Christine Fenzl hat in den Ostberliner Stadtteilen Marzahn und Hellersdorf Jugendliche fotografiert, die während der Wende oder danach zur Welt kamen. In die Welt ohne Mauer, die für ihre Eltern noch prägend war.
Fenzl selbst, 1967 geboren und aufgewachsen im 13. Stock einer 70er-Jahre-Siedlung in München, hat die Ostberliner Plattenbausiedlungen besucht, mit besonderem Interesse für die Interieurs. Diese scheinbar neutrale Neugier, das analytische Ausleuchten privater Räume kann auch bloßstellen. Und natürlich bekommt man hier in gewisser Weise Klischees über die Jugend des nicht gerade begünstigten Ostberliner Stadtteils bestätigt: Viele Piercings und Tätowierungen individualisieren die Körper, es gibt hier wenig andere Hautfarben als weiß.
Doch Christine Fenzl macht keine kalte Sozialstudie, und sie stellt ihre Protagonisten auch nicht aus. Der Blick, den sie auf die jungen Erwachsenen wirft, wird von ihnen warm und offen erwidert. Mal mit Schüchternheit, mal mit Selbstbewusstsein, meist mit beidem zugleich. Fenzl ist ihnen näher gekommen, als sie müsste, um Standard-Bestandsaufnahmen-Bilder zu bekommen.
"Christine Fenzl ist in erster Linie Humanistin", schreibt Nan Goldin im Vorwort über ihre frühere Assistentin. "Es gehört Mut dazu, auf Fremde zuzugehen und sie um ihre Zeit und ihre Gesichter zu bitten." Genau wie sie in den Begegnungen das Lebendige sucht, will sie auch das Vergehende oder schon Verschwundene festhalten. Leerstellen in der Stadt, Trampelpfade, komische Unorte.
"Land in Sonne" heißt eine Kleingartenanlage in Berlin-Hohenschönhausen. Die aufgehende Sonne als ultimatives Zukunftssymbol wird hier ohne Ironie zitiert. Christine Fenzl hat, damit die Körper sichtbarer sind und das Licht besser, nur im Sommer fotografiert.