Von Europa aus betrachtet, hat indisches Kino immer den Namen "Bollywood", doch das ist natürlich eine grobe Vereinfachung, die unterschlägt, dass längst nicht alle Filme dort in Bombay gemacht werden. Die Hälfte aller Filme wird in Südindien gedreht. In allen südlichen Bundesstaaten Indiens spielt sich das städtische Leben unter den wachsamen Augen von Filmplakaten ab. Filme bestimmen das Stadtbild mit Reklametafeln, Statuen berühmter Filmstars und handgemalten Fanpostern, die auf Fahrzeugen durch die Straßen gefahren werden.
Zwischen 2010 und 2014 haben die Fotografinnen Sabine Haubitz und Stefanie Zoche die Filmpaläste Südindiens fotografiert. Ein wunderschön aufgemachter Band von Spector Books zeigt die Gebäude als wundersame pastellfarbene Boxen, versehen mit den Signifikanten der Moderne als Zitate und Symbole. Bauhaus unter Palmen: Wer an die Architektur von Chandigarh denkt, liegt nur fast richtig, denn es geht nicht so sehr um das Organisieren, sondern eher ums Gegenteil, das Bauen öffentlich genutzter Orte als erzählerische Form, als Versprechen und Verführung, noch bevor der Film beginnt.