Medienschau

"Macht muss man sich erkämpfen"

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Pussy Riot mit Überraschungsausstellung in München, Staatsgalerie in Stuttgart schließt lange wegen Sanierung und wie KI bei Künstlern klaut: Das ist unsere Presseschau am Freitag

Museen

Auf den Stirling-Bau der Staatsgalerie Stuttgart, vor 40 Jahren als Neue Staatsgalerie eröffnet, kommt eine mehrjährige Sanierungsphase zu. Das Haus in der Stuttgarter Innenstadt werde von 2028 an geschlossen, um vollständig energetisch saniert zu werden. Betroffen sind nach Angaben der "Stuttgarter Zeitung" die komplette Technik, die Lüftung, Strom, Wasser, Sanitär und Dächer. Während der Sanierungsphase sollen die Kunstwerke aus der Sammlung des 20. und 21. Jahrhunderts im Kunstgebäude am Schlossplatz als Interimsfläche ausgestellt werden. Das Kunstgebäude war zwischen 2021 und 2024 aufwendig saniert worden. Als "weltweite Attraktion" war der Stirling-Bau als Neue Staatsgalerie Stuttgart bei der Eröffnung 1984 genauso gepriesen wie geschmäht und unter anderem als "grandioser Jux in Stahlbeton und Travertin" bezeichnet worden. Heute gilt das Museum des britischen Architekten James Stirling (1924-1992) als eines der bedeutendsten Gebäude der deutschen Postmoderne. In den Räumen sind Werke der klassischen und der neuen Moderne zu sehen.

Malerei

Seltene und teils noch nie gezeigte Werke des mittlerweile 92 Jahre alten Malers Gerhard Richter sind erstmals öffentlich in Düsseldorf zu erleben. Unter dem Titel "Gerhard Richter. Verborgene Schätze" präsentiert das Museum Kunstpalast seit gestern mehr als 120 Arbeiten Richters aus rheinischen Privatsammlungen. "Die Idee der Ausstellung stammt aus den deprimierenden Tagen der Pandemie, als man am Ehrenhof darüber brütete, was sich ohne größere Lieferketten und Reisetätigkeit wohl Ansehnliches auf die Beine stellen ließe", schreibt Georg Imdahl in der "FAZ". "Ihrem Titel 'Verborgene Schätze' wird sie insoweit gerecht, als etliche Arbeiten nur ein einziges Mal vor fünfzig, sechzig Jahren oder überhaupt noch nie gezeigt wurden. Im Jargon des Handels würde man sie 'marktfrisch' nennen. Sind das tatsächlich samt und sonders Schätze, die man gesehen haben muss? Es gibt eine ganze Reihe Aficionados in der Kunstwelt, die schier alles von Richters Hand relevant, interessant, wichtig finden, somit auch die frühen Fußnoten episodenhafter Trompe-l’Œil-Exerzitien mit gefalteten und gerissenen Papierbögen, die sich in den realen Raum vorzuwölben scheinen."

Florian Illies schickt in der "Zeit" einen "abendlichen Gruß" an Caspar David Friedrich aus dessen Wahlheimat Sachsen: "Friedrichs Malerei ist dem Wunder und dem Warten auf das Wunder verschrieben. Und nie spürt man das deutlicher als in seinem Abendlicht."

KI

Gestern präsentierte die Initiative Urheberrecht eine Studie über die juristischen und technologischen Grundlagen des Urheberrechtes in Bezug auf das Training generativer KI-Modelle. Das Fazit fasst Andrian Kreye in der "SZ" zusammen: "Das Trainieren von KI mit ungenehmigten Daten ist weder mit dem Urheberrecht noch mit dem KI-Gesetz der EU vereinbar." Zu den "ungenehmigten Daten" gehören auch Bücher, Musikstücke und Kunstwerke. ungenehmigten Daten. Kreye hält fest: . "Das ist keine Datenauswertung durch, sondern eine Datengrundlage für künstliche Intelligenz. Das ist kein Rohstoff, sondern das sind Werke, die von KI kopiert, gespeichert und reproduziert werden." Sehr rasch müsse das Recht für eine Zukunft der KI so weiterentwickelt werden, "dass es keine Schlupflöcher mehr gibt, die KI-Anwender aushöhlen können".

Kunst & Aktivismus

Die Putin-Kritikerinnen von Pussy Riot überraschen mit einer Ausstellung im Haus der Kunst in München. Dort wurde gestern die Ausstellung "Velvet Terrorism: Pussy Riot’s Russia" eröffnet - die bislang größte Ausstellung von Arbeiten des Musiker- und Künstlerkollektivs - und die erste Museumsausstellung in Deutschland. Wohl aus Sicherheitsgründen war die Eröffnung nicht langfristig im Vorfeld angekündigt worden. Marija Aljochina, eines der Kernmitglieder der Gruppe, "weiß, dass der Einfluss von Pussy Riot und vielen anderen Aktivisten eingeschränkt ist, jetzt, wo fast alle aus Russland geflohen sind", schreibt Maria Mitrov in der "Zeit". "Trotzdem scheint ihr Kampfgeist ungebrochen. 'Nawalnys Tod hat mich schockiert und dennoch motiviert, weiterzukämpfen', sagt sie. 'Das hat er gewollt – dass wir nicht aufgeben, bis wir ein neues Russland erleben. Macht muss man sich erkämpfen. Das bedeutet Blut und Tod.'"