Medienschau

Eine Skulptur aus den Träumen der Besucher

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Carsten Höller über seine Traumskulptur, Yael Bartana über den Krieg in Gaza und Kehinde Wiley wehrt sich gegen MeToo-Vorwürfe: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Interview

Hanno Hauenstein hat für "Spike" mit der israelischen Künstlerin Yael Bartana über ihre Arbeit für den deutschen Pavillon bei der diesjährigen Venedig-Biennale gesprochen, über Erlösung im Weltraum und den Krieg in Gaza: "Der Krieg in Gaza und die israelische Geiselnahme sind entsetzlich, und ich verstehe die Notwendigkeit, sich zu positionieren, aber ich glaube nicht an einen Boykott von Kunst oder Künstlern. Mein Ansatz war immer, die Dinge komplexer zu machen, die unbequemen Stellen zu erschließen und immer wieder Fragen zu stellen, denn ich glaube, dass die Kunst uns helfen kann, zu reflektieren und die Binaritäten der politischen Agenden in Frage zu stellen, selbst in den schlimmsten Zeiten."

Maike Cruse ist die neue Direktorin der Art-Basel-Muttermesse, die diese Woche läuft und ist im Interview mit der "Basler Zeitung", der "FAZ", "Artnet" und Monopol zu lesen. 

MeToo-Vorwürfe

Der Künstler Joseph Awuah-Darko beschuldigt den Maler Kehinde Wiley der sexuellen Nötigung (siehe Medienschau vom 21. Mai). Jetzt legt Wiley in einem Instagram-Post seine Sicht der Dinge dar: "Die beunruhigenden Anschuldigungen meines Anklägers sind unbegründet und verleumderisch. Und obwohl ich weitgehend geschwiegen habe, muss ich die Wahrheit darüber, wie er mich über die Jahre hinweg verfolgt hat, ans Licht bringen." Dazu postet er Screenshots, die private Kommunikation zwischen den beiden zeigen soll.  Auf "Art News" äußert sich nun auch seine Anwältin: "Die falschen Behauptungen gegen Herrn Wiley begannen als Rachefeldzug einer Person, die eine einzige einvernehmliche Begegnung mit ihm hatte. Diese Person verfolgte Herrn Wiley über ein Jahr lang und drängte ihn erfolglos zu einer Beziehung."


Dokumentation

Über die zweiteilige NDR-Doku zur Hamburger Schule, der losen Bewegung aus deutschsingenden Indiebands wie Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic, wurde nun schon so viel geschrieben - in Zeitungen, auf Facebook, in Blogs -, dass die "taz" eine Oral History zur Debatte drumherum daraus gemacht hat und Jan Böhmermann aus der Oral History ein Hörspiel. Zum Glück sind wir ein Kunst- und kein Musikmagazin und müssen uns mit der zum Teil kleinlichen Streitereien der damaligen Protagonisten nicht weiter befassen. Dennoch sei an dieser Stelle noch einmal auf die Doku selbst hingewiesen, da auch der Maler Daniel Richter zu Wort kommt und sie einen Kontext zu den Ursprüngen seiner Kunst gibt. 

Das besondere Kunstwerk

Der Künstler Carsten Höller und der Traumforscher Adam Haar haben eine neue Art von Skulptur entworfen - aus den Träumen der Besucher. Sie ist zur Zeit zu sehen in der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel. Wie das aussieht, erklären sie J.J. Charlesworth in der "Art Review": "Sie legen sich auf dieses runde Bett und hören eine Stimme, die Ihnen sagt, dass dieses Bett speziell dafür geschaffen ist, Träume vom Fliegen hervorzurufen oder zu verstärken", beschreibt Höller das Projekt "Dream Hotel". "Eine Skulptur, die dazu gedacht ist, Sie zu entführen - buchstäblich in Ihre Träume hineinzusprechen und Ihren Träumen einen ganz bestimmten Inhalt zu geben. Diese Produktion von Trauminhalten ist ziemlich außergewöhnlich, weil Träume natürlich mit den Erinnerungen und den Erfahrungen, die wir zuvor gemacht haben, zusammenhängen, aber normalerweise kann man sehr wenig tun, um seinen Träumen eine Richtung zu geben oder sich an seine Träume zu erinnern.