Die gebürtige Berlinerin hat definitiv keine Angst vor großen Aufgaben. Vor 20 Jahren ging Jenny Schlenzka als Studentin mit einem Stipendium der New York University in die USA und arbeitete nach ihrem Abschluss mit Klaus Biesenbach am New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) zusammen. Als das MoMA die Abteilung für Medien und Performance gründete, wurde sie die erste Kuratorin für Performancekunst.
Ihr Wissen eignete sie sich nach eigener Aussage zunächst so an: "Einfach dadurch, dass ich eine MoMA-E-Mail-Adresse hatte: Ich habe allen Künstlerinnen und Künstlern, die ich in den Büchern über Performance-Kunst finden konnte, eine E-Mail geschickt, und so gut wie alle haben sich mit mir getroffen. Ich sagte: Erzählen Sie mir alles, was ich Ihrer Meinung nach über Performance wissen sollte."
Gemeinsam mit Klaus Biesenbach setzte sie sich erfolgreich dafür ein, dass das MoMA Performances für die Sammlung erwarb, darunter frühe Werke von Tino Sehgal und Roman Ondák. Am PS1, der MoMA-Dependance im New Yorker Stadtbezirk Queens, gründete sie die "Sunday Sessions" – ein Format, das Performancekunst zu einem Gemeinschaftserlebnis und das Museum zu einem Ort für die Community machte. Dort traten unter anderem Genesis Breyer P-Orridge, Lynn Hershman Leeson, Juliana Huxtable und Adam Pendleton auf. Jenny Schlenzka beauftragte Werke bei Ragnar Kjartansson, Hannah Black oder Anne Imhof. Im Jahr 2021 wurde Jenny Schlenzka mit dem Yoko Ono Courage Award ausgezeichnet.
Die Wichtigkeit des Community-Gedankens betonte sie auch bei ihrer folgenden Position als Leiterin des PS122, unter ihrer Leitung in Performance Space New York umbenannt. Einem geschichtsträchtigen Ort an der Lower East Side, in dem seit den 1980er-Jahren heute als wegweisend angesehene Performances, Aufführungen und Lesungen stattfanden. Jenny Schlenzka erfasste sofort die Aufgabe, den Spagat von der Historie einer energiegeladenen Subkultur zur durchgentrifizierten Realität des New York der Gegenwart zu schaffen.
Großes Vertrauen in Künstlerinnen und Künstler
Es ist ihr mit kühnen Eingriffen geglückt. Einerseits mit einem Programm, das die Geschichte des Hauses reflektiert, unter anderem, indem sie Werke der feministischen Ikone Kathy Acker zeigte. Andererseits mit der unkonventionellen Idee, die Programmleitung für ein Jahr an Künstlerinnen und Künstler abzugeben und so neue institutionelle Strukturen zu erproben. Diversifizierung fand auf diese Weise nicht nur im Programm statt, sondern auch in Team und im Vorstand.
Gleichzeitig gelingt es Jenny Schlenzka auf ansteckende Weise, Menschen zu begeistern und zu aktivieren. Für die "Spring Gala" im Performance Space im Jahr 2019 gewann sie Solange Knowles als Host, und engagierte Gäste wie Michael Stipe, Eileen Myles und Chloë Sevigny.
In Berlin wird sie natürlich andere Strukturen vorfinden. Sie kommt im September an ein Haus, das sein Profil unter der Leitung von Stephanie Rosenthal bereits rasant geöffnet und verjüngt hat. Jenny Schlenzka bringt Energie und Wagemut mit. Sie hat an jeder ihrer bisherigen Stationen großes Vertrauen in Künstlerinnen und Künstler als Akteure gesetzt. "Sie sind die Menschen, die kulturelle Veränderungen vorhersehen."