Am vergangenen Wochenende nahm die Gastronomie im "Eierhäuschen" im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick ihren Betrieb auf, fürs Erste begrenzt auf die drei Tage von Freitag bis Sonntag, doch in ein paar Wochen wird’s im Haus richtig interessant. Am 23. März nämlich beginnt der Spreepark Art Space im weitläufigen und seit 2019 von Grund auf restaurierten Eierhäuschen. Die Ausstellung "Park Einsichten" ist die erste, die zu den Themen Landschaft, Natur, Architektur und öffentlicher Raum ausgerichtet werden sollen.
Den eigentümlichen Namen verdankt das Bauwerk im Norden des Plänterwaldes der Kaiserzeit dem Schiffsanleger, von dem aus einstmals frische Eier verkauft worden sein sollen. Einen Schiffsanleger gibt es mittlerweile auch wieder, er wurde bereits im vergangenen Jahr fertiggestellt und wartet für die kommende Ausflugssaison auf regelmäßigen Schiffsverkehr etwa der "Weißen Flotte".
Betrieben wird das Eierhäuschen von der Grün Berlin GmbH, einem landeseigenen Unternehmen, das für das Land, sprich die einschlägigen Senatsverwaltungen zahlreiche Maßnahmen in Bereichen von Infrastruktur, Radwegen oder Parkanlagen umsetzt und teils dauerhaft betreibt. Fürs Eierhäuschen kommt Kunst hinzu. "Das Haus" – so die für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Agentur – "vereint Restaurant und Kunstraum mit einem kostenfreien Ausstellungsbereich sowie Residenzen für Künstlerinnen und Künstler mit Wohn- und Arbeitsräumen."
Im Spreepark umgesehen haben sich bislang schon Marcus Maeder als Künstler, Forscher und Komponist, Sabine Scho als fotografierende Autorin, die Geruchsforscherin Sissel Tolaas und die Künstler-Architektin Annett Zinsmeister.
Der 1971 in Zürich geborene Maeder ist Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung in Berlin und arbeitet im Bereich von Klangkunst und elektronischer Musik. Die 1970 im Münsterland geborene Lyrikerin Sabine Scho ist mit Performances und Text-Bild-Installationen hervorgetreten. Die gebürtige Norwegerin Sissel Tolaas (*1961) lebt seit Jahrzehnten in Berlin und hat hier das "SMELL RE_searchLab" gegründet; sie erforscht Gerüche und deren Wirkung auf Wahrnehmung und Gedächtnis. Die 1967 in Stuttgart gebürtige Annett Zinsmeister, die an der Berliner Hochschule der Künste (heute UdK) studiert und 2003 an der Kunsthochschule Weißensee ihre Laufbahn als Professorin begonnen hat, arbeitet mit vorgefundenen Strukturen und deren Dekonstruktion und Rekombination; sie hat bereits an den Ausstellungen "Mero_Vision" im Spreepark 2022 und 2023 teilgenommen.
Als Ganzes soll der Spreepark erst im Jahr 2026 fertiggestellt sein. Ab Ende März besteht schon mal Gelegenheit, dem "Geruch der unberührten Gewässer und Schlammschichten" nachzuspüren oder dem Klang des Geländes "in tiefer Nacht", wie es in der Ankündigung heißt. Kunst als Feldforschung, so in etwa könnte das Motto der Spreepark-Interventionen lauten.