Medienschau

"Ich hatte ein verrücktes Leben, und ich möchte einen schönen Tod haben"

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Marina Abramović möchte 103 Jahre alt werden, Artnets "selbstgewählter Abstieg" und David Lynch an Lungenemphysem erkrankt: Das ist unsere Presseschau am Dienstag

Performancekunst

Marina Abramović will 103 Jahre alt werden. "In der amerikanischen Kultur ist es so, dass man schmutzig ist, wenn man alt ist, als ob etwas mit einem nicht stimmt", sagte die in Jugoslawien geborene Künstlerin der "New York Times". "In der Balkankultur ist es eigentlich großartig, alt zu sein. In der amerikanischen Kultur ist jede Falte eine Bedrohung. Meine Idee beim Altern ist es, die Grenzen des Körpers zu akzeptieren. Dass man morgens aufwacht, dass man Schmerzen hat, dass man Arthritis hat, dass man nicht mehr so beweglich ist wie früher. Die Grenzen zu genießen und zu sehen, wie man seinen Körper so akzeptieren kann, wie er ist. Das ist der Unterschied. Die Amerikaner akzeptieren ihren Körper nicht so, wie er ist." Die heute 77-Jährige möchte in ihrem Leben noch Außerirdische sehen. "Vor einigen Jahren habe ich Richard Branson gefragt, ob er mir ein One-Way-Ticket geben könnte, mit dem ich hinauffliegen und nicht wieder zurückkommen kann. Ich möchte sehen, was hinter all dem steckt. Ich möchte schwarze Löcher sehen. Wer hat den Kosmos erschaffen? Ich bin so neugierig wie ein fünfjähriges Kind." Falls sie dann doch einmal sterben muss, hat die Künstlerin eine genaue Vorstellung von ihrer Beerdigung: "Nach der Beerdigung von Susan Sontag war ich so entmutigt. Ich will eine große Feier. Niemand trägt Schwarz, nur bunte Farben. Ich hatte ein verrücktes Leben, und ich möchte einen schönen Tod haben."

Kunstgeschichte

Der Kunsthistoriker und Kurator Wulf Herzogenrath war am Sonntag Gastmoderator in der Deutschlandfunk-Sendung "Klassik-Pop-et cetera" und übernahm eine Stunde lang eine "biografische Musikschau vom deutschen Popstar Peter Kraus über Kraftwerk bis hin zur US-amerikanischen Performancekünstlerin Laurie Anderson". Hier zum Nachhören. 

Malerei

Die Wiener streiten über ein geplantes Gottfried-Helnwein-Museum, berichtet Günter Kaindlstorfer im SRF. Die Chancen des umstrittenen Malers, sich mit einem eigenem Ausstellungshaus in Österreichs Hauptstadt zu verewigen, stünden allerdings "eher schlecht": "Der Künstler nimmt’s, nach aussen hin, gelassen. Das letzte Wort sei allerdings noch nicht gesprochen, lässt er verlauten. Wien sei eine Schlangengrube, und mit dem Faktor Neid müsse man immer rechnen. Womit Gottfried Helnwein wiederum recht hat."

Kunstmarkt

Stefan Kobel sieht im freiwilligen Wechsel vom Prime Standard in den General Standard der Artnet AG an der Börse einen "selbstgewählten Abstieg". "Die Entscheidung für diesen Wechsel sei auf Empfehlung der Deutschen Börse erfolgt", schreibt er über das als Kunstpreisdatenbank bekannte Unternehmen im "Handelsblatt". "Der General Standard bietet als Teil des regulierten Markts ein kostengünstigeres Listing an. Kosteneinsparungen nennt das Unternehmen denn auch als Grund für den Segmentwechsel.Zusätzlich sind aber die Publikationspflichten weniger streng. So fällt die Pflicht zur Veröffentlichung von Quartalsberichten weg. Ebenfalls soll die Übersetzung des Jahresberichts ins Englische aufgegeben werden – erstaunlich für ein Unternehmen mit Headquarter in New York."

Film

US-Regisseur David Lynch möchte sich trotz einer schweren Lungenkrankheit nicht vom Filmgeschäft verabschieden. Als langjähriger Raucher sei er an einem Lungenemphysem erkrankt, teilte der 78-Jährige am Montag auf X mit. Er habe das Rauchen sehr genossen, doch nun zahle er den Preis dafür. Vor zwei Jahren habe er mit dem Rauchen aufgehört. Abgesehen von der Emphysem-Diagnose sei er in "hervorragender Form". Er sei glücklich und er werde "niemals" in Rente gehen, führte Lynch weiter aus. Der Regisseur hatte zuvor in einem Interview mit dem britischen Magazin "Sight & Sound" über die Erkrankung gesprochen und erzählt, dass er jetzt weitgehend an sein Haus gebunden sei und sehr vorsichtig sein müsse. Vor Ort an einem Set Regie zu führen sei für ihn zurzeit kaum denkbar, er könne sich nur aus der Ferne einbringen. Bei einem Lungenemphysem sind die Lungenbläschen teilweise zerstört oder überdehnt. Weil der Atemfluss dadurch gestört ist, nimmt der Sauerstoffgehalt im Blut ab. Häufige Symptome sind Atemnot besonders bei körperlicher Belastung sowie Erschöpfung. Meistens wird ein Lungenemphysem durch Rauchen hervorgerufen. Die Erkrankung ist nicht heilbar, lässt sich aber etwa durch Medikamente verzögern.