Jeder kennt Arbeiten von Christoph Niemann, einem der international gefragtesten Zeichner und Illustratoren. Seine Cover für den "New Yorker" sind legendär (die radioaktiven Kirschblüten nach Fukushima, der verregnete Ausblick aus dem Yellow Cab). Immer sind es hoch konzentrierte Ideenbilder, gleichzeitig handwerklich perfekt, so reduziert wie Konzeptkunst und so sinnlich wie Malerei. Was aber macht so jemand, wenn er freigesprochen ist von jeder inhaltlichen Zielsetzung?
Niemann hat angefangen zu malen. Es sind wunderschöne Miniaturen und Momentaufnahmen entstanden, aber auch Panoramen und Landschaften. Jeder Pinselschwung sitzt, die Farben und Formate auch. Gleichzeitig behält er den einzigartig scharfen Blick eines hellwachen Zeitgenossen, dessen Beruf das Sehen ist. Die Pointe baut sich bei diesen Bildern nicht, wie bei seinen Illustrationen, im Hirn des Betrachters zusammen, sie bleibt im Bild selbst. Oft durch das, was man nicht sieht, etwa wenn Christoph Niemann fast vollkommen auf Gesichter verzichtet und man trotzdem jede seiner Figuren sofort zu kennen glaubt.