Medienschau

Fällt die Malerei von Laurent Schwarz unter Kinderarbeit?

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"Mini-Picasso" Laurent Schwarz hat Stress mit dem Gewerbeaufsichtsamt, Tacita Dean huldigt Cy Twombly und London sieht mit Bangen der Frieze entgegen: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Architektur

Hans Wolfgang Hoffmann stellt in der "Berliner Zeitung" die Ergebnisse des Ideenwettbewerb zur "Schlossaneignung" vor: Künstler, Architektinnen und Gestalterinnen aus 16 Ländern haben dafür 152 Arbeiten eingereicht, die ein großes inhaltliches wie gestalterisches Spektrum an Ideen für Interventionen an der Berliner Schlossfassade aufzeigen. "Natürlich lässt sich gegen die Initiative einiges einwenden: dass sie die Rekonstruktion verteufelt und die Moderne durchwinkt; dass sie sich an Äußerlichkeiten festbeißt und das museale Innenleben hinnimmt; dass sie Umgangsformen überpolitisiert. Aber: Hier machen Ehrenamtliche Angebote, von denen Deutschlands zentrales Gesellschaftshaus zweifellos zu wenige hat."

Die "Bild" hält nichts von "The Frankfurt Prototype", eine Wohnanlage aus recycelten Materialien, die nun für drei Monate in der Mainmetropole steht. "Drei Jahre (!) arbeiteten die Macher an dieser Holzhütte. Ein auf alten Stahlstelzen des Werftbaus stehender Baracken-Bau aus benutztem Schalungsholz aus dem Betonbau mit Plastikfolien als Regenschutz. Eine Hütte aus zusammen gekarrtem Müll, wie man sie von Klimachaoten wie aus dem Dannenröder Forst kennt und abgerissen hat", schreibt ein Autor mit dem sprechenden Namen Schlagenhaufer.

Kunstmarkt

Der "Guardian" schaut vor der Frieze Art Fair auf die Herausforderungen, denen die Kunstszene in London gegenübersteht. Während die Frieze weiterhin ein wichtiges Ereignis sei, kämpften viele Galerien und Künstler mit wirtschaftlichen Unsicherheiten und einem veränderten Sammlermarkt, schreibt Lanre Bakare. Die steigenden Lebenshaltungskosten und ein Rückgang der Käuferaktivität setzten die Kreativwirtschaft unter Druck. "Mehrere Galerien, darunter die erstklassige, 80 Jahre alte Institution Marlborough, haben aufgegeben, was zu Entlassungen führte. Auch die Auktionshäuser haben zu kämpfen: Die Auktionsverkäufe von Christie's brachen in der ersten Hälfte des Jahres 2024 um 22 Prozent ein, während die Financial Times berichtete, dass die Kernergebnisse von Sotheby's um 88 Prozent zurückgingen." Einige Galerien versuchten, durch innovative Ansätze und Kooperationen neue Wege zu finden, um sich anzupassen. Trotz der Herausforderungen macht Clare McAndrew, Gründerin des Beratungsunternehmens Arts Economics und Autorin des jährlichen "Art Basel und UBS Art Market Report", Hoffnung: "'Ich will nicht wie eine alte Oma klingen, aber ich habe es schon viel schlimmer erlebt', sagte sie und fügte hinzu, dass der allgemeine Markt durch das Fehlen von Megaverkäufen beeinträchtigt wird. 'Die Frieze hat diese wunderbare Balance zwischen verschiedenen Preisklassen und einer Reihe von Galerien zwischen den Messen', fügte sie hinzu. 'Sie deckt also eine Menge verschiedener Werte ab. Ob die Käufer nun vorsichtig oder zuversichtlich sind, die Frieze scheint ein dringend benötigter Muntermacher für einen Markt zu sein, der nach einem Jahr, das für viele ein Reinfall war, etwas von seinem Wohlfühlfaktor verloren hat."

Ärger für "Mini-Picasso" Laurent Schwarz: Bei einer Vernissage des dreijährigen Malerei-"Wunderkinds" stattete das Gewerbeaufsichtsamt der Familie unangekündigt einen Besuch ab, berichtet das "Oberbayerische Volksblatt": Er "diente insbesondere auch der weiteren Aufklärung im Hinblick auf die Vorgaben des Jugendarbeitsschutzgesetzes", zitiert die Zeitung den Pressesprecher der Regierung von Oberbayern. Ob ein Fall von Kinderarbeit vorliege, müsse immer anhand der Umstände des Einzelfalls beurteilt werden. Das Gespräch mit den Eltern von Laurent sei "absolut sachlich und einvernehmlich" verlaufen, heißt es.

Ausstellung

Ein Loblied auf generative Kunst singt Evelyn Vogel in der "SZ" angesichts der Ausstellung "Key Operators, Weben und Coding als Mittel feministischer Geschichtsschreibung" im Kunstverein München: "Obwohl die Mathematikerin Ada Lovelace schon Mitte des 19. Jahrhunderts das mathematische Potenzial der in automatisierten Jacquard-Webstühlen verwendeten Lochkarten erkannte und dieses binäre System auf einen Code aus Null und Eins übertrug, sah die Welt keinerlei Veranlassung, beide Bereiche gedanklich zu verschränken. Das Weben blieb als typisch weibliche Tätigkeit im Denken verankert, Zahlen, Codes und Programmiertechnik hingegen galten bis ins 21. Jahrhundert als typisch männliches Beschäftigungsfeld. Künstlerische Positionen, die den Brückschlag vollzogen, wurden isoliert betrachtet. 'Key Operators' zeigt eine Fülle von Beispielen, wie Weben und Coding zum Mittel feministischer Geschichtsschreibung werden kann – wenn man die Verbindungen sehen will."

Im Februar verbrachte Tacita Dean eine Nacht in der Cy Twombly Gallery der Menil Collection in Houston. In der Ausstellung "Blind Folly", die dort am 11. Oktober eröffnet, wird sie sich in monumentalen Zeichnungen, Postkarten und Fotografien mit dem 2011 verstorbenen Künstler auseinandersetzen. Die britische Künstlerin und Filmemacherin fühlt sich seit langem mit Twombly verbunden, schreibt Robin Pogrebin in der "New York Times", besonders mit seiner Auseinandersetzung mit der Zeit. Ihr Interesse habe 1987 begonnen, als sie eine Retrospektive in London sah: "Es hat mich umgehauen, es hat alles für mich verändert". Sie hielt später Vorträge über ihn und schuf Arbeiten in seinem Haus in Italien.