Bei der Kunstbiennale in Venedig geht es vor allem um das Gefühl des Fremdseins - doch fremd fühlt sich oft ihr Publikum. Die Monopol-Redaktion war zur Eröffnung vor Ort und berichtet im Podcast "Kunst und Leben"
Zu Beginn der 60. Venedig-Biennale strömen zahlreiche Gäste aus aller Welt in die Lagunenstadt. Venedig ist ohnehin ein beliebtes Reiseziel, mit einem vergangene Woche eingeführten Eintritt für Tagesgäste will die Stadt die Zahl der Touristinnen und Touristen sogar senken. Da erscheint das Motto der diesjährigen Biennale - "Foreigners everywhere" - von Kurator Adriano Pedrosa aktueller denn je. Und doch ist seine Hauptausstellung eher ein Rückblick in der Kunst. Über Eindrücke und persönliche Empfehlungen spricht Moderatorin Aileen Wrozyna in einer neuen Folge von "Kunst und Leben", dem Podcast in Kooperation mit Detektor.fm, mit Elke Buhr, Sebastian Frenzel und Silke Hohmann vom Monopol-Magazin.
"Es war eigentlich wie in einem traditionellen Museum", erzählt Sebastian Frenzel im Podcast, "in der Regel bestanden die Räume daraus, dass man in der Mitte eine Skulptur hatte und an den Wänden gerahmte Bilder." Dabei folgt die Ausstellung auf der Venedig-Biennale keiner zeitlichen Chronologie, sondern zeigt Werke von bereits verstorbenen Künstlerinnen und Künstlern neben zeitgenössischen Positionen.
Den Eingang des deutschen Pavillon ließ Ersan Mondtag mit Erde aus Anatolien zuschütten. In den faschistischen Bau selbst ließ er ein zweites Haus bauen, eine Art Theaterkulisse auf mehreren Ebenen, durch die man hindurch gehen kann, vorbei an Performances, die das Leben von Mondtags Großvater widerspiegeln. Dieser war aus der Türkei nach Deutschland gekommen und hat in einer Asbestfabrik gearbeitet. Mutmaßlich von der Arbeit dort ist er krank geworden und noch vor Renteneintritt gestorben. Eine dünne Staubschicht legt sich über diese Geschichte. Die zweite Künstlerin des Pavillons, Yael Bartana, entwirft in Installationen, Skulpturen und Bewegtbildern eine Vision zwischen Utopie und Dystopie: Die Erde ist durch den Klimawandel zerstört und Jüdinnen und Juden haben ein Generationenschiff gebaut, um sie zu verlassen.
Wonach riecht Korea?
Während es in vielen Pavillons vor allem ums Sehen und Hören geht, gibt es in manchen auch was zum Riechen. Im koreanischen Pavillon etwa findet man sich in der Geruchskulisse Koreas wieder. Die Künstlerin Koo Jeong-A hat ihre Landsleute gefragt, wonach riecht für euch Korea? Im französischen Pavillon von Julien Creuzet befinden sich kleine Bassins mit einer Flüssigkeit und Pflanzen, auch sie verbreiten angenehme Gerüche, erzählt Silke Hohmann.
Neben dem US-Pavillon hat Sebastian Frenzel vor allem der Pavillon des Vatikans in einem Frauengefängnis auf La Giudecca beeindruckt. Und Silke Hohmann hat die Ausstellung "Monte di Pietà" des Schweizer Künstlers Christoph Büchel in der Fondazione Prada angeschaut, der sich auf drei Etagen mit der vielschichtigen Geschichte des Gebäudes beschäftigt, das Geburtshaus und Pfandleihhaus war. Es geht um die Frage nach dem Wert von Kunst und Dingen, Schuld und Schulden und den Wurzeln des Kapitalismus.
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