Herr Gerald, ist Ihr Instagram-Account Kunst?
Auf Instagram habe ich ein Alter Ego. Ich spiele einen widerlichen und oberflächlichen Mann, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, andere über Kunst im Allgemeinen aufzuklären. Bruce Nauman sagte einmal, dass alles, was er im Studio macht, Kunst sei. Alles, was ich als diese widerwärtige Figur tue, ist Kunst.
Wie die Malerei, die nach Bildern von Kindern aussieht?
Genau. Viele meiner Arbeiten sind naiv. Diese ungebildete widerwärtige Figur, mit der ich spiele, eignet sich meiner Meinung nach für die Bilder, und deshalb male ich so. Ich mochte schon immer schlechte Qualität und schlechte digitale Bilder. Ich habe nie das Gefühl, von einem Ort der Nostalgie aus zu malen. Die Art, wie ich male, kommt daher, dass ich Teil einer Generation bin, die als digital natives aufgewachsen ist.
Wenn man bei Ihnen auf Instagram ganz nach unten scrollt, fällt schnell auf, dass sie stilistisch ganz woanders angefangen haben, aber kunsthistorischen Referenzen schon immer im Mittelpunkt stehen.
Was wirklich konsequent ist, ist das Schreiben. Ich habe auf dem College angefangen zu schreiben und das war so ziemlich alles, was ich getan habe. So beginne ich jede Arbeit. Hinter jeder Arbeit muss eine Erzählung stehen. Und weil eine Person im Mittelpunkt steht, brauche ich ein Narrativ. Ich mag den performativen Aspekt. Wenn es um das Bild selbst geht, denke ich nicht wirklich viel darüber nach. Es sind Werke, die sich durch das Schreiben ergeben. Manchmal mag ich sie und manchmal nicht. Das Konzept, gute Kunst zu machen, finde ich seltsam.
Und Ihre Malerei ist Teil dieser Langzeitperformance auf Instagram?
Was immer mein Alter Ego auf Instagram macht, ist das Kunstwerk. Die Malerei ist nur ein Teil davon. Ich brauche die Malerei, damit meine Texte Kunst sind. Ich könnte morgen mit der Malerei aufhören und stattdessen Skulpturen machen. Oder was auch immer. Ich fühle mich nicht durch Etiketten belastet oder verpflichtet, nur Bilder zu machen. Ich sehe mich nicht wirklich als Maler.
In Ihrer Malerei thematisieren Sie die Geschichte der Kunst und das männliche Malergenie. Die kunsthistorische Tradition kommt bei Ihnen nicht gut weg. "Rothko was a big dumbass" steht beispielsweise als Text auf einem Ihrer älteren Gemälde.
Kunst ist ein perfektes Ziel für Humor. Und in meinem Fall für geschmacklosen Humor. Das wird immer bei etwas der Fall sein, das manchmal zu ernst genommen wird. Die Elemente Spott und Provokation in meiner Arbeit dienen unweigerlich als Maß dafür, wie andere Kunst sehen oder definieren. Einige Leute nehmen meine Arbeit ernst, andere nicht. Es gibt keine Regeln. Es gibt keinen Mangel an Dingen, über die man sich in der Kunstgeschichte lustig machen kann. Ich versuche das Gegenteil von dem zu sagen, was gesagt wird, und mache dabei ein paar billige Witze.
Meme-Seiten, die sich über die Kunstwelt lustig machen oder Kritik am Kunstmarkt üben, sind ziemlich populär auf Instagram. Sehen Sie eine Verbindung zwischen Memes und Ihren Gemälden?
Memes arbeiten mit einer gewissen Naivität. Schlechte Bilder funktionieren sehr ähnlich. Bei vielen Memes ist es die Kombination von Bild und Text. In Bezug auf meine Bilder sehe ich das Bild und den Text als eins. Beides ist wichtig, um den Humor zu vermitteln.
In Valencia läuft gerade Ihre Ausstellung "henry matisse a cool life". Es geht natürlich um den Maler Henri Matisse. Warum ausgerechnet er?
Es gab keinen besonderen Grund, sich für Henri Matisse zu entscheiden. Ehrlich gesagt hätte es jeder Künstler sein können. In der Show geht es mehr darum, die widerwärtige Fiktion auf Henri Matisse aufzubauen.
Sie sagten, die Texte seien für Sie sehr wichtig. Auf Instagram finden sich zu den Bildern in der Ausstellung sehr ausführliche Bildunterschriften, in denen Sie sich über Matisse auslassen. Wie haben Sie diese Texte in den Ausstellungsraum bekommen?
Ich habe ein Buch geschrieben, es sind 110 Seiten geworden. Es geht um das Leben von Matisse. Es ist eine lange und wirklich widerwärtige fiktive Darstellung seines Lebens und Werkes. Mit Absicht schlecht zu schreiben, das ist unglaublich befreiend. Alles fließt einfach in diese furchtbar unreife Erzählung, so dass es schwer ist, sie ernst zu nehmen. Wenn man die Installationsansichten auf Instagram sieht, denkt man – das ist mir aufgefallen –, ich sei ein Maler. Das bin ich nicht. Ich bin ein Performer. Instagram eignet sich für eine Langzeit-Performance tatsächlich besser als der Ausstellungsraum.
Es gibt aktuell eine Reihe von jungen Künstler*innen, die im Anschluss an Austin Lee naiv malen, Hunter Potter und Maja Djordjevic beispielsweise. Die Gemälde sehen aus, als seien sie aus einem Computer gefallen.
Ich schreibe absichtlich schlecht und ich male schlecht. Ich bin ein Künstler, der sich offenbar nicht sonderlich anstrengt. Das ist schon lustig. Für die Zeichnungen zu den Gemälden brauche ich übrigens nicht lange. Aber an einem Gemälde sitze ich meist zwei bis drei Wochen. Es ist anstrengend und langweilig. Und es ist lustig, dass Sie 100 Stunden damit verbringen können, etwas zu replizieren, was Sie in einer Stunde getan haben könnten. Es ist einfach so absurd und sinnlos. Die Arbeit soll so aussehen, als wäre sie gedruckt, um mögliche Spuren von Beweisen zu entfernen, dass sie überhaupt gemalt wurde. Meine Gemälde sollen aussehen, als handele sich um digital ausgedruckte Werke. Man sieht keinen Pinselstrich.
Warum malen Sie überhaupt?
Weil es absurd und sinnlos ist. Ich mag Dinge, die keinen Sinn ergeben. Oder Dinge, die nicht offensichtlich sind, weil sie Raum für Interpretationen bieten. Manchmal ist die beste Kunst die, die am nutzlosesten erscheint. Viele Leute, die ihre Bilder in Photoshop bearbeiten und arrangieren oder ihre Zeichnungen in Microsoft Paint machen, haben möglicherweise ähnliche Gefühle, weil das Bild bereits da ist. Warum also malen?