Humor wird in der Kunst viel zu selten verlangt. Nicht Witze über Kunst, sondern gute visuelle Pointen, die – analog zu Humor in der Sprache – über Zwischenräume, Ähnlichkeiten oder Umwege entstehen. Die Fotografien von Roman Schramm haben diese Gabe.
In seinen C-Prints arrangiert Roman Schramm Pflanzen, Mode, Bastelmaterialien, Flächen und Räume. Ein Rinderpansen, ausgeleuchtet wie ein Luxusprodukt, ein Hightech-Sneaker, inszeniert wie eine Skulptur: Eine Wertung findet nicht statt, höchstens nach dem äußerst optimistischen Kriterium, dass alles, wirklich alles interessant sein kann, wenn man es in einem guten Kontext präsentiert. Die Elemente, aus denen sich seine Bilder zusammensetzen, entwickeln ein eigenes Vokabular, das teils auf Bedeutungszusammenhänge vertraut, teils auf formale Bezüge und zum Teil auch einfach aus einer übermütigen Begeisterung für Oberflächen und für das Bildermachen an sich entsteht.
Dabei schwingt die ganze Fotogeschichte mit, und es ist wirklich eher ein Schwingen als ein schwer getragenes Erbe: Der 1979 geborene Künstler kann Objekte so hochglanzfetischisieren wie Guy Bourdin die Frauen in den 80er-Jahren, er geht mit Farben und Lichtsetzung um wie ein Still-Life-Fotograf für Magazine, er versteht etwas vom diffizilen Zusammenspiel der anonymen Dinge wie Annette Kelm, mit der er studiert hat.
Roman Schramm spielt mit der fast hundertjährigen Neuen Sachlichkeit, aber auch mit aktueller Bild- und Formfindung, von Franz West bis Post-Internet-Art. Wer gerade melancholisch beklagt, dass Bilder im Internetzeitalter nur noch flüchtig, gesampelt und redundant sind, sollte einen Blick in Roman Schramms Publikation werfen. Seine Fotografien sind brandneu und trotzdem nicht modisch, wenn es um die andauernde Verhandlung darüber geht, was ein gutes Bild ist – oder eine gute Pointe.