SPK-Jahresbericht 2023

Nach der Corona-Delle, vor der Reform

Das Logo der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) ist am Tor zur Villa von der Heyd zu sehen
Foto: Christoph Soeder/dpa

Das Logo der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) ist am Tor zur Villa von der Heyd zu sehen

Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz muss reformiert werden, wenn sie als Deutschlands wichtigste Kultureinrichtung international anschlussfähig bleiben will. Der nun vorgelegte Jahresbericht für 2023 zeigt, woran es hapert - und wo es gut läuft

Die Reform der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) bleibt ein großes Thema, ob sie nun vorangeht oder stockt, und ob die Bundesländer dafür mehr Geld locker machen oder nicht. Aber dessen ungeachtet geht der Betrieb der größten deutschen Kultureinrichtung unbeirrt weiter, allen Erschütterungen wie zuletzt vor allem der Pandemie zum Trotz.

So ist mit 2023 das erste volle Jahr vergangen, das einen Vergleich mit vor-pandemischen Zeiten erlaubt, was Besucher- und Nutzerzahlen angeht. Inzwischen liegt der Jahresbericht der SPK vor. Was früher in einer langatmigen Pressekonferenz zum Mitschreiben verkündet wurde, wird seit Jahren in übersichtlicher Form gedruckt bereitgestellt. Reform im Kleinen, gewiss; aber geht doch!

Die SPK gliedert sich in fünf Teil-Institutionen, unter denen die Staatlichen Museen in 16 Einrichtungen und noch mehr, nämlich 22 Häusern sowie die Staatsbibliothek mit ihren zwei Standorten die deutlich größten sind. Eine Aufgliederung des Stiftungs-Haushalts nach diesen Teil-Größen gibt es leider nicht; hoffentlich aber intern, denn nur dann kann die Reform mit der angestrebten größeren Autonomie der einzelnen Museen gelingen. 

Gesamthaushalt von gut 415 Millionen Euro

Der Gesamthaushalt der SPK belief sich im vergangenen Jahr auf gut 415 Millionen Euro. Davon gehen 250 Millionen als Betriebshaushalt für Personal- und Sachmittel drauf, 114 Millionen Euro betragen die im vergangenen Jahr aufgewendeten Baukosten. Letztere werden vollständig vom Bund finanziert. Der Bund trägt überdies mit 157 Millionen Euro den Löwenanteil des Betriebshaushalts.

Die Bundesländer, um deren Zustimmung zur Reform und vor allem deren Mitfinanzierung derzeit hinter den Kulissen gerungen wird, sind mit 52,5 Millionen Euro dabei. Ihr Anteil ist "gedeckelt", das heißt, sie sind vor Etatsteigerungen sicher. Als nach 1990 die enormen Lasten der Sanierung der Altbauten deutlich wurden, haben sich die Länder aus der Gesamtfinanzierung verabschiedet und dem Bund die alleinige Begleichung der Baukosten überlassen.

2019 lag der Gesamthaushalt übrigens noch bei 401 Millionen Euro – die Steigerung in Höhe von dreieinhalb Prozent bezogen auf das vier Jahre zurückliegende 2019 kann nur als "moderat" bezeichnet werden. Ein Argument mehr, dass mit der Reform der Stiftung auch ein guter Packen Euro-Scheine obenauf gelegt werden muss.

Isa-Genzken-Schau als Besuchermagnet

Nur 31,6 Millionen Euro erwirtschaftet die Stiftung als Eigeneinnahmen, das sind nicht einmal acht Prozent des Gesamthaushalts. Stirnrunzeln macht, dass im vergangenen Jahr weitere 21,7 Millionen Euro aus "Drittmittelrücklagen", also aus vorangehenden Jahren, entnommen werden mussten, um den Haushalt auszugleichen. Lassen wir es als Folge der Corona-Delle gelten.

Die ist zumindest bei den Besucherzahlen inzwischen wieder ausgebeult. Knapp 4,4 Millionen Besuche (und nicht Besucher, denn manch einer kommt mehrfach) verzeichneten die Museen im Berichtsjahr, sogar mehr als 2019 mit damals 4,2 Millionen. Im Jahr 2023 waren es 3,6 Millionen, da zeigt sich, wie mühselig und langwierig der Wiederaufschwung verlief. Und dabei konnten die 840.000 Besucher, die das Pergamon-Museum 2019 verzeichnete, im Berichtsjahr nicht mehr erreicht werden, weil das Haus ab 23. Oktober, also für gut zwei Monate des Jahres bereits geschlossen war.

Insgesamt tragen die Häuser der Museumsinsel mit 2,57 Millionen Besuchen den Löwenanteil von knapp 60 Prozent der Gesamtzahl bei, das Kulturforum kommt immerhin auf eine runde Million oder knapp ein Viertel. Die Ausstellung Isa Genzken in der Neuen Nationalgalerie war daran mit bemerkenswerten 250.000 Besuchen beteiligt.

Geringer Zuspruch zur Gemäldegalerie

Katastrophal – man kann es einfach nicht beschönigen – ist der geringe Zuspruch zur Gemäldegalerie: Eine der weltweit besten Altmeistersammlungen wurde von lediglich 193.000 Besuchen aufgestöbert. Dass eine Sonderausstellung von solchem Rang wie diejenige zu Hugo van der Goes nicht mehr als 81.000 Besuche verzeichnen konnte, ist, gelinge gesagt, peinlich. Erfreulich sind hingegen die erneut leicht positiven Zahlen beim Hamburger Bahnhof mit diesmal 367.000 Besuchen. Die gegenüber etwa den Antiken eher schwankungsabhängige Gegenwartskunst hat in Berlin einen erkennbar festen Stand, ein Erfolg auch für das seit Anfang 2022 amtierende Leitungsduo Fellrath/Bardaouil.

Die Staatsbibliothek hat mit 934.000 Besuchen und 1,1 Millionen Entleihungen außer Haus ihr Niveau gehalten, gegenüber Vor-Corona-Zeiten sogar leicht gesteigert. Was nicht oder nur noch kaum gewachsen ist, ist die Zahl der Medieneinheiten im Bestand, von 12,2 auf 12,3 Millionen. Das ist kaum mehr, als allein im deutschsprachigen Buchmarkt alljährlich verlegt wird. Dass die Zahl der gedruckten Zeitschriften weiter zurückging, liegt auf der Hand. Dass aber auch die der elektronischen Zeitschriften zurückgefahren wurde und regelrecht einbrach, von 69.000 auf 42.000, bedarf noch der näheren Erläuterung.

Insgesamt also ein unspektakulärer Jahresbericht, den die Stiftung Preußischer Kulturbesitz für das Jahr 2023 vorgelegt hat. Business as usual, das ist angesichts der Aufregungen um den künftigen Kurs der massigen Stiftung allemal eine gute Nachricht.