Was haben die Menschen nur gegen Montage? Zum Wochenstart sind die sozialen Medien voll mit Bildern mürrischer Kreaturen, die Verachtung für die anstehenden Herausforderungen und die schier endlose Reihung von Werktagen ausdrücken sollen. Auch Camille Henrot hat diesem Unbehagen mit ihrer Ausstellung "Monday" in der römischen Fondazione Memmo eine Form gegeben – natürlich viel filigraner und existenzieller als jedes Montag-Meme.
Die Künstlerin empfahl sich schon mit ihrer sensationellen Videoarbeit "Grosse Fatigue" von 2013 als Expertin für Erschöpfungszustände. Das Medium Video hat die 38-Jährige in den vergangenen Jahren vernachlässigt, stattdessen überraschte die in New York lebende Französin mit Arbeiten, die mit Anleihen an Matisse, Picasso und Max Ernst völlig aus der Zeit gefallen scheinen. Und jetzt: Fresken und Bronzen in Rom!
Henrot hat die Wände mit Szenen bemalt, die die Zerrissenheit zwischen Pflicht und Müßiggang symbolhaft darstellen: Ein nacktes Mädchen wird von einer Mephistofigur aus dem Bett gezerrt, ein anderes sitzt melancholisch im Sessel, ein drittes fängt seine Tränen in zwei Gläsern auf. Der Schwung des Strichs und die lebendigen Farben kontrastieren dabei die Schwermut, unter denen diese Frauenfiguren offenbar leiden. Besser als die Fresken bringen die Bronzen die montägliche Trägheit zum Ausdruck: Wie von ihrer eigenen Masse gekrümmt stehen sie im Raum und im Innenhof. Eine auf dem Boden liegende Metallplatte reckt ein Froschbein in die Höhe: als wolle eine Yogamatte Yoga machen.
Klingt seltsam? Ist es auch. Henrot hat eine Ausstellung geschaffen, die selbst so zerrissen – und deshalb auch zwiespältig – ist wie das Gefühl am Beginn einer neuen Woche und einer erfolgreichen Künstlerkarriere: Drama und Komik, Hoch und Tief, "Jetzt geht’s los" und "Ich kann nicht mehr" liegen nah beieinander. Dass Slapstick mit der Trägheit von Körpern zu tun hat, weiß man. Hier wird es Erlebnis.