Bayerische Staatsgemäldesammlungen
Nach dem Maßnahmenpaket von Markus Blume in Sachen Bayerische Staatsgemäldesammlungen weist Jörg Häntzschel in einem "SZ"-Kommentar darauf hin, dass der CSU-Politiker als zuständiger Kunstminister selbst für die Missstände mitverantwortlich sei und die Entlassung von Maaz möglicherweise als symbolische Geste und Ablenkung zu werten ist, die keinen echten Wandel bewirkt. "Blume hat sich mit der Ankündigung konkreter Schritte so lange Zeit gelassen, weil er - bislang vergeblich - hoffte, er könne einen international renommierten Experten wie Raphael Gross, den Direktor des Deutschen Historischen Museums, für die Leitung einer Expertenkommission gewinnen. Doch jemand wie Gross dürfte wenig Interesse haben, für Blume nur dekorativ tätig zu sein. Ohne weitreichende Kompetenzen, inklusive einer Mitsprache bei Entscheidungen über Rückgaben an Erben, wird er kaum nach München kommen." Er bezweifelt zudem, ob die Berufung von Meike Hopp als Provenienzkontrolleurin wirkungsvoll sein kann, weil sie gleichzeitig Leiterin des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste ist. "Wie aber soll sie neben diesem neuen Job die Zeit finden, sich in München in Hunderte Akten zu knien? Hopp ist zudem die Vorsitzende des bundesweiten 'Arbeitskreises Provenienzforschung'. Kurz nach Veröffentlichung der SZ-Berichte wurden diese von ihm als 'Halbwahrheiten', 'konstruiert pauschale Anschuldigungen' und 'skandalisierende öffentliche Empörung' bezeichnet. Stehen also für die vermeintlich neutrale Aufklärerin Hopp die Ergebnisse ihrer Untersuchung bereits fest?"
Mittlerweile geht es nicht allein um NS-Raubkunst, wie Blume vage ankündigte. Nach Informationen des Deutschlandfunks dokumentieren interne Unterlagen der Staatsgemäldesammlungen Vorwürfe sexueller Belästigung Minderjähriger sowie rassistische Belästigungen durch Aufsichtspersonal. "Außerdem soll es laut den Unterlagen zum Missbrauch von Videoanlagen in den Museumsräumen gekommen sein – demnach wurden diese zur rechtswidrigen Verhaltenskontrolle von Mitarbeitenden eingesetzt", hat DLF-Kunstredakteur Stefan Koldehoff herausgefunden. "In der Sicherheitszentrale sollen auch andere Datenschutz- und Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten worden sein."
Patrick Bahners ist in der "FAZ" fassungslos - und zielt vor allem auf den Kunstminister der CSU: "Warum hat Blume, der ständig 'Transparenz' verspricht, nicht einmal allgemein gesagt, worum es geht? Stattdessen hat er in melodramatischem Stil seine persönliche Betroffenheit vorgeführt. 'Was mir in den letzten Wochen bekannt wurde, an manchen Stellen auch von Hinweisgebern, das lässt mich nicht ruhig schlafen.' Er will 'dafür sorgen, dass hier wieder Ordnung einkehrt', und sieht darin 'eine Herkulesaufgabe'. Obwohl Augias dem heroischen Ausmister eine fürstliche Belohnung versprach, ging er nicht als Aufklärer in die Geschichte ein. Die Verfasstheit seiner Stallungen lag in seiner Verantwortung."
Inzwischen sind die Vorwürfe ein Fall für die Staatsanwaltschaft.
Der Leiter der Gedenkstätte Buchenwald, Jens-Christian Wagner, hat die Einflussnahme der israelischen Regierung auf die zentrale Gedenkfeier in Weimar kritisiert. Das sei das Schlimmste, was er in den vergangenen 25 Jahren erlebt habe, sagte er bei Radio3 vom RBB. Hintergrund ist die ursprünglich geplante Rede des deutsch-israelischen Philosophen Omri Boehm bei dem am Sonntag in Weimar geplanten Gedenken zum 80. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald und Mittelbau-Dora. Die Rede wurde verschoben, weil sich wegen der Einladung von Boehm ein Konflikt mit Vertretern der israelischen Regierung anbahne, hatte Wagner am Mittwoch gesagt. Boehm ließ auf Anfrage über seinen Verlag mitteilen, dass er sich dazu nicht äußern werde. In dem Interview von Radio3 sagte der Gedenkstätten-Leiter dazu: "Das habe ich noch nie erlebt und ehrlich gesagt, das möchte ich auch nie wieder erleben, tatsächlich gedrängt zu werden. Einem Enkel einer Holocaust-Überlebenden das Wort zu versagen, das ist wirklich das Schlimmste, was ich in 25 Jahren Gedenkstättenarbeit erlebt habe." Zu der Gedenkfeier werden etwa zehn Überlebende des NS-Terrors erwartet. Die israelische Botschaft in Berlin hatte auf X geschrieben, es sei empörend und eine "eklatante Beleidigung des Gedenkens an die Opfer", Boehm einzuladen. In dem Posting unterstellte die Botschaft Boehm unter anderem, den Holocaust zu relativieren. Boehm wurde 2024 mit dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung für sein Buch "Radikaler Universalismus" ausgezeichnet. In seiner Dankesrede forderte er im Namen der deutsch-israelischen Freundschaft auch harte Kritik aus Deutschland zum Nahost-Konflikt. Ihm zufolge gibt es Fehler auf allen Seiten.
Ranking
Das 21. Jahrhundert ist zu einem Viertel um, aber außer "Art News" hat noch niemand mitbekommen, dass das eine Gelegenheit zu endlosen Rankings ist. Nach den besten kommen nun die bisher umstrittensten Kunstwerke des Zentenniums. Von Maurizio Cattelans "Comedian" bis zur antisemitischen Documenta-Arbeit von Taring Padi spannt Autor Howard Halle einen weiten Bogen.
Roman Signer ist für seine spektakulären Aktionen bekannt, die gern auch Sprengstoff und Explosionen enthalten. Für die "NZZ" hat Roman Bucheli den Schweizer Künstler zu Hause besucht. Dass Kunst und Leben für Signer nie getrennt waren, wird im Gespräch mehr als deutlich. Auch seine Gesundheit wurde von den Aktionen immer wieder strapaziert, er erlitt mehrfach Verbrennungen: "Es hat mit dem Versuch und mit dem Experiment zu tun", sagt Signer. "Das sieht spielerisch aus und ist doch sehr ernst, so ernst, dass manchmal sogar das Leben auf dem Spiel steht. Das Spielerische hat vor allem etwas Befreiendes. Gerade bei explosiven Sachen. Da gibt es zunächst die Angst vor der Aktion, und wenn es dann geschehen ist, dann könnte ich fliegen, so leicht fühle ich mich." Zum Ende des Interviews fragt Bucheli, ob Signers Erfolg auch mit Sturheit zu tun hatte, worauf er eine sehr poetische Antwort erhält. "Man könnte sagen, ich sei ein sturer Kopf gewesen. Aber es war mehr als stur, es war Liebe."
Kunstmarkt
Frauke Steffens beleuchtet in der "FAZ" die Auswirkungen von Trumps Zöllen auf den internationalen Kunstmark, insbesondere für Galerien, Sammler und Künstler, die Kunstwerke in die USA einführen oder dort verkaufen möchten. Marktteilnehmer sind besorgt über mögliche negative Effekte auf den Handel und betonen die Notwendigkeit, Strategien zu entwickeln, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Steffens blickt auch auf den unmittelbaren Nachbarn der USA, wo man ohnehin einen vorbildhaften Umgang mit Trumps aggressiver Politik finde: "Dass die Kanadier entschlossen sind, auch auf dem Kunstmarkt gut ohne die USA auszukommen, macht Mia Nielsen deutlich, die die Messe Art Toronto leitet. Man sei nicht auf Amerikaner angewiesen, um gute Kunst zu kaufen oder zu präsentieren, sagt Nielsen der F.A.Z.: Kanadische Galeristen und die Messe in Toronto hätten keinen Mangel an innovativen und diversen Künstlern. 'Die jetzige Situation wird von vielen Menschen, sowohl Käufern als auch Verkäufern von Kunst, auch als Chance wahrgenommen', so Nielsen, 'auch wir konzentrieren uns zum Beispiel wieder stärker darauf, was wir in Europa, Afrika, Südamerika oder Asien entdecken können.' Viele Sammler würden nun wohl eher nach Paris oder Mexiko-Stadt statt nach New York oder Los Angeles fliegen, wenn sie Entdeckungen machen wollten."
Ein Autorenteam der "New York Times" thematisiert die Herausforderungen für Lonnie G. Bunch III, den Leiter der Smithsonian Institution, nachdem Trump per Erlass Änderungen in der Einrichtung gefordert hat. Der US-Präsident wirft dem Smithsonian vor, Narrative zu verbreiten, die US-amerikanische Werte als unterdrückerisch darstellen, und fordert das Ende von Programmen, die aus seiner Sicht die Nation spalten. Die Regierung sieht iden Direktor als parteiischen Demokraten und kritisiert ihn scharf, unter anderem wegen eines Buches von 2019, in dem er eine Begegnung mit Trump schildert. Obwohl der Präsident keine direkte Kontrolle über das Smithsonian hat, könnte der politische Druck auf Bunch als erste Schwarze Führungsperson im Smithsonian steigen, da die Häuser stark von Bundesmitteln abhängen. Er selbst hat sich bisher nicht öffentlich zu dem Erlass geäußert, betonte aber intern seine Verpflichtung zur wissenschaftlichen Integrität und zur Vermittlung der US-Geschichte in all ihren Facetten. "Professor Henry Louis Gates Jr., ein Freund von Herrn Bunch, der das Hutchins Center for African and African American Research in Harvard leitet, sagte, er könne nicht vorhersagen, wie Bunch auf den von Trump erzeugten Druck reagieren werde. 'Das kann nur er selbst beantworten', sagte er. 'Ich würde seine Gedanken lesen. Alles, was ich sagen kann, ist, dass hier ein Mann ist, der selbst Geschichte geschrieben hat, indem er das Unmögliche erreichte, indem er eine halbe Milliarde Dollar aufbrachte, um die Geschichte der Schwarzen auf der Mall heiligzusprechen', sagte er. 'Wenn er brillant genug ist, das zu tun, dann bin ich zuversichtlich, dass er auch brillant genug ist, die aktuelle Herausforderung zu meistern.'"