Medienschau

"Das Berliner Stadtschloss wirkt immer brauner"

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Der Skandal um rechte Spender fürs Berliner Stadtschloss weitet sich aus, Candice Breitz äußert sich zur Absage ihrer Ausstellung und überall Käthe Kollwitz: Das ist unsere Presseschau am Montag

Museen

Der Skandal um rechte Spender fürs Berliner Stadtschloss, das auch das Humboldt Forum beherbergt, geht weiter. Nun legt der "Spiegel" neue Spendernamen vor: Der frühere SPD-Politiker Thilo Sarrazin und "Compact"-Autor Jan von Flocken und der mutmaßliche Republikaner-Mitbegründer Hans-Ulrich Kopp, Teilnehmer des Potsdamer "Remigrations"-Treffens, sollen für die Fassadengestaltung Geld gegeben haben. "Das 677-Millionen-Gebäude wirkt nicht nur wegen seiner sandfarbenen Fassade für Außenstehende immer brauner und brauner", schreibt das "Spiegel"-Recherchekollektiv. "Wie kann es sein, dass das Interesse der Bundesregierung, diese Spendenriege aufzuarbeiten, derart gering ist? Dass auch der Druck der Berliner Öffentlichkeit, die nahezu wöchentlich gegen rechte Umtriebe auf die Straße geht, mittlerweile ausbleibt? Und was denkt eigentlich Kulturstaatsministerin Claudia Roth, die immerhin an der Spitze des Humboldt Forums beziehungsweise seines Aufsichtsgremiums sitzt?"

Zum Ende der Amtszeit von Jule Hillgärtners als Leiterin des Kunstvereins Braunschweig zieht Bettina Maria Brosowsky in der "taz" eine durchweg positive Bilanz. Aber: "Was nach einem eleganten Abschied der 46-Jährigen aussieht, hat leider eine bittere Note: Hillgärtner wäre zu Ende Oktober dieses Jahres durch den Vereinsvorstand gekündigt worden. War sie zu erfolgreich geworden, zu gefragt in ihren vielen Aktivitäten – oder für die Leitung eines Kunstvereins schlicht zu alt?"

Die Absage einer geplanten Ausstellung von Candice Breitz im Saarlandmuseum hat eine hitzige Debatte entfacht. In der "Saarbrücker Zeitung" hat die Künstlerin vergangene Woche nochmal ihren Blick auf den Fall dargelegt: Der Vertrag mit der Vorständin der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, Andrea Jahn, wird vorzeitig in gegenseitigem Einvernehmen gelöst. Im nachfolgenden Beitrag äußert sich die Künstlerin selbst zu der Debatte. "Glaubt irgendjemand in Saarbrücken wirklich, dass das Verweigern von Plattformen und das Entziehen von Einkommen progressiver jüdischer Personen, die Netanjahus rechtsextremer Regierung kritisch gegenüberstehen, der sinnvollste und effektivste Weg ist, um die eskalierende Bedrohung jüdischen Lebens in dem Land zu bekämpfen, das für die Ermordung von sechs Millionen europäischen Juden in der jüngsten Vergangenheit verantwortlich war? Sollten die Einwohner einer Demokratie wie Deutschland nicht das Recht haben, eine rechtsextreme Regierung zu kritisieren, deren Politiker offen völkermörderische Rhetorik verwenden und sich selbst stolz als faschistisch, homophob und rassistisch bezeichnen? Oder sollten wir die Meinungsfreiheit einfach abschaffen und uns vom deutschen Staat vorschreiben lassen, was genau wir zu denken haben?"

Porträt

Am Sonntag wurde Rebecca Horn 80 Jahre, Till Briegleb gratuliert der Künstlerin in der "SZ": "Die Anarchie, die Rebecca Horn meint, ist also die absolute inhaltliche Freiheit, wenn sie an den Einzelteilen ihrer Weltmaschine der Gegensätze fortbastelt. Die Präzision ihrer Mechanik setzt sie ein, um die Freiheit der Assoziation möglichst groß zu gestalten. Diese fehlende Herrschaft vorgeschriebener Deutungen gibt alle Macht den Betrachtenden. Anarchie ohne Chaos. Eine Utopie." Für die "FAZ" schreibt Stefan Trinks.

Ausstellung

Gleich drei große Museen zeigen in diesem Jahr die Künstlerin Käthe Kollwitz: das Städel Museum Frankfurt am Main, das New Yorker MoMA und das Statens Museum for Kunst Kopenhagen. Das sei unserer Krisenzeit sicher kein Zufall, schreibt Sebastian Preuss in der "Weltkunst": "Kollwitz’ Mitgefühl und Engagement für alle Opfer von Krieg, Armut und Ausbeutung wird heute offenbar in aller Welt verstanden. Und ihr Werk erhält eine neue Aktualität." Peter Neumann sieht in der "Zeit" in dieser vermeintlichen Aktualität eine Gefahr: "Käthe Kollwitz hat sich unablässig mit sich selbst beschäftigt – mit ihrer Rolle als Künstlerin, Frau, Mutter. Ihre Grafiken sind lebenslange Meditationen über feministische Themen wie Identität, Körper und soziale Realität. Man sollte sich diesmal aber davor hüten, sie wieder für politische Zwecke zu vereinnahmen." Was genau er damit meint, hätte man gerne genauer gewusst.

Mia Hennig von Lange hat sich für die "FAZ" eine Banksy-Ausstellung in Berlin angeschaut. "Banksy will Gemeinschaft schaffen statt neuer Exklusivität", schreibt die Tochter der ehemaligen Popautorin Alexa Hennig von Lange. "Durch Ausstellungen dieser Art werden widerständige Künstler, die offen und außerhalb eines dafür vorgesehenen Rahmens sprechen wollen, wieder eingefangen. In der Ausstellung sieht man Werke, die von Banksy stammen sollen. Aber sieht man sie wirklich? Das Präsentieren seiner Kunst im White-Cube-Käfig raubt seinen Werken ihr anarchisches Wesen, das sie haben, wenn man in zerstörten Städten oder gen­trifizierten Nachbarschaften an ihnen vorbeiläuft – und stehen bleibt."