Medienschau

"Was für eine Metapher auf den gegenwärtigen Zustand der Kunstwelt"

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Unsere Presseschau am Freitag: Die "NZZ" findet den Zustand von Agnes Denes' Weizenfeld in Basel "beschämend", der "Tagesspiegel" spekuliert über Gründe für den Fortgang von Kuratorinnen aus Sachsen und Erwin Wurm im "SZ"-Interview

Kunst im öffentlichen Raum

Nicole Guether beklagt in der "NZZ" den Zustand des Weizenfeldes der Künstlerin Agnes Denes auf dem Messeplatz in Basel. Im Rahmenprogramm der Kunstmesse Art Basel, die vor einem Monat stattfand, wurde die Arbeit "Wheatfield – A Confrontation" von 1982 in noch einmal realisiert und soll bis zur Ernte im Herbst heranwachsen. "Was im stadtweiten Kunstprogramm der Messe stolz als eines der "spektakulärsten Kunstwerke im öffentlichen Raum' angekündigt worden war, ist in seinem derzeitigen Zustand beschämend. Hatten Denes und ihr kleines Team vor 42 Jahren noch vier weitere Monate an Pflege investiert, um das Feld gedeihen zu lassen, so kümmert sich um die Basler Kübel anscheinend niemand. Wenig Empathie für die Künstlerin Jetzt, da nicht mehr täglich Tausende vorbeiströmen und für Social Media Fotos machen, interessiert das Projekt auch nicht einmal mehr die zuvor so euphorischen Initiatoren. Es zeugt von wenig Empathie des Kuratoriums für die Künstlerin und das Projekt. Kuratieren endet nicht mit einem ankündigenden Instagram-Post. Fällt der Vorhang und bleiben die täglichen Besucher aus, dann zeigt sich, was mit Prestigeprojekten geschieht: Ist die Aufmerksamkeit erst weg, ist weiteres Interesse verloren. Deutlicher kann man eigentlich nicht sagen, dass allein die Bilder, die vom Publikum kreiert werden, von Interesse sind: was für eine Metapher auf den gegenwärtigen Zustand der Kunstwelt."

Museen

Ingeborg Ruthe begrüßt in der "Berliner Zeitung", dass die Sammlung zeitgenössischer Kunst des Bundes künftig vom Berliner Museum Hamburger Bahnhof betreut wird, eine "richtig gute Nachricht" sei das, eine "große Chance für Synergien": "Die Zeiten sind wahrlich nicht danach, immer so weiterzumachen wie seit 50 Jahren im deutschen Kunstbetrieb, so aufs Eigene bedacht, dieses: 'Jeder macht seins.'  Schon gar nicht in der Kunststadt Berlin, wo die Kassen oft klamm sind und die Kulturetats viel Disziplin und Kreativität verlangen."

Der Weggang von Marion Ackermann und Léontine Meijer-van Mensch aus Dresden könnte etwas mit der Landtagswahl zu tun haben, spekuliert Nicola Kuhn im "Tagesspiegel": "Beide Frauen verlassen Sachsen wenige Wochen vor der Landtagswahl, bei der ein Zuwachs an Stimmen für das rechte Spektrum zu erwarten ist. Beide dürften damit gerechnet haben, dass ihnen fortan noch mehr Steine in den Weg gelegt werden und daraus die Konsequenz gezogen, sich schon vorher andernorts eine neue Stelle zu suchen. Das Signal ist alarmierend. Kommt es jetzt auch in Brandenburg und Thüringen zu Kündigungen, wo ebenfalls am 1. September Wahlen anstehen, da fortschrittliche Kulturmacher befürchten, in ihrer Arbeit behindert zu werden? Die AfD, der die koloniale Aufklärung und Rückführung von Raubkunst an Herkunftsländer ein Dorn im Auge ist, hätte damit eines ihrer Ziele erreicht. Umso mehr gilt es die Vorkämpfer und Verbliebenen zu stärken."

Interview

Im großen "SZ"-Interview mit Mareen Linnartz und Christian Mayer spricht Künstler Erwin Wurm über seine Kindheit, das Verhältnis zu seiner österreichischen Heimat, die gelegentliche Zerstörung eigener Werke und seine Kindheit: "Es tut mir immer weh das zu sagen: Mein Vater war sehr gut zu mir – aber eben auch ein Nazi. Was seine politische Einstellung betraf, hat er nie aufgegeben, daran zu glauben. Irgendwann habe ich mir gesagt, es ist halt so, ich werde ihn nie verändern können. Er hat auch seine Klienten, wie er sie genannt hat, also all die Leute, die er eingesperrt hat, so behandelt, dass sie ihm aus dem Gefängnis Geschenke geschickt haben, etwa Schiffe aus Zündhölzern oder Zahnstochern – er ist gut angekommen, bei den Leuten. Wir haben uns halt irgendwie geeinigt: Er hat es gehasst, dass ich Künstler bin, und ich habe gehasst, dass er dieser Ideologie nachhängt. Wir haben eine Art Frieden gefunden."

Marketing

Olafur Eliasson wird WeTransfer-Gastkurator, meldet "Wallpaper".  Der Berliner Künstler wird die Plattform nutzen, um Werke von Künstlern zu präsentieren, die sich für den Kampf gegen den Klimawandel einsetzen.