Rihanna-Bildband

Eine von diesen Ikonen, die jede Ära braucht

Man kann gar nicht mehr genau sagen, wofür Rihanna eigentlich berühmt ist. Aber sie ist eine feministische Superkapitalistin, die Fleiß und Niedlichkeit mit Fuck-You-Attitüde zusammenbringt. So schafft sie es auch, auf 1000 Fotos in einem Bildband nicht langweilig zu werden 

Ist man auf dem Cover der Vogue ganz oben angekommen? Oder muss sich inzwischen die "Vogue" freuen, wenn die Stars der Gegenwart überhaupt noch Zeit für so ein altmodisches Medium haben? Rihanna hat am Abend der Veröffentlichung des US-Magazins, auf dem sie mit einer transparenten Mehrfachkapuze ihres eigenen Modelabels abgebildet ist, jedenfalls auch noch das Guggenheim Museum ganz für sich (den Louvre haben Beyoncé und Jay-Z schon besetzt).

Dort feierte sie vorab die Veröffentlichung eines großen Bildbandes, der am heutigen Freitag bei Phaidon erscheint. Die 1000 Fotos auf fünfhundert Seiten, zumeist aus den letzten zehn Jahren, viele davon zum ersten Mal veröffentlicht, haben alle extrem gute Qualität: vom erwartbaren glossy Supershooting im Fond einer Limousine bis zur ungeschminkten grobkörnigen Schwarzweiß-Intimität vor karibischen Pflanzen, die natürlich irgendwie auch erwartbar ist.

Man kann dieses Buch swipen, es gibt keine Unterbrechung des Bilderstroms. Der einzige Text: Rihanna. "Eine visuelle Autobiografie" nennt die Künstlerin es selbst. Es gibt nichts zu sagen, was nicht auch in den Bildern steckt - oder in der Vermarktung: Das Buch "Rihanna" ist in drei verschiedenen limitierten Editionen erhältlich, die "Ultra Luxury Supreme" Version für 110.000 Dollar ist schon seit September verkauft, an Musiker-Kollegin Cardi B.

Ein USB-Stick wird Kunst

Rihanna ist eine von diesen Ikonen, die jede Ära braucht. Man kann nicht definitiv sagen, wofür genau sie berühmt ist: Ihr Modelabel Fenty macht lustig-selbstbewusste Business-Mode, ihre Kosmetiklinie ist taschengeldkompatibel und hat 40 statt der üblichen 12 Foundation-Farben auf den Markt gebracht. Sie ist Markenmanagerin, Diversity-Aktivistin, Betreiberin des Labels Roc Nation. Die Partnerschaften mit anderen Marken sind zahllos. Auf ihr neuntes Album warten sehr viele Menschen, es wird immer wieder verschoben. Jetzt hat sie einen Kunst-Buch-Verlag und eins der berühmtesten Kunstmuseen ausgewählt, um das Projekt "Rihanna" weiter nach vorn zu bringen. "Ich habe Phaidon einen USB-Stick mit Bildern gegeben und 'here you go!' gesagt", erklärte sie im Guggenheim. "Und sie sagten: Wir werden Kunst daraus machen."

Man kann bei der Dramaturgie von 1.000 Bildern viel falsch machen, aber der Verlag hat es geschafft, dass Rihanna nicht langweilig wird. Oder schafft Rihanna das selbst? Vielleicht schon, selbst, wenn man sich kaum an Songs von ihr so richtig gut erinnert. Und selbst wenn man weiß, dass das Phänomen Rihanna nicht ohne Beyoncé denkbar wäre. Auf der ersten Doppelseite des Buches sieht man sie auf einem Bühnen-Laufsteg mit weit ausgreifenden Schritten und wehenden Haaren in einem weißen Hosenanzug – ein Beyoncé-Bühnen-Move und vielleicht ein wortloser Wink.

"Wenn du dich nicht vorbereiten muss, bist du eine Gangsterin"

Rihanna ist die feministische Superkapitalistin, der zigarillorauchende Boss, der mit einem als Armreif getarnten Flachmann aufs Coachella-Festival kommt, extrem fleißig und superlässig, niedlich und mit Fuck-you-Attitüde. Komischerweise ist sie in ihren Bildern auch immer alles zugleich, ob sie nun im Sand liegt oder mit fünftausend Karat behängt ist. Und das will etwas heißen, nämlich möglicherweise, dass sie sich nicht auf das Format einer Projektionsfläche bringen lässt.

In der besagten "Vogue" verrät sie auch, warum sie es abgelehnt hat, beim NFL-Superbowl aufzutreten: "Wer würde davon profitieren? Nicht meine Leute." Die Journalistin Abby Aguire hatte von ihrem Interview mit Rihanna am Tag vor dem Termin erfahren. Sie hatte keinen Fragenkatalog vorbereitet und schreibt dies auch. Rihanna-Fans waren entsetzt. Die Interviewte sagte dazu nur: "If you don’t have to prepare, girl, you’re a gangster."

Rihanna scheint eine ziemlich gute Person zu sein.