"Warum geben wir das nicht zu und nehmen uns dann die Freiheit, darüber nachzudenken, wie wir unsere Ressourcen einsetzen wollen?", sagte er in einem Interview des "Spiegel". "Die Klimaaktivisten sollten aufhören, sich etwas vorzumachen."
Das menschliche Verhalten werde sich nicht ändern, "solange wir glauben, dass wir immer noch Zeit haben, alles abzuwenden", sagte Franzen, einer der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart. "Wir sollten darüber nachdenken, wie wir uns auf die Erschütterungen vorbereiten, die kommen werden. ... Die Klimakatastrophe wird richtig viel Geld kosten, so viel ist klar." Die finanziellen Ressourcen seien begrenzt.
Ein Schlüsselmoment waren für Franzen die Waldbrände südlich von Berlin im Sommer 2019, die er selbst miterlebte. Er habe mit einem Freund in einem Naturschutzgebiet bei Jüterbog Vögel beobachten wollen, doch dazu kam es nicht. "Schon aus der Ferne sahen wir eine riesige Rauchsäule. Der Wald brannte. Bäume gingen explosionsartig in Flammen auf." In beängstigender Geschwindigkeit habe sich das Feuer ausgebreitet. Für Franzen war klar: "Es herrschte Dürre in Deutschland, dann die extreme Hitze im Sommer 2019. Plötzlich ergab das alles Sinn: Das war der Beginn der Klimakatastrophe, ich hatte ihn leibhaftig gesehen."
Von Jonathan Franzen erscheint Ende Januar bei Rowohlt der Essay "Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen?". Der Text war im September 2019 im "New Yorker"-Magazin erschienen und fand schnell viel Widerspruch. So schrieb die Klimawissenschaftlerin und Kolumnistin Kate Marvel: "Wir sind, das verspreche ich Ihnen, nicht dem Untergang geweiht, egal was Jonathan Franzen sagt."