Fotos von Berliner Hochhäusern

Alles Fläche, Raster und Kontrast

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Das Duo Ama Split und Riky Kiwy fotografiert Berliner Wohnhochhäuser – mit größter Sensibilität für Farben und Strukturen. Ihr neuer Bildband ist nicht weniger als ein ästhetischer Trip

Es kann passieren, dass ein Gebäude mehr Geometrie ist als irgend etwas anderes. Dann ist der Architekt oder die Architektin beim Entwurf von Formen und Materialien so begeistert, dass es schwer vorstellbar ist, dass daran gedacht wurde, dass dazu jemand sagen wird: "Das ist mein Zuhause." Entfremdung kann man dazu sagen, wenn man die individuellen Einzelheiten des Wohnortes nur noch schwer ausmachen kann, weil alles nur Fläche, Raster und Kontrast ist.  Oder man kann es ins Positive wenden und einen ästhetischen Trip daraus machen.

Das Duo Ama Split und Riky Kiwy haben sich dazu entschlossen und sich mit großer Sensibilität für Farben und Strukturen mit der Analog-Kamera auf die Suche gemacht. Ihr Buch "Palazzi" ist das erste einer Reihe von dreien, fotografiert wurde nur in Berlin. Es folgen Städte in Italien und Frankreich.

Die Übertreibung, Wohnhochhäuser als "Palazzi" zu bezeichnen, hat ihren durchaus optimistischen Reiz. Die Eintönigkeit des Zweckmäßigen wird zum Ornament, und dieses Ornamentale wird noch gesteigert durch eine digitale Bearbeitung. "Wir betrachten Gebäude und architektonische Strukturen als geometrische Objekte und auch als ornamentale Gegenstände. Die Zeit geht durch sie hindurch, und um diesen 'Fleck der Zeit' zu zeigen, haben wir uns entschieden, ein Layout mit der Technik der Punktverschiebung zu erstellen", sagen die beiden.

Bis die Architektur ins Dekorative kippt

Diese Punkteverschiebung verlängert einzelne Bildelemente und lässt sie zu geometrischen Flächen werden. Die Rigorosität der Architektur wird noch gesteigert, bis sie fast wieder ins Dekorative kippt. So bekommt die statische Fassade die Dynamik einer zu schnellen Kamerafahrt.

So ähnlich, wenn auch ästhetisch auf einer ganz anderen Ebene, funktionierte schon das Buch "Raucherkneipen" des französisch-italienischen Fotografenduos: zwischen hartem Realismus und Weltflucht in die Abstraktion.