Dass man mit Playmobil die Welt erklären kann, wissen wir spätestens von Harald Schmidt, der in seiner Late-Night-Show jahrelang mit den Spielfiguren historische Zusammenhänge nachstellte, von der britischen Monarchie bis zur Geschichte der SPD. Auch die Kunst lässt sich mit ihnen durchwandern: Der französische Künstler Pierre-Adrien Sollier malt seit bald 20 Jahren ewig stoisch lächelnde Playmobil-Männer und -Frauen in Werke der Kunstgeschichte und als Künstlerinnen und Künstler. Yayoi Kusama, Andy Warhol, Jean-Michel Basquiat, das Géricaults "Floß der Medusa" und Vermeers Magd - sie alle haben bei Sollier das immer gleiche Playmobil-Gesicht und -Körper.
Vor 50 Jahren kamen die ersten dieser Spielzeugfiguren auf den Markt und eroberten in den nächsten Jahrzehnten die Kinderzimmer in vielen Ländern weltweit. Wer mit Playmobil groß geworden ist, hat inzwischen meist selbst Kinder, die ebenfalls damit spielen oder gespielt haben. Ein 7,5 Zentimeter großer Ritter, ein Bauarbeiter und ein Indianer - das waren die ersten Figuren, die der Spielzeugproduzent Horst Brandstätter am 2. Februar 1974 auf der Spielwarenmesse in Nürnberg vorstellte.
Playmobil oder Lego - das war für einige westdeutsche Kids mal genauso eine Glaubensfrage wie Pepsi oder Coca Cola. Der Berliner Künstler Ralf Ziervogel hat einmal mit einer Edition diese Entscheidung polemisch aufgelöst, indem er einem Lego-Baustein eine Playmobil-Frisur verpasst hat.
Heute hat der dänische Konkurrent das Rennen längst für sich entschieden, Playmobils Mutterkonzern, die Horst Brandstätter Group, streicht nach zwei wirtschaftlich schwierigen Jahren mit Einbußen bei Umsatz und Gewinn 700 Stellen weltweit. Bei Sollier jedoch sind die Playmobil-Figuren im Olymp der Kunstgeschichte angekommen. Mehr Ruhm geht kaum.