Medienschau

"Eine geradezu messianische Begeisterung für neue Kunst und Künstler"

artikelbild_monopol-medienschau

Trauer um Kasper König und internationale Stimmen zur Olympia-Abschlussfeier: Das ist unsere Presseschau am Montag

Nachrufe auf Kasper König

Kasper König, einer der einflussreichsten Ausstellungsmacher Deutschlands, ist im Alter von 80 Jahren gestorben. "Als Kurator war er Komplize der Künstler und unbeirrbarer Ermöglicher ihrer Ideen, die er über alles stellte", schreibt Silke Hohmann in ihrem Nachruf für Monopol.

"Schon äußerlich war König eine Marke, ein hagerer Mann, hochgewachsen, zerbeulte Hose, buntes Hemd, Hosenträger, so kannte man ihn", erinnert sich Birgit Rieger im "Tagesspiegel". "So sah man ihn auch in Berlin bei Kunstveranstaltungen aller Art: von der glamourösen Eröffnung bis zur Ausstellung im kleinen Projektraum. Als die Kunstszene sich in den 2000er Jahren von Köln nach Berlin bewegte, zog irgendwann auch König nach Berlin, operierte in einem kleinen Raum an der Kurfürstenstraße, wo das Bücherregal ähnlich üppig gefüllt war wie in seinem Rektorenzimmer in der Frankfurter Städelschule."

Auch Peter Richter hebt in der "SZ" die besonderen Erscheinung Königs vor: "Der Eindruck des Zupackenden und rastlos Tätigen teilte sich schon auch immer in dem lässig zerknautschten Oversized-Look mit. Und eben in den knappen, orientierenden Zurufen, was man sich dringend ansehen und was man keinesfalls verpassen dürfe. Viele, die sich in diesem Land mit Gegenwartskunst beschäftigen, dürften mit den Postkarten vertraut sein, die Kasper König manchmal schickte, kleine Collagen mit Briefmarke drauf und einer kurzen handschriftlichen Besichtigungsempfehlung. Auffällig war, dass der Mann, der immerhin für eine heute legendäre Ausstellung 1981 den Begriff 'Westkunst' prägte, dabei zum Beispiel auch begeistert auf die ersten Auftritte von Wilhelm Klotzek hinwies, der nun wiederum sehr explizit Ostkunst machte. Am Ende war es dies, was aus all dem sprach: eine geradezu messianische Begeisterung für neue Kunst und Künstler."

Timo Feldhaus schaut in der "Berliner Zeitung" auf den internationalen Ruf des Kurators: "König entwickelte sich national, aber auch international zum Emblem und Synonym des Ausstellungsmachers. Er erfand den Beruf des Kurators praktisch, tat dies weniger als smarter Strippenzieher denn als begeisterter Macher. Ein großer Intellektueller, aber auch ein lebendes Beispiel dafür, dass Kunst nicht schwierig sein muss, sondern Spaß machen kann. Und trotzdem hochkarätig sein. Ein Begeisterter und Begeisterer der Kunst. Einige seiner vielen Bücher und Kunstwerke konnte man in seinem Studio auf der Kurfürstenstraße anschauen."

Eine Reaktion gab es auch vom Direktor des Eremitage-Museums in Sankt Petersburg, Mikhail Piotrovsky. Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk nannte er König einen "wunderbaren Kunstkritiker und Ausstellungsorganisator". Weiter sagte Piotrovsky: "Er hatte ein absolutes Gespür für Geschmack und war ein großer Diplomat." In der Welt der zeitgenössischen Kunst gebe es kaum noch Menschen von solchem Niveau. 

"Vernissagen-Palaver mit Niveau war nicht seine Sache", schreibt Georg Imdahl in der "FAZ", "und doch hatte König ständig Anekdoten parat als Folge seiner zahlreichen Freundschaften mit Künstlerinnen und Künstlern, die er ausstellte und deren Werke er oft im Entstehen begleitete, mitunter auch direkt beeinflusste. Der inoffizielle Ehrentitel 'Ausstellungsmacher' wurde außer ihm in seiner Generation nur Harald Szeemann zuteil."

Hans-Joachim Müller hat an Kasper König geschätzt, dass der nichts beweisen wollte: "Kasper König bewahrte sich eine Freiheit, wie es nur wenigen seiner Branche gelingt", schreibt Müller in seinem "Welt"-Nachruf. "Er blieb der kunstbesessene Allrounder, der seine Energien aus einem offensiven Erkenntnisinteresse bezog und so zu einem der einflussreichsten Kunst-Animatoren der vergangenen fünfzig Jahren wurde. Eine Karriere, die einer jungen Kuratoren-Generation mit ihren spekulativen Einsätzen wie ein Rätsel erscheinen muss."

"Mit jedem Tod, das ist eine Binsenwahrheit, verschwindet etwas, ein Mensch, von dem Erinnerungen bleiben, ein Teil der Geschichte, der oft unerkannt bleibt", schreibt Georg Diez in der "Zeit". "Im Fall von Kasper König erscheint und verschwindet die Epoche einer Kunst, die noch nicht komplett dem Markt überantwortet war und sich damit in vielem ihrer Autonomie berauben ließ, ihre Freiheit aufgab. Zugleich verschwindet damit die Epoche einer Gesellschaft, die noch in Institutionen dachte, weil sie an den Wandel durch Kunst glaubte und neue Institutionen gründete, weil sie eigene Macht erkannte, mit der sich auch das gesellschaftliche Demokratiepotenzial definieren ließ."
 

Olympia-Abschlussfeier

Auf Wiedersehen, Paris! Nach 16 Tagen Wettkampf, eingebettet in zwei atemberaubende Shows, nehmen die Olympischen Spiele in Paris ihr Ende. Nebst den erbrachten Höchstleistungen und überraschenden Star-Auftritten waren die Spiele, laut der "Kronen Zeitung" und dem "Blick", ein wahrer Trost: "Nach der ernüchternden Leere bei den Corona-Spielen in Tokio vor drei Jahren sehnten sich die Menschen nach großen Emotionen. Egal, in welchen Stadien man vorbeischaute, sie waren fast immer voll", so die Schweizer Zeitung. Das Finale mit Tom Cruises Sprung vom Stadiondach begeisterte die "New York Times" weniger: "Die Feier, die die Spiele beendete - mit Akrobaten, einem Tom-Cruise-Auftritt und einem Feuerwerkteppich - war nicht so kühn wie die Bootsparade auf der Seine, mit der die Spiele 17 Tage zuvor begannen, und dennoch ein passendes Finale einer Nacht, die Sport und Style und Theater zu hohen Kunst erhob." Auch "Le Figaro" meint dazu: "Auch wenn die Show nicht so grandios war wie die Eröffnungszeremonie – es war aber auch schwierig, gegen die Seine anzukämpfen –, werden einige spektakuläre visuelle Szenen in Erinnerung bleiben." "Paris leuchtet Los Angeles den Weg", schreibt "El Pais" und klar ist, die Organisatoren der nächsten Olympischen Spiele in Milano Cortina (2026) und in Los Angeles (2028) müssen sich warm anziehen. "Keine andere Stadt dieser Welt kann tun, was Paris in den vergangenen drei Wochen getan hat, das Drama olympischer Wettkämpfe vor den Kulissen eines glitzernden Eiffelturm und den prachtvollen Gärten von Versailles präsentieren", meint die "Los Angeles Times" und blickt auf die nächsten Olympischen Spiele 2028. Ob LA da überhaupt mithalten kann?

Der besondere Künstler

Pigcasso ist tot, es lebe Paw-casso! Die BBC berichtet von den Talenten des ausgebildeten Therapiehunds Pickles, ein 18 Monate alter Golden Retriever, der Kunstwerke erschafft, indem er Pastete von durchsichtigen Plastikbeuteln abschleckt, die Farbe, eine Leinwand und Schablonen enthalten. Pickles' Besitzerin, Rowen Saunders: "Ich habe versucht, eine Möglichkeit zu finden, wie er mit den Kindern malen kann, aber jedes Mal, wenn ich ihm einen Pinsel gab, zerkleinerte er ihn in drei Teile und sagte 'vielen Dank'."