Kunstmarkt
Hubertus Butin hat sich für die "FAZ" die Online-Shops von Megagalerien wie Hauser & Wirth, Gagosian und Zwirner angeschaut, wo Geschenkartikel und Accessoires mit Bezug zu den von den Galerien vertretenen Künstlern angeboten werden: Wolldecken, Yogamatten, Skateboards, Puzzles. "Problematisch sind solche industriell hergestellten Produkte besonders, wenn die Händler mit Begriffen wie 'limited edition' und 'certificate of authenticity' werben wie im Falle der Skateboards, die unter dem Namen von Louise Bourgeois offeriert werden. Die Termini versprechen eine Seltenheit und suggerieren eine Wertigkeit, die man gemeinhin nur einem originalen Auflagenobjekt zuspricht. Doch die Sportgeräte wurden nicht von der Künstlerin konzipiert und gestaltet, sodass sie natürlich auch nicht als echte Kunstwerke angesehen werden können."
Das Auktionshaus Sotheby's entlässt 100 Mitarbeiter, berichtet "ArtNews", offenbar als Folge der schlechten Ergebnissen bei den großen Herbstauktionen in New York (Banane hin oder her). "Weitere Personalkürzungen und Schließungen in den internationalen Büros scheinen geplant oder bereits im Gange zu sein. Auf die Frage nach den Entlassungen antwortete ein derzeitiger Mitarbeiter des Londoner Büros von Sotheby's gegenüber ARTnews, dass die Situation 'wild' sei."
Museen
Die Pleite des Immobilienunternehmers René Benko soll schuld daran sein, dass das Kunstforum Wien schließt, weil nun die günstige Miete wegfällt. So erklärt zumindest die Unicredit Bank Austria das drohende Aus. Ingried Brugger, Direktorin des Hauses, hält die Begründung für vorgeschoben, erklärt sie im Interview mit der "Presse". "Das war ein Kulturschock. Es war zwar nicht immer leicht mit den verschiedenen Generaldirektoren der Bank, aber wenn jemand so agiert, kann man gar nichts mehr machen. Es ist die Entscheidung eines beratungsresistenten Entscheidungsträgers. Der Vorstand soll nicht einhellig für eine Schließung gewesen sein." Jetzt suche sie nach neuen Sponsoren. Auch die "SZ" berichtet.
In seinen Kürzungsplänen hatte der Berliner Senat beschlossen, dass das Stadtmuseum 2025 das Humboldt-Forum verlassen soll. Dadurch sollen mehr als 3,6 Millionen Euro im Haushalt gespart werden. Rechtlich wie praktisch scheint das jedoch schwer machbar zu sein, berichtet Christian Latz im "Tagesspiegel": "Auf Anfrage bestätigt die Kulturverwaltung, dass es einen Dauernutzungsvertrag mit dem Humboldt-Forum gibt. Dieser sichere dem Land 'ein unbefristetes unentgeltliches Nutzungsrecht für die Berliner Flächen' zu. Im Gegenzug sei das Land Berlin verpflichtet, Nebenkosten zu zahlen. Das Recht wie auch die Verpflichtung zur Zahlung der Nebenkosten sei in einem Unternutzungsvertrag an die Stiftung Stadtmuseum weitergegeben worden."
Google hat seine Suchtrends für 2024 veröffentlicht. Das waren die weltweit meistgesuchten Museen auf der Plattform, mit immerhin zwei deutschen Häusern in den Top 10:
- British Museum, London, Großbritannien
- Museum of Art of São Paulo Assis Chateaubriand, São Paulo, Brasilien
- Science and Industry Museum, Chicago, USA
- Museo Nacional de Antropología, Mexiko-Stadt, Mexiko
- Museo Nacional del Prado, Madrid, Spanien
- Ciudad de las Artes y las Ciencias, Valencia, Spanien
- Louvre Museum, Paris, Frankreich
- Rijksmuseum, Amsterdam, Niederlande
- Mercedes-Benz Museum, Stuttgart, Deutschland
- Städel Museum, Frankfurt, Deutschland
Das von Shigeru Ban entworfene Simose Art Museum im japanischen Hiroshima wurde mit dem Prix Versailles 2024 als schönstes Museum der Welt ausgezeichnet. Der prestigeträchtige Architekturpreis wird jährlich im Unesco-Hauptquartier in Paris verliehen; in diesem Jahr hat die Jury zum ersten Mal eine Kategorie für Museen eingerichtet. Die US-Ausgabe von "AD" stellt den Bau vor: "Die beweglichen Galerien beziehen sich nicht nur auf die lokale Umgebung, sondern verkörpern auch Innovation, Wachstum und Wandel - eine clevere Anspielung auf die Idee eines Kunstmuseums selbst. Als Spiegel der Kulturen, der Geschichte und der Werte wird sich die Kunst immer weiterentwickeln, und damit auch die Struktur, in der sie sich befindet."
Ausstellungen
Florian Illies bespricht in der "Zeit" die große Ausstellung zur neuen Sachlichkeit in Mannheim, die für ihn auch eine Warnung für die Gegenwart bereithält: "Wieder gibt es dieses Verlangen nach Klarheit in einer unübersichtlich gewordenen Welt. Aber kann uns der emotionslose Blick der Neuen Sachlichkeit wirklich dabei helfen, 'in unserer schwer zu begreifenden Gegenwart', wie es der Bundespräsident in seinem Vorwort des Kataloges schreibt?" Illies ist sich nicht ganz sicher: "Ist es eigentlich gut, einer unsachlichen Welt mit Sachlichkeit zu begegnen? Das ist die große Aufgabe, die diese Ausstellung uns stellt für den Nachhauseweg: Wann wird Distanz zur Teilnahmslosigkeit, wann das Beobachten zu unterlassener Hilfeleistung?"