Medienschau

"Eine Geschichte der Aneignungen, Fakes und Simulationen"

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Warum London die europäische Kunstmarkt-Hauptstadt bleibt, wie ChatGPT-User mit surrealen Bildern die KI ans Limit treiben und warum Mickey Mouse uns allen gehört: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Kunstmarkt

Anne Reimers schaut in der "FAZ" zurück auf der Kunstmarktjahr 2023 in Großbritannien und stellt fest, dass London der Konkurrenz in Paris weiterhin weit voraus ist, zumindest was den Auktionsmarkt angeht. Insgesamt jedoch seien die Zahlen rückläufig. "Auf den Kunsthandel in Großbritannien konzentrierte sich der von der British Art Market Federation (BAMF) bei Arts Economics in Auftrag gegebene Lagebericht. Der langjährige Chairman der BAMF, Anthony Browne, erklärte anlässlich der Veröffentlichung, er habe noch nie solch schwierige Zeiten für den britischen Kunstmarkt erlebt. Seit dem Brexit sank dessen Marktanteil am globalen Kunstmarkt von 21 Prozent auf 18 Prozent im Jahr 2023."

KI

Ein kürzlich durchgeführtes Update von ChatGPT erleichterte jetzt die Erstellung von Bildern, und es dauerte nicht lange bis einige User den Chatbot an seine Grenzen brachten, berichtet Emmett Lindner in der "New York Times": "Unabhängig vom Ausgangspunkt scheinen die Bilder alle mehr oder weniger am selben Ort zu enden: im Weltraum, überflutet von psychedelischen Schnörkeln."

Film

Zum 1. Januar lief der Urheberrechtsschutz für den ersten je gedrehten Micky-Maus-Filme aus. Damit ist die Tür offen für Remakes, Spin-offs und Adaptionen durch andere Künstler. Jens Balzer erzählt in der "Zeit", wie die Comicfigur ohnehin schon in zahlreichen unauthorisierten Versionen durch die Popkultur geistert - verfolgt von Disneys Urheberrechtsanwälten. Doch konnte der Konzern jemals das Copyright für sich beanspruchen? "Die gesamte Geschichte der Disney-Kultur ist eine Geschichte der Aneignungen, Fakes und Simulationen", gibt Balzer zu bedenken. 

Einen Tag nach dem Tod von Franz Beckenbauer haben mehr als acht Millionen Menschen bei ARD und ZDF die Dokumentationen über die Fußball-Legende gesehen. 4,429 Millionen sahen am Montag im Zweiten ab 19.41 Uhr "Beckenbauer - Triumphe, Affären und Skandale" und sorgten laut AGF Videoforschung für einen Marktanteil von 16,8 Prozent. Weitere 4,024 Millionen schauten sich ab 20.30 Uhr im Ersten "Beckenbauer" an, was einen Marktanteil von 14,5 Prozent ergab. Während das ZDF seinen Beckenbauer-Film kurzfristig ins Programm nahm, war die Dokumentation in der ARD bereits langfristig für den Montagabend eingeplant. Zuvor war "Beckenbauer" bereits in der Mediathek zu sehen. 

Kunstfreiheit

Im Iran ist ein bekannter Popmusiker nach einem kritischen Song über die Kopftuch-Pflicht Medienberichten zufolge verurteilt worden. Der Sänger Mehdi Jarrahi sei zu zwei Jahren und acht Monaten Haft sowie 74 Peitschenhieben verurteilt worden, berichtete die iranische Zeitung "Emtedad" unter Berufung auf seine Anwältin auf Telegram. Von der Justiz gab es zunächst keine Informationen zu dem Urteil. Der Sänger hatte im August 2023 mit der Veröffentlichung des Songs "Roosarito" (Dein Kopftuch) großes Aufsehen erregt. Kurz nach dem Release des ungewöhnlich kritischen Lieds auf Youtube wurde der Sänger festgenommen. Inzwischen ist er laut seiner Anwältin auf Kaution wieder frei. In dem Lied singt Jarrahi unter anderem: "Leg Dein Kopftuch ab, lass Dein Haar frei (...)." - eine Referenz an die Protestbewegung im Herbst 2022, die von Frauen angeführt wurde. Vor mehr als einem Jahr hatte der Tod der jungen Kurdin Jina Mahsa Amini die bislang schwersten Proteste in der Geschichte der Islamischen Republik ausgelöst. Monatelang gingen vor allem junge Menschen auf die Straßen, um gegen das islamische Herrschaftssystem zu demonstrieren. Amini war nach einem mutmaßlich gewaltsamen Zusammenstoß mit den berüchtigten Sittenwächtern ins Koma gefallen und kurz darauf verstorben. Der Staat reagierte mit äußerste Härte.