Museen
In einem Streit um Kosten bei der Sanierung des Pergamonmuseums in Berlin hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) einen Prozess verloren. Sie muss einer Baufirma mehr als 226.000 Euro Werklohn nebst Zinsen zahlen, berichtet der "Spiegel". Zahlungen, die die Stiftung ihrerseits von dem Unternehmen forderte, sind indes laut Urteil verjährt. Das Urteil vom 25. Oktober ist nicht rechtskräftig. Es ist eine Berufung vor dem Kammergericht möglich, wie eine Sprecherin sagte. Der Streit hat sich demnach über viele Jahre hingezogen. Die Stiftung hatte die Firma zwischen 2016 und 2017 mehrfach beauftragt, ihr später aber gekündigt - und Rechnungen nicht vollständig gezahlt. Das berühmte Pergamonmuseum wird seit 2013 saniert. Dafür kam es in der Vergangenheit immer wieder zu Schließungen. Seit einem Jahr ist es komplett geschlossen. Erst 2037 soll das Haus, das zu den beliebtesten deutschen Musen gehört, wieder vollständig geöffnet sein. Die Gesamtkosten der umfangreichen Arbeiten könnten bei 1,5 Milliarden Euro landen. Im März 2022 klagte das Bauunternehmen. Nach einer ersten Entscheidung in dem Verfahren im April 2023 hat die Stiftung nach Gerichtsangaben mit einer sogenannten Widerklage mehr als eine Million Euro gefordert, weil ihr durch angeblich mangelhafte Arbeit Mehrkosten entstanden seien. Diese Ansprüche machte die Stiftung laut Urteil jedoch zu spät geltend. Ob die Forderungen überhaupt berechtigt waren, hat das Gericht laut Sprecherin nicht geprüft. Die Sanierung wird vom Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) durchgeführt, wie es von der Stiftung hieß. Um die Baumaßnahmen gibt es weitere juristische Auseinandersetzungen. Nach Angaben der Sprecherin des Landgerichts gibt es mindestens zwei weitere Verfahren.
"Russlands heutiges Kulturleben erscheint wie ein Echo der Dreißigerjahre des vorigen Jahrhunderts, als das Land in die Finsternis der stalinistischen Repression hinabstieg", schreibt der ukrainische Kunsthistoriker Konstantin Akinsha in einem Gastbeitrag für die "FAZ". Anlass für den historischen Vergleich ist der jüngste Beschluss der Leitung der Moskauer Tretjakow-Galerie, die Abteilung für neueste Kunstrichtungen zu schließen und künftig von einer 72-jährigen Expertin für sozialistischen Realismus überwachen zu lassen. "Seit Beginn von Russlands Invasion in die Ukraine haben sich Kunstmuseen im ganzen Land in 'ideologische' Institutionen verwandelt. Museumsdirektoren wurden ersetzt, FSB-Beamte als 'stellvertretende Direktoren für allgemeine Aufgaben' installiert, schwarze Listen von Künstlern, deren Werke nicht gezeigt werden dürfen, sowie von NGOs, mit denen Museen nicht zusammenarbeiten dürfen, werden strikt befolgt", schreibt Akinsha. "Doch der Putin-Regierung ist dies noch nicht genug. Von den Museen wird obendrein verlangt, bei der Eroberung der Ukraine mitzumachen, indem sie Ausstellungen in die sogenannten 'neuen Territorien' schicken und sich an der Inventarisierung geplünderter ukrainischer Museumssammlungen beteiligen."
Ausstellung
Am Donnerstag hat Katharina Sieverdings Schau im K21 in ihrer Heimatstadt Düsseldorf eröffnet, Annette Bosetti ist in der "Rheinischen Post" begeistert: "So viel Politik kommt in verschiedenen Werken zur Sprache, von der man glaubte, sie unter Vergangenheit abhaken zu können: Kalter Krieg, Krisen, Flucht, Terror, Antisemitismus. Erschreckt nimmt man die unfreiwillig neu gewonnene Aktualität wahr, erkennt die Bilder als Metaphern, Formeln. Und begreift Sieverdings Hauptanliegen: Fotografieren ist für sie Denken. Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft in ein Gefüge bringen. In der Halle des Ständehauses hoch oben zur beunruhigenden Vergewisserung zu sehen. Da hängt in 12 mal 19 Meter Größe ein blaues Banner, auf dem der US-Bomber zu sehen ist, der 1945 die Atombomben über Hiroshima und Nagasaki abgeworfen hat. Aufschrift: 'Die letzten Knöpfe sind gedrückt.'"
In der Wiener Albertina zeigt der junge rumänische Malerstar Adrian Ghenie Bilder, in denen er sich mit Egon Schieles "Schattenbildern", den verschwundenen oder zerstörten Bildern des Wiener Expressionisten, auseinandersetzt. "Schieles Fokus auf den menschlichen Körper und seine bekannten quälerischen Selbstbildnisse werden von Ghenie auf eine Art und Weise aufgegriffen, die weniger an Menschen, sondern stärker an außerirdische Lebensformen erinnert" , schreibt Karoline Heinzl in der "FAZ". "Körperteile befinden sich an Stellen, an denen sie keinen Sinn ergeben und nicht eindeutig zuordenbar sind. "Gemeinsam mit Schiele teile ich das Interesse an der Verformung und Dehnung der menschlichen Form und das spielerische Experimentieren damit. Die Verformung war eine Lösung für die Darstellung, aber auch ein Ausdruck der Freiheit, die mit der Moderne kam", begründet Ghenie diese noch über das Vorbild hinausgehenden Zergliederungen.
Albert Oehlens Malerei zu verstehen, ist nicht immer ganz einfach – umso lesenswerter ist Till Briegleb "SZ"-Text über eine Ausstellung von Oehlens "Computerbilder", die derzeit in der Hamburger Kunsthalle gezeigt werden. Briegleb rollt Geschichte und Kontext der in den 90er-Jahren mittels eines Laptops von Texas Instruments entstandenen Werke in aller Breite auf und sortiert sie klug in Oehlen persönlichen Werdegang ein. "1990 probierte der damals Neue Wilde, der gerade mit Martin Kippenberger und Werner Büttner die ironische Malerei zum neuen Mainstream gemacht hatte, die enttäuschenden Möglichkeiten digitaler Bildbearbeitung aus. Das Grafikprogramm des schweren Rechners, das Linien als Treppchen abbildete und die Darstellung von Objekten wie ein Badezimmer aus Mosaikfließen wirken ließ, verdiente für Oehlen eine ironische Behandlung. Das Embryonalstadium digitalen Designs ließ er vergrößert auf Stoff drucken und zermalte es dann. Computerkunst auf Öl und Leinwand". Oehlens "Computerbilder" markierten dabei zugleich eine Umcodierung von den "Rasterbildern" Sigmar Polkes, seinem Hochschullehrer, wie auch den endgültigen Wandel vom figürlichen zum abstrakten Maler. Und damit einhergehend von der "Bedeutung", so Briegleb.
Das besondere Kunstwerk
Die Künstlerin Folke Köbberling kommentiert die irrationale Liebe der Deutschen zum Auto mit drei kompostierbaren SUVs in München: "Im Gegensatz zu echten SUVs, den überdimensionierten Statussymbolen von auto-affinen Wohlhabenden, leben diese Objekte", schreibt Patrick Guyton in der "taz". "Es sind Abdrücke von tatsächlichen Autos, die Mietwagenverleiher der Künstlerin zur Verfügung gestellt haben. Sie verrotten. 'Es sind schon Ameisen rausgekrabbelt', berichtet die Künstlerin der taz, 'und Bienen haben nachgeguckt, was da ist.'"
Pop
Max Herre bringt dieser Tage nicht nur Teppiche und Stühle seines Bauhaus-Großvaters heraus (siehe das Monopol-Interview mit dem Sänger von gestern), sondern veröffentlicht heute auch das erste gemeinsame Album mit seiner Partnerin Joy Denalane. Es trägt den Titel "Alles Liebe". "Liebe ist tatsächlich das zentrale Thema. Es geht viel um uns, um unsere Geschichte", sagte Denalane in der Sendung "Silvia am Sonntag" von Hit Radio FFH. "Aber Liebe muss sich ja nicht immer als romantische Liebe definieren, kann sich auch anders zeigen – gesellschaftlich oder familiär." Das Künstler-Paar, das sich vor etwa 25 Jahren kennengelernt hat, hat zwei erwachsene Söhne. "Wir haben immer davon geträumt, dass, wenn sie mal raus sind, wir auf Reisen gehen", sagte Herre. "Am Ende sind wir im Studio gelandet und haben mehr Musik denn je gemacht. Anscheinend war es das, was wir tun wollten und wo es uns hingezogen hat."