Geschenktipps

Die besten Bücher zum Fest

Was gibt es Besseres, als zu Weihnachten Bücher und Bildbände zu verschenken. Wir haben einige Tipps zum Lesen, Blättern, Staunen zusammengestellt

Kein gutes Ende

Ihr fotografisches Werk ist überragend, ihr Engagement als Aktivistin hat die Zusammenhänge zwischen der Opioid-Krise und dem Mäzenatentum der Pharma-Familie Sackler aufgedeckt und vor Gericht gebracht. 2022 ist ihr Jahr gewesen: Nan Goldin ist Trägerin des Käthe-Kollwitz-Preises, die Hauptperson in dem Film "All the Beauty and the Bloodshed" von Laura Poitras, der mit dem Goldenen Löwe in Venedig ausgezeichnet wurde, und nicht zuletzt ist sie die Nummer eins der Monopol-Top-100-Liste.

Das Buch "This Will Not End Well" gibt erstmals einen umfassenden Überblick über Nan Goldins Arbeit als Filmemacherin. Es begleitet die gleichnamigen Retrospektive, die vom Moderna Museet, Stockholm, organisiert wurde und auf Tournee geht. Diashows und Filme, Fotos, Tonbänder und Musiktitel sind eingeflossen in das engagierte Werk der heute 69-Jährigen. Ihre Geschichten reichen vom Trauma ihrer Familiengeschichte über das Porträt ihrer Bohème-Freunde bis hin zur eigenen Suchtgeschichte. Das Buch behält die Präsentation der von Goldin etablierten Diashows bei, die Künstlerin selbst gab 20 Texte für den Katalog in Auftrag.

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"This Will Not End Well", Steidl, 48 Euro


Multimediales Werkverzeichnis

Joseph Beuys war Bildhauer, aber vor allem seine Aktionen und Performances trugen zu seiner sagenhaften künstlerischen Ausstrahlung bei. Nicht immer wurden sie sofort medial aufbereitet.

Darum ist es außergewöhnlich, wie akribisch ein Team jahrelang in Zusammenarbeit mit Beuys Erben filmische Dokumente zusammentrug und nun tatsächlich eine lückenlose Dokumentation aller Beuys-Aktionen vorlegen kann. Im grauen Pappschuber mit acht DVDs, einem 520-seitigen Buch und einem Verzeichnis fast schon ein Werk.

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"Joseph Beuys. Aktionen 1963-1986", Verlag der Buchhandlung König, 99 Euro


Schmucke Stücke

Statt Ohrringe zu verschenken: ein Buch über Gold und Juwelen im Hip-Hop. "Mein Schmuck ist mein Superhelden-Anzug", sagt der Rapper Slick Rick. Der gewichtige Band "Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History" präsentiert die visuelle Geschichte der Bling-Kultur als eigenständige Ausdrucksform. Mit ikonischen Fotos aus 40 Jahren und Hintergrundgeschichten wird der Hip-Hop-Adel in den Fokus genommen und der persönliche Stil von Jay-Z, Migos, Pharrell und Tupac untersucht.

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"Ice Cold. A Hip-Hop Jewelry History", Taschen, 80 Euro


Zurück zur Klassenfrage

Schon Christian Baron oder Didier Eribon erzählen davon, sich aus der Arbeiterklasse hochzuarbeiten. Dabei meint ihre familiäre Herkunft stets den männlichen Arbeiter. Die Journalistin Marlen Hobrack, die auch für Monopol schreibt, erzählt aus persönlicher Sicht die Geschichte ihrer hart arbeitenden Mutter. Und macht mit klugen Beobachtungen aus der wiedervereinigten Bundesrepublik klar, dass identitätspolitische Debatten nicht ohne Klassenfrage geführt werden können.

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"Klassenbeste", Hanser Literaturverlage, 22 Euro


Unter Banskys Einfluss

Seine jüngste Arbeit in der Ukraine zeigt immer wieder, wie präzise Banksy arbeitet und mit der Aufmerksamkeit umzugehen weiß, die er als weltberühmtes Street-Art-Pahntom jedes Mal erregt. In "Planet Banksy" zeigt der Graffitikünstler und Historiker, Produzent und Verleger Ket den Einfluss von Banksy auf andere Künstler. Das Buch versammelt Kunstwerke aus allen Teilen der Welt, die von Banksy inspiriert wurden, sowie zahlreiche seiner eigenen kontroversen Arbeiten. Seine Schablonendesigns sind sofort erkennbar und verstörend präzise in ihren sozialen und politischen Kommentaren, gewürzt mit subtilem Humor und Selbsterkenntnis. Ket bietet einen Überblick, wie Banksys Arbeit das Gesicht der modernen Kunst – und auch das Stadtbild – verändert hat. Er ist Mitbegründer des Museum of Graffiti in Miami, Florida.

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"Planet Banksy", Midas Verlag, 18 Euro


Altes Geld

Anne Schönharting fotografiert Charlottenburgerinnen und Charlottenburger in ihren Wohnungen, Häusern und Schlössern. "Habitat" bestätigt dabei scheinbar das Klischee: Reichtum, Stil, kalkulierte kreative Unordnung, meterhohe Weihnachtsbäume, ein weißer Pfau. Doch die Fotokünstlerin bringt den Bewohnern so viel aufrichtiges Interesse und Empathie entgegen, dass daraus mehr wird. Etwas ganz und gar Ungewohntes sogar: eine mitfühlende Studie der am meisten kritisierten Bevölkerungsgruppe, der Privilegierten.

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"Habitat", Hartmann Books, 68 Euro

 

Eine Frage der Ethik

Elvis wurde berühmt mit Schwarzer Musik, Karl May mit einem klischeehaften "Indianerhäuptling", und der Streit darüber, wer was angeblich darf oder nicht darf, schafft es verlässlich in die "Bild"-Zeitung. Gut, dass Jens Balzer in diesem schmalen Band sein immenses popkulturelles Wissen sowie die einschlägigen Cultural Studies zusammennimmt und erklärt, warum Kultur immer Aneignung ist – und warum es trotzdem legitim ist, Ausbeutung auch im Kontext von Kultur zu kritisieren. Wir brauchen keine Witze über Winnetou, wir brauchen eine "Ethik der Appropriation".

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"Ethik der Appropriation", Matthes & Seitz, 10 Euro


Hommage an Spike Lee

Was gibt es Interessanteres als Tipps von jemandem wie dem Regisseur, Filmwissenschaftler und Cinephilen Spike Lee? Seine "95 unverzichtbaren Filme", seine Sammlung an Filmdevotionalien, sein "Sal’s Famous Pizzeria"-Shirt, das er als Mookie in seinem bahnbrechenden Film "Do the Right Thing" trug, sind nur einige der Facetten seines poppigen, bunten, aber immer zutiefst politisch motivierten Filmschaffens. Zu "Director’s Inspiration" trugen auch Künstler wie Isaac Julien bei.

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"Director’s Inspiration", DelMonico, um 40 Euro


Die Unbekannten

Saul Leiter (1923–2013), der heute als ein Pionier der Farbfotografie gilt, wurde erst spät entdeckt. Erst seit Kuratoren und Kritiker auf den damals 80-Jährigen aufmerksam werden, erfährt sein Werk die gebührende Wertschätzung. In strahlenden Farben zeigen Leiters Bilder das Leben auf den Straßen New Yorks der 1950er- und 1960er-Jahre. Nach seinem Tod hinterließ er eine Sammlung von mehr als 40.000 Farbdias, von denen nur ein Bruchteil je das Tageslicht erblickt hatte. Dieses Buch präsentiert erstmals 76 wiederentdeckte Werke aus dieser außergewöhnlichen fotografischen Fundgrube.

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"Unseen Saul Leiter", Kehrer, 39,90 Euro


Persönliches von Meret Oppenheim

Gerade ist ihr eine große Retrospektive im MoMA gewidmet, in dessen Sammlung sich ihr berühmtestes Werk befindet. Doch auch jenseits der Felltasse (Frühstück im Pelz) ist das komplexe und rätselhafte Werk Meret Oppenheims (1913–1985) faszinierend. Über Persönliches hatte sie sich stets in Schweigen gehüllt, die Veröffentlichung persönlicher Dokumente während zwanzig Jahren nach ihrem Tod nicht erlaubt. Oppenheims 1958 zusammengetragenes Album "Mein Album. Von der Kindheit bis 1943" ist Tagebuch und eine Art Kunstwerk zugleich und versammelt Fotos, Objekte, Notizen und kurze Texte, aber auch Ideen und Konzepte für neue Werke. Persönliche Einblicke in ihr privates Leben und Denken bieten neue Perspektiven auf eine große Künstlerin.

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"Mein Album. Von der Kindheit bis 1943", Scheidegger Spiess, 48 Euro