Medienschau

"Ich kenne den tiefen, friedlichen Schlaf von früher nicht mehr"

artikelbild_monopol-medienschau

Nachberichte zu den Londoner Herbstauktionen, britische Museumsdirektoren fordern ein Ende von Klebe- und Wurfattacken auf Gemälde, und Armani will sich in "zwei oder drei Jahren" zurückziehen: Das ist unsere Presseschau am Montag

Debatte

Mehr Drama geht nicht: Als "Terror gegen die Kunst" bezeichnet Ursular Scheer in einen "FAZ"-Kommentar die Klebe- und Suppenattacken auf Bilder durch politische Gruppen in Museen: "Museen sollen Kunst bewahren, erforschen und zugänglich machen, und das in einer demokratischen Gesellschaft für alle, unabhängig von ihren politischen Überzeugungen. Die Angreifer aber wollen Kunst für ihre Sache in Geiselhaft nehmen und terrorisieren Kultureinrichtungen." Mitglieder des britischen National Museum Director's Council fordern jetzt in einem offenen Brief, dass diese Attacken aufhören müssen. "Durch die dauernden Angriffe seien Kunstwerke beschädigt worden, werde das Ansehen der Museen gefährdet, stehe das Personal unter 'enormem Stress' und fühlten Besucher sich nicht mehr sicher."

Die "Bild" ist sich nicht ganz sicher, ob eine lebensechte Nachbildung eines Landstreichers durch Bildhauer Duane Hanson im Züricher Hotel Dolder Grand geschmacklos ist. "Ich frage mich: Kann man nach der Konfrontation mit dieser Art 'Entertainment' ungeniert Königskrabben, Kalbsmilken (eine Drüse, die es nur beim Jungtier gibt) und weißen Trüffel verdrücken, die im 8-Gänge-Menü für 350 Euro angeboten werden?", schreibt Unterhaltungredakteur Tobias Render. "Ich spüre keinen Sozialneid und habe sehr viele Reiche und prominente Menschen in meinem Leben getroffen, die hart für ihren Erfolg arbeiten. Auch daran, dass die Welt gerechter und besser wird. Sie dürfen sich gern etwas gönnen. Aber wozu braucht es nach dem Genuss einen Fake-Obdachlosen, an dem man auf dem Weg zur Verdauungszigarre vorbeispaziert?" Berechtigte Frage.

Kunstmarkt

Anne Reimer gibt in der "FAZ" Entwarnung von den Londoner Herbstauktionen letzte Woche. Sowohl bei Christie's ("Das Ergebnis der Versteigerung sollte nervösen Marktbeobachtern ein wenig Zuversicht einflößen") als auch bei Sotheby's ("erschöpft und ein wenig erleichtert") lief es besser, als erwartet. "Aus den Auktionen kann man verschiedene Schlüsse ziehen", analysiert Stephanie Dieckvoss im "Handelsblatt": "Der Hype um die ganz Jungen ist komplett weg; das heißt, dass auch die Preisspekulationen um sie hoffentlich langfristig vorbei sind. Das tut vor allem den Künstlern und Galerien gut. Gute Preise erzielen Verkäufe vor allem im mittleren Segment mit etablierten Namen, sei es aus der Moderne oder der zeitgenössischen Kunst. Solide, nach unten revidierte Schätzungen helfen, Kunst zu verkaufen, Künstlerrekorde aber kommen nur noch selten vor."

Mode

Im Alter von 90 Jahren denkt Italiens bekannter Modeschöpfer Giorgio Armani offen über die Rente nach. "Zwei oder drei Jahre an der Spitze des Unternehmens kann ich mir noch geben. Mehr nicht, das wäre negativ", sagte der Modemacher in einem Interview der Zeitung "Corriere della Sera". Armani sagte, er träume von einer Zukunft, in der er nicht mehr derjenige sein müsse, der "Ja" oder "Nein" sage und die Entscheidungen treffe. Armani ließ lange Zeit offen, wie es einmal mit seiner erfolgreichen Marke weitergehen wird, die der Italiener seit knapp 50 Jahren führt. Zu Nachfolgeplänen hielt er sich immer bedeckt und unterließ es, einen Nachfolger aufzubauen. Auf die Frage, ob seine derzeitige rechte Hand, Leo Dell'Orco, übernehmen könnte, sagte Armani im Interview vage, er habe bereits eine klare Struktur aufgebaut, die diejenigen befolgen sollten, die nach ihm einstiegen. Mehr als zwei oder drei Jahre an der Spitze von Armani könne er sich nicht mehr erlauben. "Ich schlafe nachts nicht. Ich kenne den tiefen, friedlichen Schlaf von früher nicht mehr. Jetzt träume ich nachts, und im Traum baue ich meine Zukunft", erklärte Armani. In der Zukunft sehe er sich in einem seiner Häuser, umsorgt von vertrauten und ihm nahen Menschen. Armani verriet zudem, dass er in der letzten Zeit verstärkt "etwas hartnäckigere" Annäherungen von potenziellen externen Investoren an sein Unternehmen erhalten habe. "Aber im Moment sehe ich keine Möglichkeiten", betonte Armani. Die Modebranche wird seit geraumer Zeit von großen Luxuskonglomeraten dominiert. Alle Übernahmeangebote lehnte Armani mit Verweis auf seine von ihm geschätzte Unabhängigkeit bisher immer strikt ab.

Architektur

Ulf Meyer ist in der "NZZ" begeistert vom Neubau des japanischen Architekten Kengo Kuma für das Museum Gulbenkian in Lissabon: "Kumas erstes Projekt in Portugal ist im Vergleich zu seinen Werken in der Schweiz wie in Vals (Truffer-Haus) oder zuvor in Lausanne (EPFL) eine poetische Verbindung zwischen Gebäude, Garten und Stadt. Es ist eine Art modernes Museum ohne Wände. Die Bewohner Lissabons wird man nicht lange bitten müssen, es als Oase der Kunst mitten in der lauten Metropole in Beschlag zu nehmen."

Film

Die Tochter von Regisseur Steven Spielberg, Destry Allyn Spielberg, versucht in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. Beim Fantasy- und Horror-Filmfestival im spanischen Badeort Sitges unweit von Barcelona feierte der erste Langspielfilm der 27-Jährigen, der Pandemie-Thriller "Please Don't Feed the Children", Welturaufführung. Destry Spielberg, das jüngste von sieben Kindern von Spielberg, nahm die Gelegenheit wahr, um die Unterstützung ihres Vaters hervorzuheben. "'Folge immer deiner Intuition, höre auf deinen Instinkt, denn das ist das Richtige und das musst du immer versuchen'. Das ist der beste Rat, den mir mein Vater gegeben hat, als ich ihm sagte, dass ich Filmregisseur werden wollte", wurde sie von der Zeitung "La Vanguardia" und anderen spanischen Medien zitiert. Destry Spielberg, die als Schauspielerin in kleinen Rollen unter anderem in "Licorice Pizza" zu sehen war und bei zwei Kurzfilmen auf dem Regiestuhl saß, verriet, sie sei ein Fan des Horror-Kinos. "Mein Vater hat uns viele Filme gezeigt, vor allem Schwarz-Weiß-Filme, die wir nicht so sehr mochten. Mein Name ist eine Hommage an einen dieser alten Filme, seinen Lieblingswestern 'Destry Rides Again'." Als bester Spielfilm der 57. Ausgabe des Festivals in Sitges wurde "Des Teufels Bad" von Veronika Franz und Severin Fiala ausgezeichnet, der als österreichischer Beitrag ins Oscar-Rennen 2025 geht. Der Film von Destryn Spielberg unter anderem mit "Downtown Abbey"-Star Michelle Dockery und Giancarlo Esposito ("Better Call Saul", "The Mandalorian") ging unterdessen leer aus.