Medienschau

"Trump selbst war immer ein Feind der Kultur"

Monopol Medienschau

Warum eine Absage einer KI-Auktion bei Christie's richtig wäre, was Trump von der Kultur will und zwei Galeristengeburtstage: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Kulturpolitik

"SZ"-Autor Peter Burghardt kommentiert den Beschluss des US-Präsidenten, das Kennedy Center in Washington zu "übernehmen". "Es war eine Schande, dass einige der Shows dort aufgeführt wurden", hatte Trump den Schritt begründet. Von den Shows selbst gesehen hat er genau: keine. Burghardt beschreibt das Kennedy Center als eine kulturelle Hochburg, "weltoffen, tolerant, vielseitig", die sich bisher als sicher vor Trumps Eingriffen wähnte. Doch nun kündigt Trumps Vertrauter Richard Grenell an: "Keine Drag-Shows oder andere antiamerikanische Propaganda mehr." Burghardt zieht Parallelen zur US-Geschichte und bezeichnet das Kennedy Center als "steinerne Bastion gegen Trumps Einfluss", ähnlich einem "Palast der Republik". Er verweist darauf, dass Trump sich für Filmklassiker wie "Gone With the Wind" begeistern kann, aber "wenig Interesse an der Vielfalt und Offenheit zeitgenössischer Kultur" zeigt. Die Umgestaltung des Kennedy Center ist für Burghardt nun ein weiterer Beweis für Trumps umfassenden Kulturkampf: "Hier geht es darum, wer im öffentlichen Raum existieren darf und wessen Geschichten auf Amerikas Bühne erzählt werden", zitiert er Blaq Dynamite von der Vereinigung der Drag-Künstler Qommittee. Ähnlich äußert sich Dirk Peitz auf "Zeit Online". Womöglich sei Trumps Angriff auf diese Kulturinstitution "ein ernstes Warnzeichen, dass er sich nicht nur die staatliche Bürokratie untertan machen und mindestens teilweise abschaffen möchte, nicht nur die Autorität der Judikative in den USA herauszufordern und jede politische Norm zu verletzen bereit ist – sondern auch noch die Kultur in den Vereinigten Staaten von Amerika seinem Willen und persönlichem Geschmack unterwerfen will", so Peitz. In seiner ersten Amtszeit habe Trump noch beleidigt Abstand gehalten zu US-Kulturschaffenden, "die jedenfalls öffentlich in ihrer überwältigenden Mehrheit stets Kritik an ihm und seiner Politik geübt haben und sich nie mit ihm sehen ließen." Nun übernehme Trump eine ihrer bedeutendsten Institutionen. Peitz' ernüchterndes Fazit: "Man kann das als Teil von Trumps angekündigtem Rachefeldzug an denen verstehen, die er offenbar als Feinde begreift. Er selbst war immer ein Feind der Kultur."

Street Art

Der SWR erzählt im Podcast "OZ. Graffiti-Künstler. Schmierfink. Rebell" das aufregende Leben des Graffiti-Künstlers Walter Fischer, alias OZ: "ein Leben voller Höhen und Tiefen, aber stets mit einer Spraydose in der Hand, bis zu seinem Tod." Sein Erbe ist in Hamburg noch immer sichtbar.

Kunstmarkt

Das Auktionshaus Christie's soll eine für den 20. Februar geplante Auktion absagen, verlangen mehr als 5000 Künstler in einem offenen Brief. Der Aufruf erinnere daran, "dass kommerzielle KI-Programme zwar Geld einspielen und nun auch Christie's gut verdienen will", kommentiert Hanno Rauterberg in der "Zeit", "die Künstler hingegen, mit deren Werken die Bildgeneratoren trainiert wurden, in aller Regel leer ausgehen. Sie würden ausgebeutet – also würden alle, die sich an der Auktion beteiligen, ebenfalls zu Ausbeutern. Das ist die Botschaft des Protests." Immer noch werde viel zu selten über "diese Form des Missbrauchs diskutiert. Nur muss man sich zugleich davor hüten, einen großen KI-Boykott verhängen zu wollen. Was Konzerne nicht dürfen, darf die Kunst sehr wohl. Man nennt es Freiheit."

Ursula Krinzinger feiert ihren 85. Geburtstag, die Nachrichtenagentur APA stellt die die österreichische Galeristin in einem Porträt vor. Sie ist auch eine Sammlerin von Kunstpublikationen: "Kunstzeitschriften seien am Anfang ihrer Karriere ihre erste Informationsquelle gewesen, sagt sie. 'Das hat mich weitergebracht.' In Untermarkersdorf sind heute bereits rund 5.000 Magazine in 16 verschiedenen Sprachen untergebracht. Die Präsenzbibliothek ist für alle Interessierten zugänglich, der Schlüssel liegt im Ort auf. Und ein paar Mal im Jahr gibt es Veranstaltungen, die nicht unbedingt etwas mit Kunst zu tun haben müssen. Besonders gefragt seien etwa Lesungen von Robert Menasse oder Michael Köhlmeier gewesen, erzählt Krinzinger und freut sich: 'Da kommen dann total andere Menschen als in die Galerie!'"

Und noch ein Galeristengeburtstag: Am 17. Februar wird Peter Femfert 80 Jahre alt. Lisa Zeitz gratuliert im "Handelsblatt": "Er ist ein Mensch mit Energie für zwei. Wer ihn bei einer Vernissage oder auf einer Messe trifft, erlebt einen Kosmopoliten, meist mit Fliege, und immer mit sprühendem Esprit. Das Geschenk des Überlebens hat er intensiv genutzt und Dinge getan, von denen manch einer träumt, aber kaum jemand sie in die Tat umsetzt, wie etwa, mit einem Segelboot den Atlantik zu überqueren ('drei Mal!'), auf einem Kamel durch die Sahara zu reiten oder ein toskanisches Weingut zu übernehmen – und für den Wein aus der eigenen Kelterei Etiketten von Yoko Ono, Tomi Ungerer, Elvira Bach oder Günter Grass gestalten zu lassen."

Ausstellung

In Berlin-Kreuzberg hat der Musikproduzent Michael Soltau ein Synthesizer Museum eröffnet. "Überall blubbert, zwitschert und brummt es", berichtet Andreas Hartmann in der "taz". Denn: das Museum lädt zum Ausprobieren ein. 50 Synthesizer stehen bereit, von Massenprodukten wie dem Yamaha DX7 bis zu seltenen Sammlerstücken wie dem Roland System 100. Das Museum, das laut Soltau eher ein Klangraum als ein klassisches Ausstellungshaus ist, kämpft jedoch mit pragmatischen Hürden: Der Standort erfüllt nicht die Auflagen des Berliner Museumsverbands, insbesondere in puncto Barrierefreiheit. Zudem ist die Zukunft ungewiss – ein Jahr sei geplant, danach müsse man weitersehen. Die steigenden Preise für analoge Synthesizer zeigen jedoch, dass das Interesse an den alten Geräten wachse, so Hartmann. Viele Musikerinnen und Musiker entdecken sie neu als Alternative zur rein digitalen Produktion. Wer sich einen Buchla 100 oder einen Yamaha CS-80 nicht leisten kann, hat im Synthesizer Museum die Möglichkeit, sie zumindest einmal auszuprobieren – mit einer Ausnahme: Ein CS-80, der vermutlich einst Bruce Springsteen gehörte, bleibt unangetastet. "Herumspielen auf diesem darf man als Besucher oder Besucherin deswegen ausnahmsweise nicht", schreibt Hartmann.