Als Martha Rosler in den späten 1960er-Jahren anfing zu arbeiten, lautete die Botschaft des Pop, dass es keine Botschaft gebe. Dagegen geht die heute 80-jährige Künstlerin immer noch an.
Ihre bekannte Serie "House Beautiful: Bringing the War Home" entstand während des Vietnamkriegs. Zwischen 2003 und 2008 setzte sie die Collagen als Reaktion auf US-Militärinterventionen in Afghanistan und im Irak fort. Bis heute funktioniert die drastische Konfrontation von Lifestyle-Werbeanzeigen und Kriegsbildern. Einerseits hat sich an der Gleichzeitigkeit der Dinge nichts geändert. Andererseits ist auch die kommerzielle Bildsprache fast gleich geblieben. Rosler unterminiert und bedient sie zugleich in genialer Weise.
Die Ausstellung ist die erste des neuen Schirn-Direktors Sebastian Baden, er bezeichnet sie als Herzensangelegenheit und konzentriert sich auf die Themen Krieg, Körper und Stadt. Im Schlüsselvideo "Semiotics of the Kitchen" (1975) performt Rosler alphabetisch die Verwendung von Küchenutensilien, von apron bis tenderizer, mit zunehmender Wut. Das Video "Losing: A Conversation with the Parents" (1977) lässt die Themen Welthunger und Tod durch Anorexie bei Teenagern aufeinander los.
Genauso ungelöst und unaushaltbar widersprüchlich wie die Rationalisierung der Kriegsführung gegen Menschen mittels Drohnen, ihr aktuellstes Thema. Martha Roslers Humanismus lässt sich nicht beschwichtigen. Ihr Mittel bleibt die zielgenaue Kollision.