Medienschau

"Ich sehe nicht viel Freude bei Menschen des rechten Flügels"

artikelbild_monopol-medienschau

"FAZ" und "Zeit" stellen Parzinger kein gutes Zeugnis aus, Zweckoptimismus bei der Art Basel und Pussy Riots Nadja Tolokonnikowa im Interview: Das ist unsere Presseschau am Montag

Museen

Am Tag, an dem die Nachfolge von Hermann Parzinger als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) bekanntgegeben wird, beklagt der Kunsthistoriker Hubertus Butin noch einmal in der "FAZ" die Übergabe von drei Gemälden aus dem Museum Hamburger Bahnhof an die Erben des Berliner Sammlers Erich Marx. Drama-Queen "FAZ" macht gleich einen "Fall Parzinger" daraus und sieht die Museumsbestände "ausbluten". Butin weist darauf hin, dass 2014  im Leihvertrag von Marx mit der Stiftung festgehalten wurde, "dass keine Werke abgezogen oder gar veräußert werden sollten. Diese Verpflichtung wurde vertraglich als 'unwiderruflich' bezeichnet. Die Erben sind diesem Willen von Erich Marx jedoch nicht nachgekommen. Wie eine juristische Überprüfung des Dokuments jetzt ergab, hatte Hermann Parzinger eine Art Vetorecht, um zu verhindern, dass Werke das Museum verlassen. Er hätte gegen den Abzug der drei Gemälde sogar rechtlich vorgehen können. Stattdessen hat er genau das Gegenteil getan: Im Jahr 2022 setzte er für die Familie Marx einen neuen Leihvertrag auf und stimmte dem Abtransport und Verkauf der Bilder zu." 

Auch Florian Illies stellt in der "Zeit" Parzinger kein gutes Zeugnis aus und nennt die Berufung von Marion Ackermann als neue SPK-Präsidentin einen "Befreiungsschlag für den gelähmten Berliner Museumstanker, der unter der bleiernen Ägide von Hermann Parzinger jede Beweglichkeit eingebüßt hatte." Die SPK-Museen seien die einzigen Häuser in einer der großen Kunstmetropolen weltweit, deren Besucherzahlen rückgängig sind, meint Illies. "Man sieht, dass sich in der grotesken internen Bürokratie der Stiftung das Schlechteste von Westberlin mit dem Schlechtesten von Ostberlin vereint hat – babylonische Organigramme, die noch kein Reformprozess knacken konnte, lähmen die Verwaltung, und jede Kreativität erstickt an fehlenden Formularen und unklaren Kostenstellen. Als im Büro des Direktors der Neuen Nationalgalerie, Klaus Biesenbach, das Leuchtmodul an der Decke defekt war, dauerte es Wochen, bis geklärt war, welche Abteilung berechtigt war, die Glühbirnen zu bestellen – und welche, sie einzubauen."

Zum Ende seiner Amtszeit als Direktor am Berliner Ausstellungshaus KW spricht Krist Gruijthuijsen mit Nicola Kuhn im "Tagesspiegel" über die Hauptstadt, Kürzungen in der Kultur und seine persönlichen Pläne. Und er schaut zurück: "Die KW haben sich in den letzten acht Jahren enorm professionalisiert. Das zu entwickeln, hat viel Spaß gemacht. Gleichzeitig sind die Aufgaben eines Direktors immer komplexer geworden. Von Kulturinstitutionen wird in politischer Hinsicht viel erwartet. Die KW und das gesamte Team stehen immer unter Strom. Die Pandemie hat uns vor viele Herausforderungen gestellt. Dann kam der Krieg in der Ukraine, seit dessen Beginn wir in Kooperation mit „Artists at Risk“ Wohnraum für Geflüchtete zur Verfügung gestellt haben. Jetzt der Nahostkonflikt. Sich mit all diesen Themen verantwortungsbewusst zu beschäftigen, kostet Kraft."

Kunstmarkt

Marcus Woeller unterhält sich in der "Welt" mit Clément Delépine, Chef der Kunstmesse Art Basel Paris. Angesprochen auf die jüngste Krise des Kunstmarkts sagt der Franzose: "Wir wissen, dass der weltweite Kunstmarkt zwar widerstandsfähig ist, aber dennoch einen Umsatzrückgang erlebt. Es ist jedoch wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Markt dennoch über dem Niveau vor der Pandemie von 64,4 Milliarden Dollar liegt und das Transaktionsvolumen um vier Prozent gestiegen ist. Die Priorität der Art Basel liegt darin, unsere Galerien und Sammler zu unterstützen – das ist unsere Rolle im Ökosystem der Kunst."

Performancekunst

Gesine Borcherdt hat für die "Welt" Nadja Tolokonnikowa von Pussy Riot getroffen, die in der vergangenen Woche vor dem Eingang der Neuen Nationalgalerie in Berlin eine Performance aufgeführt hat. "Die Welt neigt sich immer mehr in eine konservative, regressive Richtung", sagt die Exil-Russin. "Ich bin hier, um diejenigen zu repräsentieren, die eher progressive Werte wie Diversität und Inklusion vertreten – und letztlich auch Freude. Ich sehe nicht viel Freude bei Menschen des rechten Flügels. Dort gibt es auch keine humanitäre Weiterentwicklung. Ich denke gerne über die Zukunft nach – darüber, wo wir in hundert oder tausend Jahren stehen werden, und wie wir einander akzeptieren und verstehen." 

Architektur

Die schweizerisch-deutsche Architektin Regula Lüscher, einstige Senatsbaudirektorin in Berlin, spricht in der Deutschlandfunk-Sendung "Zwischentöne" über ihr Leben, ihre Arbeit, nachhaltiges Bauen und Stadtplanung. 

Die umfassende Sanierung der Marienburg – Drehort der irrsinnig beliebten Serie "Maxton Hall" – dürfte sich deutlich verzögern. Erst im Juli 2026 könnten die Planungen beendet sein, die Fertigstellung verschiebe sich auf "frühestens 2031", teilte die Stiftung Schloss Marienburg einem Bericht der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" zufolge mit. Bei einer Baubesprechung Ende Juni wurde demnach deutlich, dass frühere Gutachten ohne sogenannte Bauteilöffnungen erstellt worden waren. Zudem wurden trotz intensiver Archivrecherche keine Pläne etwa für die Dachkonstruktion gefunden. Nach früheren Angaben des niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur muss das an einem Hang stehende Schloss gesichert, die Gebäudehülle saniert und die technische Ausstattung erneuert werden. Die Sanierungsarbeiten sollten demnach in der ersten Hälfte 2024 beginnen und Schätzungen zufolge 2030 abgeschlossen sein. Bei einer Begutachtung war in großen Teilen der Dachkonstruktion des Schlosses ein holzzerstörender Pilz, der Hausschwamm, entdeckt worden. Die Touristenattraktion kann wegen der Schäden auf unbestimmte Zeit nicht mehr besichtigt werden.