Skulptur
Die überlebensgroße Statue von Daniel Arsham, die Mark Zuckerberg seiner Frau Priscilla Chan in den Innenhof des gemeinsamen Hauses gestellt hat und die seine Gattin darstellt, ist für Florian Illies das "hässlichste Kunstwerk des Jahres": "Leider sieht es am Fuße der Skulptur von Priscilla Chan so aus, als seien sehr viele dieser Eiskugeln geradewegs auf dem Boden gelandet und zu einem gigantischen amorphen Kuhfladen zusammengeflossen", kritisiert der Beststellerkritiker in der "Zeit". "Aus diesem türkisgrünen Urschleim also erhebt sich abbildhaft die Ehefrau des 185 Milliarden Dollar schweren Mark Zuckerberg und sucht mit starrem Blick nach einem Ausweg aus diesem ästhetischen Desaster." Außerdem versucht Illies zu enträtseln, was es mit der "römischen Tradition" auf sich hat, die Zuckerberg in seinem Instagram-Post von dem Werk anspricht.
Museen
"Tausende von Demonstranten haben in der slowakischen Hauptstadt Bratislava gegen das Vorgehen der rechtsnationalistischen Kulturministerin Martina Šimkovičová protestiert", meldet "The Art Newspaper". "Die Proteste fanden statt, nachdem Šimkovičová innerhalb von nur zwei Tagen, am 6. und 7. August, den Direktor des Slowakischen Nationaltheaters (SND), Matej Drlička, und die Direktorin der Slowakischen Nationalgalerie, Alexandra Kusá, entlassen hatte und damit direkt in die Kunstszene eingriff." Mehr als 150 Kulturschaffende aus ganz Europa haben einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie die Entlassungen kritisieren. Die "NZZ" liefert ein längers Porträt von Šimkovičová, die sich als Kämpferin gegen "Wokeness" inszeniert.
Ausstellung
Der Künstler Christoph Büchel hat die Fondazione Prada in Venedig in ein Pfandleihhaus verwandelt. Scott Reyburn hat sich für die "New York Times" umgesehen: "Büchel, der sich nie scheut, große Themen anzusprechen, hat eine immersive Umgebung geschaffen, die unbequeme, dringende Fragen darüber stellt, was der Kapitalismus unserer Gesellschaft und unserem Planeten antut. Zu diesem Zweck verwandelte der Künstler die ersten drei Stockwerke von Ca' Corner della Regina, einem Palast aus dem 18. Jahrhundert, der sich heute im Besitz der Prada-Stiftung befindet, in den Schauplatz einer fiktiven Liquidationsauktion eines bankrotten 'Venice Pawn Shop'. Von 1834 bis 1969 beherbergte der Palazzo mit Blick auf den Canal Grande den 'Monte di Pietà', eine katholische Einrichtung, die Kredite an einkommensschwache Kreditnehmer vergab, die ihre Wertsachen als Sicherheiten anboten. Büchel hat sich diese Leihanstalt so vorgestellt, als ob sie gerade Pleite gegangen wäre. Das hinterlegte Eigentum der Kreditnehmer steht zur Versteigerung an, der Palazzo ist mit Brettern vernagelt und mit 'Zu verkaufen'-Schildern versehen. Die Immobilie sei eine 'großartige Investitionsmöglichkeit', heißt es in der nüchternen Begleitbroschüre, die wie ein Auktionskatalog des Konkursgerichts gestaltet ist." Eine Monopol-Review von Silke Hohmann zu der Ausstellung lesen Sie hier.
Kunstmarkt
Stefan Kobel stellt im "Handelsblatt" das neue Projekt von Thomas Hug vor, dem ehemaligen Chef der Kunstmesse Artgenève: "Maze ist eine Konstellation von neuen und bestehenden internationalen Veranstaltungen, die hochkarätig sind, aber von menschlicher Dimension", erklärt Hug. Dazu gehören die Formate Art Salons und die Gstaad Art, bei der Pariser Mira, Loop in Barcelona und der Wiener Particolare ist er beratender Partner. "Das herkömmliche Geschäftsmodell der Kunstmessen lässt sich auf solch kleine Events nicht übertragen. Galerien zweifeln ohnehin wegen stetig steigender Kosten und insgesamt eher rückläufiger Umsätze an Messen. Das weiß Hug: 'Für Maze ist es wichtig, die aktuellen Möglichkeiten der Händler zu respektieren. Unsere Partnerschaften mit Sponsoren sind von entscheidender Bedeutung. Mehrere Projekte sind kuratiert und beschränken die Anzahl der Werke.' Das ermögliche einen konsolidierten Transport, das Risiko unverkaufter Werke verringere sich, da alles besser kontrolliert werde." Was aus den Betrugsvorwürfen gegen Hug geworden ist, erklärt der Artikel indes nicht.
Rose-Maria Gropp gratuliert in der "FAZ" der Frankfurter Galeristin Bärbel Grässlin zum 70. Geburtstag. "Längst ist ihre Galerie von den wichtigen Kunstmessen in Köln und Madrid, in Basel, Miami Beach, Hongkong und Paris nicht mehr wegzudenken. Wenn immer man sie trifft, ist es ihre offene Meinungsstärke, was das globale Kunstmarktgeschehen angeht, die sie auszeichnet. Doch bei allem Realismus ungebrochen bleibt das Engagement für ihre Künstler."
Street Art
"Krassesten Sozialkritik-Kitsch", nennt Matern von Boeselager im "Spiegel" die Kunst von Banksy: "Wenn man einen Schnaps tränke für jedes Banksy-Werk, in dem er Kinder (verkörpern Unschuld) gegen Männer in Uniform (verkörpern das böse System) antreten lässt, wäre man bald an einer Alkoholvergiftung gestorben – aber immerhin nicht mehr Teil dieser verdorbenen Welt, mit ihren Kriegen, Zoos und Geldautomaten!" Ulrich Blanché ist im SWR versöhnlicher: "Es wird einem vorgeführt, dass unsere klassischen Kunst-Interpretationsgeschichten hier nicht greifen", sagt der Kunsthistoriker. "'Banksys Kunst sei ein 'Konversationsstarter', so Blanché. Die Menschen sollen sich darüber unterhalten, spekulieren und unterhalten fühlen." Kelly Grovier macht in der BBC einen deep dive in das Werk des Künstlers und erklärt, "warum hinter Banksy mehr steckt, als man denkt".
Interview
Die Künstlerin Laurie Anderson hat für das "Zeit Magazin" zusammengetragen, was sie gerne früher gewusst hätte. Zum Beispiel: "Neid ist schlimmer als Hass". Oder: "Alt sein ist anstrengender als befürchtet, denn wenn man morgens aufwacht, schmerzt nicht nur ein Körperteil, sondern zehn."
Das Künstlerhaus Bethanien feiert in diesem Jahr sein 50-jähriges Bestehen, seit 24 Jahren steht der künstlerische Geschäftsführer Christoph Tannert an der Spitze des Ausstellungsortes. Jetzt hat er angekündigt, sich von der Position zu verabschieden. Ortrun Schütz blicket im Radio3-Gespräch beim RBB mit ihm zurück auf seine Arbeit.