1516 schreibt Sir Thomas Morus seinen Staatsroman "De optimo statu reipublicae deque nova insula Utopia“. Der später heilig gesprochene Humanist schwärmt darin von Kollektiveigentum und allgemeine Arbeitspflicht - sein Utopia sah ein bisschen aus wie die DDR. Leuchtet ja ein, dass auch Marx ein direkter Erbe dieses christlichen Fortschrittdenkens war – bei aller Religionskritik. Sein Lehrer Hegel sowieso.
Wie passend also eine Lichtinstallation, die am heutigen Samstag noch einmal am berühmten Karl-Marx-Denkmal in Chemnitz zu sehen ist: Der Künstler Stefan Kraus ruft mit seiner Projektion zwischen 19 und 21 Uhr mit einer Marx-Paraphrase alle Utopistinnen auf, sich zu vereinigen
Neue Räume, neue Chancen
Die Arbeit gehört zum Festival "Aufstand der Utopien": Noch bis zum morgigen Sonntag, 10. November, geht es bei Theaterstücken, Lesungen, Ausstellungen, Workshops und Gesprächsformaten darum, wie die Welt von morgen aussehen könnte. "Viele Menschen blicken derzeit ängstlich in die Zukunft. Doch das Spannende an Umbruchphasen wie '89 ist, dass sich viele neue Räume öffnen und sich neue Chancen bieten", sagt Projektleiter Franz Knoppe.
Die Festivalmacher wollten dazu einladen, die Zukunft wieder positiv zu besetzen und aktiv mitzugestalten, anstatt sich ausgeliefert zu fühlen. Eine Auswahl utopischer Ideen soll in eine Zeitkapsel wandern, die im Chemnitzer Stadtarchiv aufbewahrt wird. Zum 100. Jahrestag des Mauerfalls soll diese dann "ausgegraben" werden, um zu zeigen, dass manche Utopie von heute die Realität von morgen ist.