"Wolke in Form eines Schwertes", so lautet der Titel der Grosse-Ausstellung im Saarlandmuseum. Im Erweiterungsbau der Modernen Galerie sind jetzt sieben großformatige Leinwandarbeiten zu sehen, die wie Gemälde an der Wand hängen. Grosse zähle "zu den bahnbrechenden Künstlerinnen ihrer Generation", sagt Ausstellungskuratorin Andrea Jahn. Internationale Bekanntheit hat die Malerin mit ihren in Sprühtechnik ausgeführten begehbaren Farbräumen erlangt, "mit denen sie systematisch die Bedingungen und Möglichkeiten von Malerei" hinterfrage.
Ein Teil der Arbeiten war zuvor in Wien in der Galerie nächst St. Stephan Rosemarie Schwarzwälder ausgestellt. Die neusten Werke aber seien während des Corona-Lockdowns in Neuseeland entstanden - und so noch nicht zu sehen gewesen.
Ihre Bilder und Installationen seien "raum- und grenzüberschreitend, multidimensional, von überbordender, sprühender Farbigkeit", sagt Andrea Jahn. Sie entwickeln "eine visuelle Intensität, die unsere ganze Aufmerksamkeit fordert". Die Überschreitung von Grenzen und Dimensionen der bildenden Kunst zeigt sich in Arbeiten, die Äste, Zweige, Treibholz mit der Malerei verbinden. In einem der Werke ohne Titel aus dem Jahr 2020 greifen dicht verzweigte bemalte Äste aus den satten Acrylfarben in den Raum hinein, strecken sich den Besucherinnen und Besuchern entgegen. Das Kunstwerk erhält eine besondere Lebendigkeit, weil es sich je nach Blickwinkel immer wieder verändert. Es fordert zum Perspektivwechsel auf.
Veränderung ist ein Thema des italienischen Politikwissenschaftlers Antonio Negri, auf dessen Gedanken über die Kraft von Schwärmen sich der Titel der Ausstellung bezieht. "Schwärme sind der Ausdruck für Negris Hoffnung, dass der 'General Intellect', der sich durch die unzähligen Knotenpunkte der Netzwerkgesellschaft bildet, in eine politische Transformation umschlägt", erklärt der Philosoph Ludger Schwarte im Katalog. In Grosses Werk entstehe ein "Schwarm, der über die Systeme hinausgeht, in denen die Leinwände, Rahmen, Farben, Knoten und Äste Funktionen ausfüllen, Rollen spielen, Bedeutung tragen".
Zuletzt hatte Katharina Grosse im Juni 2020 mit einem jede Raumvorstellung sprengenden Werk für Aufsehen gesorgt. Die
Arbeit mit dem Titel "It Wasn't Us" lud dazu ein, sich in einem Farbspektakel zu verlieren, das die alte Halle des Hamburger Bahnhofs in Berlin verwandelte. Die Künstlerin integrierte dabei eine Rasenfläche und einen geteerten Weg ebenso wie die Metallkonstruktion der Halle.