film nicht nur für Spezialisten machen wollen, sondern auch "für die Generation meines Sohnes, der siebzehn ist, und der den Namen Leni Riefenstahl nie gehört hatte".
Frankreichs Filmlegende Alain Delon wird am Samstag im engsten Familie- und Freundeskreis beigesetzt. Die Beerdigung wird demnach auf seinem Anwesen La Brûlerie im zentralfranzösischen Douchy stattfinden. Sie soll laut Informationen des Nachrichtensenders BFMTV um 17 Uhr beginnen. Nur seine drei Kinder Anthony, Anouchka und Alain-Fabien sowie rund 40 Gäste sollen dabei sein. Delon ist am Sonntag im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Beisetzung findet demnach in der von dem Schauspieler auf seinem riesigen Anwesen erbauten Kapelle statt, neben seinen dort bestatteten zahlreichen Hunden. Delon hatte sich eine Beerdigung in aller Stille und auf seinem Anwesen gewünscht. Er hatte mehrfach deutlich gemacht, dass er keine nationale Hommage wolle, wie sie etwa Jean-Paul Belmondo oder Johnny Hallyday hatten. Eine Hausbestattung ist in Frankreich unter strengen Auflagen zugelassen. Monsignore Jean-Michel Di Falco, Ex-Bischof von Gap, wird die Trauerfeier abhalten. Er werde "auf Wunsch" des verstorbenen Schauspielers amtieren, teilte er der französischen Nachrichtenagentur AFP mit.