Fata Morgana Belgien ist das Land des Surrealismus, wo Künstler wie René Magritte zeigten, dass hinter allem, was wir sehen, noch etwas anderes schlummert. Und Belgien ist das Land der konzeptuell denkenden Modemacher, deren Schnitte weit unter die Haut reichen. In der Schuttershofstraat im Zentrum von Antwerpen kommt es jetzt zur fröhlichen Vermählung beider Disziplinen. Der Designer Martin Margiela, der als avantgardistisches Ausnahmetalent bekannt wurde und sich 2009 aus der Modewelt zurückzog, hat seine erste Skulptur im öffentlichen Raum geschaffen. "Blinds" ist ein silbern schimmernder Lamellenvorhang mit der überwirklichen Präsenz einer Fata Morgana: das Versprechen, dass gleich etwas passieren könnte. Subtil reflektiert der Vorhang das Wechselspiel von Privatsphäre und Öffentlichkeit, Sehen und Gesehen-Werden, das den Reiz von Fußgängerzonen mit ihren Schaufenstern und flanierenden Passanten ausmacht. Man kann um ihn herumgehen, sich hinter ihm verstecken, doch was er verbirgt, bleibt ein Geheimnis. Das Middelheim Museum, das das Werk in Auftrag gab, nennt René Magritte als Inspirationsquelle – Martin Margiela selbst bleibt unsichtbar und sich damit treu: Von dem 67-Jährigen gibt es keine Fotos, keine Interviews, er tritt nie öffentlich auf. Ein Meister des Verbergens.