Debatte
Yoram Roth, Investor und Chairman des Privatmuseums Fotografiska in Berlin, findet die Debatte um die Berliner Sparpolitik in der Kultur hysterisch: Die Kulturleute sollten zusehen, dass sie Sponsoren finden, sagt er im Interview mit der "Berliner Zeitung": "Man kann ja weiter helfen, aber wir können nicht endlos einfach alles bezahlen und mit Geschäftsführern arbeiten, die keine wirtschaftliche Verantwortung übernehmen." Er empfiehlt einen Blick nach New York: "Da werden keine Kompromisse gemacht. Es gibt dort die besten Theater, die besten Ballett-Compagnien, die besten Orchester. Und die werden alle teilweise von großen Firmen und Mäzenen unterstützt. Der Gedanke, dass man in dem Moment, in dem man ein bisschen privates Geld nimmt, Kompromisse machen muss, ist Kinderquatsch." Dass die Kultur des Mäzenatentums in Deutschland nicht gewachsen ist, läge auch daran, dass Juden (unter anderem auch Roths Familie) in der Nazizeit fliehen mussten. "Geld zu geben für die Kultur ist eine jüdische Erfindung. Und hier fehlt sie uns sehr. Und, ja, man hat seinen Namen drangeschrieben. Nicht unbedingt, um sich wichtig zu machen, sondern auch um Druck auf die anderen auszuüben. Nach dem Motto: Guck mal, ich habe mehr gemacht als du. In Deutschland hat man das dann staatlich organisiert. Aber man könnte ja mal überlegen, eine Kultursteuer einzuführen, analog zur Kirchensteuer. Dann würde man schnell merken, wieviele Leute wirklich Bock auf Kultur haben." Wer die Kosten für den gestrichenen eintrittsfreien Museumssonntag übernehmen könnte? Auch dazu hat Roth eine Idee: die Lufthansa.
Museen
Als nach Assads Sturz in Damaskus das Chaos ausbricht, sorgt sich der syrischstämmige Berliner Archäologe Wassim Alrez um die Sicherheit des dortigen Nationalmuseums. Sein Hilferuf auf Facebook löst eine Kettenreaktion aus, die die Plünderung jahrtausendealter Kulturschätze verhindert. Michael Theil berichtet in der "FAZ": "Alrez machte daraufhin einen Aufruf auf Facebook. Er bat die Bevölkerung in Damaskus um Hilfe und suchte Menschen, die Kontakt in die Führungsebene der Milizen hatten, welche zu diesem Zeitpunkt in Damaskus einmarschierten. Ein ebenfalls syrischstämmiger Archäologe, der in Frankreich arbeitet, habe auf seine Facebook-Posts reagiert und dem in der Türkei ansässigen Oppositionssender 'Syria TV' von der Situation des Nationalmuseums berichtet. Über den Sender sei es letztlich gelungen, Kontakt in die Führungsebene der islamistischen Miliz 'Hay’at Tahrir al-Scham' (HTS) herzustellen. 'Sie haben versprochen, so schnell wie möglich eine Einheit zum Schutz des Museums zu schicken', sagt Alrez."
Hannes Stein hat für die "Welt" mit Max Hollein gesprochen, dem Direktor des Metropolitan Museum of Art in New York, unter anderem über den geplanten Anbau und – andeutungsweise zumindest – über eine Zukunft unter einem Präsidenten Donald Trump. "Keinen Zweifel lässt der Direktor daran, dass das Metropolitan Museum unter seiner Leitung gar nicht daran denkt, sich unpolitisch aus dem Streit der Welt zu stehlen. 'Wir stehen in Opposition zum Nationalismus', sagt Hollein. 'Wir feiern Kulturen, die zusammenkommen.' Man kann seine Ankündigungen wie folgt zusammenfassen: Das Metropolitan Museum baut in großem Stil um, und es geht in den Widerstand."
Kunstmarkt
Ein "Plädoyer für die kleine Kunst" hält Hilka Dirks, die auch für Monopol schreibt, in einem Essay im Deutschlandfunk: "Ob mittelalterliche Miniaturmalerei, traditionelle Netsuke-Schnitzereien oder zeitgenössische Arbeiten von Künstlerinnen wie Majla Zeneli, Christiane Löhr oder Brook Hsu – kleine Kunst kann durch die in ihrer Beschränkung entstehende Konzentration ästhetische Kräfte bündeln, die weit über die physischen Dimensionen eines Werks hinausreichen."
Wie ernst wird die Kündigungswelle bei Sotheby's? "The Art Newspaper" hat sich umgehört, und eine Quelle hat der Zeitung gesagt: "Es fühlt sich an, als gäbe es keine Strategie. Das Unternehmen befindet sich in einem Zustand des freien Falls". Das Fazit: "Insider sagen zwar, dass die Talsohle mit dieser jüngsten Runde von Stellenstreichungen erreicht zu sein scheint, aber es ist nicht klar, wie lange das so bleiben wird. Wie die Quelle sagt: 'Ich glaube, die Leute suchen jetzt einfach nach etwas Normalität, aber es ist eine ziemlich traurige Zukunft'."