Zwischen Leben und Tod Eine Skulptur von König Georg IV. zu Pferd und zwei Generäle aus Großbritanniens indischem Reich thronen in drei Ecken des Londoner Trafalgar Square. Der vierte Sockel ist seit 1840, als der Platz angelegt wurde, leer – und bietet seit 25 Jahren die perfekte Plattform für zeitgenössische Künstler, sich im Rahmen der Fourth Plinth Commission an den imperialen Symbolen abzuarbeiten. Die neue Auftragsarbeit der Mexikanerin Teresa Margolles besteht aus Gipsabgüssen der Gesichter von 726 transsexuellen Menschen. Sie steht für die Rechte von Transgemeinschaften weltweit und als Tribut an eine Freundin der Künstlerin, eine Transfrau namens Karla, die im Dezember 2015 ermordet wurde. Formal lehnt sich die Skulptur an ein aztekisches Meisterwerk an, einen Turm aus Schädeln aus dem 15. Jahrhundert, der als Huey Tzompantli bekannt ist. Der Blick auf die klinisch exakte Sammlung lebender Gesichter – Margolles ist ausgebildete Pathologin – hat etwas Morbides, Universelles: Ihre Innenseiten sind nach außen gekehrt, man möchte sie fast ausprobieren. Ein Aufruf zu Empathie und ein raffiniertes Memento mori. Mit der Zeit werden die Gesichter durch das Londoner Wetter verfallen und "eine Art Anti-Monument" hinterlassen, so Margolles.