Flaka Haliti in München

Ein Gesicht in den Wolken

Flaka Haliti "I See A Face. Do You See A Face.", 2020
Foto: Flaka Haliti

Flaka Haliti "I See A Face. Do You See A Face.", 2020

Die Künstlerin Flaka Haliti lässt sich von den Bildern inspirieren, die man mit viel Fantasie in vorbeiziehenden Wolken erkennt. In München "zeichnet" sie nun ein Gesicht aus Stahl an den Himmel

Wohl fast jeder kennt aus der Kindheit das Spiel: Im Gras liegend in den Himmel hinaufzuschauen und in vorbeiziehenden Wolken nach vertrauten Formen zu suchen - nach Tieren, Gegenständen, Fabelwesen oder Gesichtern. Mit den fantasieanregenden Cumuluswolken, also den typischen "Schäfchenwolken", beschäftigt sich auch die in Pristina (Kosovo) geborene und in München lebende Künstlerin Flaka Haliti. In kindlich-naiven Umrissen zeichnete sie bereits 2014 am Computer Gesichter auf Fotografien von Wolkenformationen; 2015 wurden sie auf der Biennale in Venedig präsentiert.

Vor einem Schul- und Kulturzentrum in München übersetzt Haliti die Serie "I See A Face. Do You See A Face" nun in den dreidimensionalen Raum: 15 Meter ragt die neue Metallskulptur in die Höhe. Unterschiedlich dicke Stäbe aus beschichtetem Stahl winden sich durch die Luft und bilden eine Silhouette, die einer dahingekritzelten Zeichnung gleicht. Trotz der monumentalen Maße erscheint die Skulptur durch ihre Linienführung geradezu filigran.

Mit den in viele Richtungen gebogenen Stangen sieht das Werk, je nach Position des Betrachters, anders aus. Ein Gesicht erkennt man nur aus bestimmten Standpunkten, zum Beispiel aus nächster Nähe mit Blick nach oben. Gewissermaßen erzielt "I See A Face. Do You See A Face" deshalb genau den gleichen Effekt wie das kindliche Beobachten der wandernden "Gestalten" im Himmel, und das, obwohl das steife Material einen so großen Gegensatz zu den weichen Bilderbuchwölkchen darstellt.

"Der Titel der Skulptur kombiniert zugleich Feststellung und Frage an ein imaginäres Gegenüber, lässt also unterschiedliche Perspektiven auf das Werk bewusst zu", so Kunsthistoriker Bernhart Schwenk über Halitis Arbeit. "Es lässt sich somit als eine Einladung zur Bewegung auf dem Platz verstehen und verweist auf den gemeinsam genutzten öffentlichen Raum. Insbesondere vor dem 'Kompetenzzentrum für Erziehungsberufe', einem Ort der qualifizierten Ausbildung, betonen die kreativen und sozialen Momente den Wert individueller und subjektiver Sichtweisen, die den Austausch anregen und sich teilen lassen."